Sonntag, März 26, 2023

Musik wie Balsam für die Seele

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Wer­ne. Ange­sichts der anhal­ten­den Coro­na­pan­de­mie, deret­we­gen ihr Auf­tritt in Wer­ne ver­scho­ben wer­den muss­te, hat­ten Joan­na Przy­byl­ska und Paul Böh­me ihr Pro­gramm umge­stellt. „Wir wol­len in die­sen Zei­ten nichts Düs­te­res und Bedrü­cken­des spie­len“, erklär­te der Cel­list am Don­ners­tag­abend im Alten Rat­haus. Statt­des­sen erklang in der Kam­mer­kon­zert­rei­he der Musik­freun­de Wer­ne ein lebens­sprü­hen­der Hör­bo­gen von der Klas­sik bis zur Moderne.

Die Dra­ma­tur­gie stei­ger­te sich von stim­mungs­vol­len Schu­mann-Stü­cken über einen gut auf­ge­leg­ten Brahms und einen auf­wüh­len­den Beet­ho­ven zum bis­wei­len fre­chen Pro­kof­jew. Mit viel Fin­ger­spit­zen­ge­fühl arbei­te­ten die Pia­nis­tin Joan­na Przy­byl­ska und der Cel­list Paul Böh­me die klang­li­che Viel­falt der Wer­ke her­aus. Sie ver­stan­den sich auf minia­tur­haf­te Nuan­cen eben­so wie auf den gefühls­be­ton­ten Aus­bruch – und wuss­ten, wann expres­si­ve Kraft wie­der zurück­ge­fah­ren wer­den musste.

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Böh­me bekann­te sich zu Beginn des Kon­zerts als Schu­mann-Lieb­ha­ber. Der lied­haf­te Cha­rak­ter der „Fünf Stü­cke im Volks­ton für Cel­lo und Kla­vier“ käme sei­nem Instru­ment ent­ge­gen. „Dem Cel­lo sagt man ja nach, es kön­ne modu­lie­ren wie die mensch­li­che Stim­me.“ So schmieg­te sich sein Instru­ment ins ers­te Stück „Mit Humor“ und for­mu­lier­te das zwei­te träu­me­risch aus. Im drit­ten Stück lie­ßen har­sche Töne etwas Schmerz­haf­tes durch­klin­gen, über das sich Przy­byls­kas per­len­des Pia­no­spiel wie Bal­sam leg­te. Dem leb­haf­ten vier­ten Stück ver­lieh das Duo eine leicht trot­zi­ge Note; im fina­len Satz befeu­er­ten sich die bei­den Musi­ker gegen­sei­tig zu rasan­tem Aufbegehren

Eben­so tem­pe­ra­ment­voll into­nier­ten sie die fol­gen­den Sona­te e‑Moll für Cel­lo und Kla­vier von Johan­nes Brahms. Sie demons­trier­ten, wel­che gewal­ti­ge Klang­mas­sen ein Duo auf­tür­men kann – und besänf­tig­ten im nächs­ten Moment mit sonor vibrie­ren­dem Strei­cher­ton und wei­chen Läu­fen über den Tas­ten. Rich­tig „emo­tio­nal zur Sache“, wie Böh­me es for­mu­lier­te, ging es in Beet­ho­vens Sona­te Nr. 4 C‑Dur. Da platz­te ein stür­mi­sches Motiv in eine bis dahin sanft dahin­flie­ßen­de Melo­die, been­de­ten nach­drück­li­che Akzen­te eine tän­ze­ri­sche Pas­sa­ge. Es war eine zün­den­de Inter­pre­ta­ti­on, nicht zuletzt dank haar­fein auf­ein­an­der abge­stimm­ter Einsätze.

Ser­gei Pro­kof­jew kom­po­nier­te sei­ne Sona­te op 119 C‑Dur im Schat­ten des Sta­li­nis­mus. Wie Böh­me erläu­ter­te, zeig­te der Rus­se dem Dik­ta­tor musi­ka­lisch „eine lan­ge Nase“. Etwa, wenn der Cel­list mit­ten im harm­los klin­ge­nen ers­ten Satz auf ein­mal wie wild die Sai­ten schlägt und zupft – um dann wei­ter­zu­ma­chen, als sei nichts gewe­sen. Sol­che unver­mu­te­ten Brü­che cha­rak­te­ri­sier­ten das Stück eben­so wie ver­spiel­te Ein­wür­fe, die an Anfän­ger-Etü­den erin­ner­te. Eine Bana­li­tät, die durch vir­tuo­se Abschnit­te sofort kon­ter­ka­riert wurde.

PROGRAMMHINWEIS

Das nächs­te Kon­zert in der Rei­he der Gesell­schaft der Musik­freund fin­det am 17. Febru­ar ab 20 Uhr im Bür­ger­saal des Alten Rat­hau­ses statt: „After you, Mr Good­man“. Es spie­len Hubert Salm­ho­fer, Kla­ri­net­te, und Eli­sa­beth Väth-Schad­ler, Klavier.

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