Werne. Im September vergangenen Jahres flossen noch Tränen der Trauer, als die Gemeinde mit Weihbischof Dr. Stefan Zekorn in der Kirche St. Johannes den letzten Gottesdienst feierte. Nun war der Weihbischof wieder zu Gast in Werne, diesmal allerdings gab es Grund zur Freude: Im Pfarrheim weihte er die neue Hauskapelle mit dem neuen Altar.
Nachdem die Kirche St. Johannes aufgrund von Bauschäden geschlossen werden musste, hatten sich Pfarreirat und Kirchenvorstand dazu entschieden, das Pfarrheim St. Johannes zu renovieren und neu zu beleben. Der untere Bereich wird nun von der Stadt Werne und der Caritas für Quartiersarbeit genutzt. So kommen jeden Tag Menschen ins Haus, um die Angebote wahrzunehmen.
Im Erdgeschoss findet sich die Gemeinde St. Johannes wieder. Großer und kleiner Pfarrsaal wurden renoviert, eine neue Küche eingebaut, die Sanitäranlagen erneuert und barrierefrei gestaltet.
Bis zu 30 Personen finden Platz in der neuen Hauskirche, die in der ehemaligen Altenstube eingerichtet wurde. Weil zur feierlichen Einweihung und Altarsegnung weitaus mehr Gemeindemitglieder gekommen waren, als die Kapelle Platz bot, wurde die Zeremonie per Video in den Pfarrsaal nebenan übertragen. Hier verfolgten die Gläubigen, wie der Bischof Ambo und Altar mit Weihwasser besprengte, den Altar mit Chrisamöl salbte und fünf Flammen auf den vier Ecken und in der Mitte des Altars entzündete. Sie erinnern an die Wundmale Christi. Nach dem liturgischen Weiheakt feierte der Bischof gemeinsam mit Pfarrdechant Jürgen Schäfer und weiteren Mitgliedern des Seelsorgeteams erstmals Eucharistie in der Hauskapelle.
Diese wurde nach Entwürfen des Benediktinerpaters Abraham Fischer aus der Abtei Königsmünster gestaltet. Der Künstler und Kunstschmied kombinierte Altes mit Neuem. Das Kreuz, das früher im Chorraum der Kirche St. Johannes stand, hat einen neuen Platz in der Kapelle gefunden, ebenso die historische Pietà, eine Marienfigur, die ihren toten Sohn im Schoß hält. Aus dem alten Altar wurde eine neue Altarmensa gesägt. Ebenso wurden alte Sandsteine aus dem Chorraum aufgenommen und nach Überarbeitung in die neue Kapelle gelegt. „Wir haben gezielt einfache Materialien genommen“, betont Pater Abraham. „Steine, auf denen Menschen gebetet haben, kann man nicht einfach weggeben. Man kann sie neu zuschneiden, wie auch Gemeinde und Kirche sich neu zuschneiden lassen muss.“ Wunderbar sei es, wenn durch die Fenster, in denen die zehn Sakramente dargestellt werden, das Licht fällt und sich am Fußboden abbilden, beschreibt er die besondere Stimmung in der kleinen Hauskirche.
Bereits seit der Schließung der Kirche feiert die Gemeinde die Vorabendgottesdienste am Samstag sowie die Eucharistiefeiern am Dienstagabend in dem Raum. „Darüber hinaus bietet sich die Kapelle an zum Beispiel für Gottesdienste des benachbarten Kindergartens, für den Bibelkreis oder die Erstkommunionkatechese“, nennt Pfarrer Antonel Lenghen, der nebenan im Pfarrhaus St. Johannes wohnt, Möglichkeiten für kleinere Familienfeiern wie Taufen oder Goldhochzeiten. Glücklich sind alle Beteiligten, dass der Kirchort St. Johannes bestehen bleibt.
Mit der Gemeinde zusammen wurde die Weihe festlich und fröhlich begangen. Zum Abschluss sprach der Weihbischof das große Weihegebet und bedankte sich bei allen, die an dem Umbau beteiligt waren. Nach dem Schlusssegen war man noch lange zusammen im Pfarrheim.