Sonntag, März 26, 2023

Rebellische Vibrationen

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Wer­ne. Pul­sie­ren­de Inten­si­tät und scharf­kan­ti­ge Rhyth­men ver­bin­den zwei Kom­po­nis­ten, die Jahr­hun­der­te tren­nen: Anto­nio Vival­di und Jimi Hen­drix. Das arbei­te­ten der Solist Dani­el Sepec und die Bre­mer Kam­mer­phil­har­mo­nie in ihrer Inter­pre­ta­ti­on der „Vier Jah­res­zei­ten“ und eini­ger Songs von Hen­drix am Sonn­tag spür­bar her­aus. Das von der Gesell­schaft der Musik­freun­de ver­an­stal­te­te Son­der­kon­zert im Kol­ping­saal war aus­ver­kauft. Das der Saal trotz­dem nicht voll besetzt war, lag an pan­de­mie­be­ding­ten Auflagen.

Das Kon­zert hat­ten die Musi­ker unter das Leit­mo­tiv „The Pur­ple Sea­sons“ gestellt – eine Anspie­lung auf Hen­drix’ Song „Pur­ple Haze“ und das eng­li­sche Wort „sea­son“ für Jah­res­zei­ten. Die gelun­ge­ne Sym­bio­se wur­de beson­ders deut­lich, als sich Hen­drix’ „Foxy Lady“ in den Aus­klang von Vival­dis „Herbst“ schlich. Zunächst war da nur ein irri­tie­ren­des Sur­ren, das sich nicht zuord­nen ließ. Dann dröhn­ten Klän­ge durch den Kol­ping­saal, die an har­te Gitar­ren­riffs erin­ner­ten. Tat­säch­lich blieb es bei der kam­mer­phil­har­mo­ni­schen Beset­zung aus Strei­chern und Lau­te. Nur, dass die prä­gnan­ten Rock­mo­ti­ve eben geschickt für die­se Instru­men­te über­setzt wor­den waren.

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Die Idee, zwei zur ihrer Zeit durch­aus extre­me Musi­ker kon­zer­tant zusam­men­zu­brin­gen, stamm­te vom Kon­zert­meis­ter der Kam­mer­phil­har­mo­nie, dem Vio­li­nis­ten Dani­el Sepec. „Er hat eine eige­ne Band, mit der er ver­schie­de­ne Musik­sti­le ver­folgt“, hat­te Albert Schmitt, Geschäfts­füh­rer des Ensem­bles aus Bre­men, zu Beginn des Kon­zerts erklärt. Sei­ne Expe­ri­men­tier­freu­de habe Sepec auf die Idee gebracht, Jimi Hen­drix – für die Rock­mu­sik eben­so ein Klas­si­ker wie Vival­di für sei­ne Zeit – auf baro­cken Instru­men­ten nachzuempfinden.

Auf gro­ße Reso­nanz stieß das Kon­zert trotz der stren­gen Coro­na-Schutz­maß­nah­men im Kol­ping­saal. Foto: Anke Bar­ba­ra Schwarze

Das Expe­ri­ment kann nur als gelun­gen bezeich­net wer­den. „Die vier Jah­res­zei­ten“ mal­ten Sepec und die Bre­mer Kam­mer­phil­har­mo­ni­ker als kon­trast­rei­ches Klang­bild. Auf­blü­hen­de Cre­scen­di des Orches­ters wech­sel­ten mit flir­ren­den Soli-Pas­sa­gen. Die las­zi­ve Schwü­le des Som­mers drück­te sich in einem gemäch­li­chen Tem­po aus. So wie Men­schen ihre Bewe­gun­gen in der Hit­ze mäßi­gen, ließ das Ensem­ble sei­ne Zuhö­rer spü­ren, dass Pau­sen auch Noten sind. Und dann fuhr ein Acce­le­ran­do wie fri­sche Bri­se durch die Reihen.

Stets war es Sepec, der den Ton angab – einen voll­run­den, klang­schö­nen Ton. Die Kam­mer­phil­har­mo­ni­ker spiel­ten ohne Diri­gen­ten und folg­ten ihrem als Solist agie­ren­den Kon­zert­meis­ter wie ein ein­ge­schwo­re­nes Team. Wenn Sepec sich sei­nem Spiel hin­gab, schie­nen die übri­gen Musi­ker eben­so atem­los zu lau­schen wie das Publi­kum, um sich im nächs­ten Moment wie­der von der Solo­vio­li­ne befeu­ern zu las­sen. Der Wech­sel von Stim­mun­gen und Jah­res­zei­ten kris­tal­li­sier­te sich in prä­gnan­ten Rhyth­men her­aus – bis­wei­len kraft­voll abge­ris­sen in einer Manier, die moder­nem Rock in nichts nachstand.

Gefei­ert wur­den die Musiker/innen am Ende des Kon­zerts. Foto: Anke Bar­ba­ra Schwarze

Der hat­te sei­nen ers­ten Auf­tritt mit einer groo­vi­gen Ver­si­on des Hen­drix’ Song „Hey Joe“. Mit fei­nem Piz­zi­ca­to gaben die Vio­li­nen den Sound vor, eine Brat­sche imi­tier­te einen geschmei­dig-gut­tu­ra­len Sän­ger­part. Die „Foxy Lady“ stürm­te spä­ter mit einer schwer-dump­fen Rhyth­mik gegen Vival­dis Herbst an; auf­müp­fi­ge Glis­san­di erin­ner­ten an den rebel­li­schen Vibra­tio­nen der Woodstock-Jahre.

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