Mittwoch, März 22, 2023

Musikalisches Abendgebet für Frieden in der Ukraine

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Wer­ne. Wenn Wor­te feh­len, kann Musik hel­fen. Seit einem Jahr macht der Ukrai­ne­krieg vie­le sprach­los. Zum Jah­res­ge­dächt­nis des rus­si­schen Angriffs ließ daher die Evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de die Musik spre­chen: Am Sonn­tag gestal­te­te das Jamu­lus-Quar­tett in der Mar­tin-Luther-Kir­che einen Even­song, eine musi­ka­li­sche Form des abend­li­chen Stun­den­ge­bets, für mehr als 70 Zuhörende.

Even­songs stam­men aus der angli­ka­ni­schen Kir­che und fin­den seit eini­ger Zeit auch in Deutsch­land immer mehr Anklang. „Die evan­ge­li­sche Kir­chen­ge­mein­de will die­se Tra­di­ti­on auf­grei­fen“, erklär­te Pfar­rer Alex­an­der Mee­se den Kir­chen­be­su­chern. Das Bene­fiz­kon­zert zuguns­ten der Ukrai­ne mach­te den Auftakt.

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Es war, dem Anlass ent­spre­chend, ein sehr kon­tem­pla­ti­ver Pro­log – mit einem A‑ca­pel­la-Ensem­ble, das zwar stimm­ge­wal­tig klin­gen konn­te, aber die erns­te Stim­mung nicht über­tön­te. Dem ent­sprach die ange­mes­se­ne Aus­wahl der Stü­cke. Den vor­ge­tra­ge­nen Psalm­ver­to­nun­gen wohn­te ein nach­denk­li­cher Grund­ton inne. Trotz­dem ver­sank das Kon­zert nicht in Schwer­mut. Dafür sorg­te zum einen der sorg­fäl­ti­ge, gut ver­ständ­li­che Text­vor­trag. Zum ande­ren fun­kel­te hier ein leb­haf­ter Kyrie­ruf, atme­te dort ein Hauch baro­cker Leich­tig­keit, erhob sich die Orgel mit prunk­vol­ler Klangfülle.

Bei aller Trau­er um die Opfer des Krie­ges soll­te vor allem der Hoff­nung auf Frie­den Aus­druck ver­lie­hen wer­den. Das lag dem Jamu­lus-Quar­tett hör­bar am Her­zen. Wie die Sopra­nis­tin Dag­mar Borow­ski-Wen­sing zu Beginn erklär­te, sei das Ensem­ble „ein Kind der Coro­na­pan­de­mie“: vier Kir­chen­mu­si­ker, die sich wäh­rend der Lock­downs im Inter­net zu Pro­ben ver­ab­re­det hat­ten. Das Pro­gramm „Jamu­lus“ ermög­lich­te das gemein­sa­me Sin­gen via Com­pu­ter. Und zwar so gut, dass die vier ihr Pro­jekt nach dem Abflau­en der Pan­de­mie fort­setz­ten und jetzt in den Dienst der Frie­dens­in­itia­ti­ven stell­ten. Neben Borow­ski-Wen­sing waren das ihr Mann Dr. Hans-Joa­chim Wen­sing (Tenor und Kla­vier), Ursu­la Kirch­hoff (Alt) und Hei­ko Ittig (Bass und Orgel).

Als Leit­mo­tiv des Even­songs hat­ten die Sän­ge­rin­nen und Sän­ger eine bekann­te Lied­zei­le gewählt: „Ver­leih uns Frie­den gnä­dig­lich“. Es han­delt sich dabei um eine Lied­stro­phe, die Mar­tin Luther als Nach­dich­tung eines gre­go­ria­ni­schen Wech­sel­ge­sangs aus dem 9. Jahr­hun­dert ver­fass­te. Ursu­la Kirch­hof stell­te zunächst den medi­ta­ti­ven Cho­ral vor. Dann grif­fen alle vier Sän­ger die deut­schen Wor­te Luthers in Ver­to­nun­gen von Bal­tha­sar Res­i­na­ri­us und Hans Leo Haß­ler auf. Zum Schluss klam­mer­ten Kom­po­si­tio­nen von Hugo Distler und Felix Men­dels­sohn-Bar­thol­dy über die­se Zei­len das Abend­ge­bet ein. Dazwi­schen luden Psalm­ver­to­nun­gen und die lit­ur­gisch obli­ga­ten Lob­ge­sän­ge, das „Magni­fi­cat“ (als Lob­ge­sang Mari­ens aus der Ves­per) und das „Nunc Dimit­tis“ (als Lob­ge­sang des Sime­on aus der Kom­plet) zu Andacht und stil­lem Gebet ein.

Das Ensem­ble inter­pre­tier­te eben­so fein­füh­lig wie ein­dring­lich; die prä­gnan­ten Eck­stim­men von Sopran und Bass wur­den von der Altis­tin und dem Tenor har­mo­nisch aus­ba­lan­ciert. Trös­tend erklang Loe­wes „Schaf­fe mir, Gott, ein rei­nes Herz (Psalm 51)“. Geer­det von den Män­ner­stim­men lie­ßen Borow­ski-Wen­sing und Kirch­hof ihre Stim­men „mit freu­di­gem Geist“ empor­stei­gen. Zu „Befiehl dem Ewi­gen dei­nen Weg (Psalm 37)“, von Lou­is Lewan­dow­ski, beton­ten strah­len­de Akzen­te das besun­ge­ne Licht. Men­dels­sohns Psalm­ver­to­nung „Wirf dein Anlie­gen auf den Herrn“ into­nier­te das Quar­tett anfangs mit span­nungs­rei­cher Lang­sam­keit, ver­dich­te­te dann das Tem­po mit ent­schie­de­ner Aus­sa­ge­kraft. Ele­gant aus­for­mu­liert wur­den die Stim­mungs­wech­sel von Pachel­bels Magni­fi­cat: Da wur­de vor­neh­me Ruhe von schwung­vol­len Ein­wür­fen abge­löst, setz­ten flüch­ti­ge Pas­sa­gen von Alt, Tenor und Bass einen Kon­tra­punkt zu lang atmen­den Melo­die­bö­gen des Soprans.

Das Ergeb­nis der Spen­den­ak­ti­on ist 986,01 Euro. „Wir sind sehr dank­bar“ so Dag­mar Borowski-Wensing.

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