Werne. Eine Homepage mit vielen Hinweisen, Links und Kontakten zum Thema „Barrierefreiheit und rollstuhlgerechte Zugänge und Toiletten in der Stadt Werne“ bringt Marius Gellert am heutigen Montag, 20. Januar 2025, an den Start und will auf diesem Wege körperlich eingeschränkten Menschen wertvolle Hilfestellungen bieten.
Informativ ist die von ihm programmierte Webseite auch für Gastronomen, die Wissenswertes über gesetzliche Vorgaben und Fördermöglichkeiten für die potenzielle Schaffung von Barrierefreiheit erfahren möchten.
Ziel der Webseite sei es, die Planbarkeit für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen zu verbessern, so Gellert gegenüber WERNEplus. Der Rollstuhlfahrer möchte so dazu beitragen, dass sich dieser Personenkreis in der Stadt sicher bewegen, öffentliche Einrichtungen und Gastronomien nutzen sowie Veranstaltungen besuchen könne, erläutert er zu seiner Motivation.
Der 38-Jährige lebt seit 2023 in Werne und setzt sich seit 2024 für den Abbau von Barrieren in der Stadt ein. Nach einer Meningitis-Erkrankung mit schweren gesundheitlichen Folgen ist er stark geh- und sehbehindert, hat kognitive Einschränkungen und ist auf den Rollstuhl angewiesen. Mit dem Start der informativen Homepage möchte er ein Netzwerk für mobilitätseingeschränkte Menschen, Interessierte und Unterstützer knüpfen.
Mit der neuen Website informiert Marius Gellert ab sofort darüber, wo es in öffentlichen Gebäuden oder Gastronomien barrierefreie Zugänge und Toiletten gibt und welche Öffnungszeiten gelten.
Euroschlüssel, Audio-Button, Links und mehr
Erklärt wird außerdem, was nötig ist, um einen Euroschlüssel zu erhalten, der es den Nutzern ermöglicht, Zugang zu ansonsten verschlossenen, barrierefreien WC-Anlagen zu bekommen. „Der Euroschlüssel ist ein 1986 vom CDF Darmstadt-Club Behinderter und ihrer Freunde in Darmstadt und Umgebung e.V. eingeführtes Schließsystem, das es körperlich beeinträchtigten Menschen ermöglicht, Zugang zu behindertengerechten Sanitäranlagen und Einrichtungen zu erhalten, z.B. an teilnehmenden Autobahn- und Bahnhofstoiletten, aber auch für Toiletten in Fußgängerzonen, Museen oder Behörden“, heißt es dazu auf der Webseite.
Ein Audio-Button sorgt zudem dafür, das Blinde und Sehbehinderte die Informationen auch akustisch abrufen können, schildert Marius Gellert eine weitere Funktion. Dazu habe er für jede Seite einen Text verfasst, der von einer computergenerierten Stimme eingesprochen werde.
Ferner finden sich auf der Homepage Wegweiser und Informationen für Gastronomen zu Gesetzesvorgaben, die sich auf die Umsetzung von Barrierefreiheit in denkmalgeschützten Bauten oder auf barrierefreies Bauen beziehen. Die Homepage bietet Links zur „Aktion Mensch“, zur KfW-Bank, zur Stadt Werne, zum Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und zur NRW-Stiftung.
Es gebe in Werne Gastronomiebetriebe, die rollstuhlgerecht umgebaut werden könnten, so Gellert. Gesucht werde noch eine Stiftung, die das Vorhaben unterstützen wolle, so der Initiator. Es gehe darum, Spenden zu sammeln, um Maßnahmen für mehr Barrierefreiheit fördern zu können, sagt er und hofft auf Unterstützer.
Verstärkung für das Projekt
Verstärkung bekommt er von Robin Winkelmann (39), der das Vorhaben mit seiner Erfahrung und Expertise unterstützt. Winkelmann beschreibt sich selbst als „Mensch aus dem Autismus-Spektrum“ und kennt die Herausforderungen, die für andere oft unsichtbar bleiben. „Mein Ausweis spricht von einer Schwerbehinderung. Die Gesellschaft sagt aber eher, ich soll mich nicht so anstellen“, beschreibt er seine Erfahrungen und möchte über sein Mitwirken dazu beitragen, ein besseres Verständnis für neurodiverse Menschen zu schaffen.
Neurodiversität werde oft falsch dargestellt oder manchmal gar ausgenutzt, was die Situation für Betroffene erschwere. „Ein Tag in meinem Kopf würde sich für Sie anfühlen, als wären alle Regler auf 11 eingestellt. Meine Wahrnehmung ist so scharf, dass ich oft fühle, was andere fühlen“, schildert er und beschreibt den Stress, bei der Begegnung mit anderen alles um sich herum zu analysieren. Deshalb möchte er nach eigenem Bekunden Missverständnisse auflösen und gegenseitiges Verständnis ermöglichen.