Werne. Das Bürgerbüro bleibt ein Dauerthema. Politisch gefordert ist beim Service ein sogenannter Mischbetrieb, also ohne Termin/mit (Online)-Termin. Praktisch umsetzbar sei das derzeit nicht, erläuterte die zuständige Dezernentin Kordula Mertens im Ausschuss für Digitalisierung und Bürgerservice am vergangenen Dienstag (25.02.2025). Das sind die Gründe.
Sechs Stellen (fünf Voll-, eine Teilzeit) seien für die Umstellung nötig. Die aktuelle personelle Lage bereitet der Dezernentin allerdings Kopfschmerzen, denn nur drei Mitarbeiterinnen sind derzeit im Einsatz, manchmal aufgrund von Krankheitstagen sogar weniger. „Eine ist zu einem anderen Arbeitgeber gewechselt, eine andere befindet sich jetzt im Mutterschutz. Mit Hochdruck führen wir die Neubesetzungen durch, wir konnten zum 1. Februar eine neue Mitarbeiterin einstellen, eine weitere kommt aufgrund langer Kündigungszeit erst im Juli“, schilderte Kordula Mertens die schwierige Situation, die zu „langen Wartezeiten“ und zu „Unruhe“ vor dem Bürgerbüro geführt hätten.
„Wir haben es geschafft, mit dem dezimierten Team über die Runden zu kommen und das Bürgerbüro nicht zu schließen. Aufgrund von Krankheitsfällen wird nur das Notwendigste erledigt. Es geht im Moment nicht das, was wir wollen“, machte Mertens klar. Sie räumte ein, dass zwischenzeitlich auch Termine verschoben werden mussten.
Auf Verständnis stieß sie mit diesen Aussagen nur bedingt. Claudia Lange (FDP) bemerkte: „Wir haben die Umsetzung des Mischbetriebs im Juni politisch auf den Weg gebracht. Doch egal in welcher Sitzung, wir werden vertröstet. Ich habe den Eindruck, Sie wollen das nicht und ich habe ernste Zweifel, ob sich was ändert. Das mit dem Personalstand tut mir leid, doch die Welt dreht sich weiter.“
Im Bürgerbüro werden aufgrund der Vielzahl der unterschiedlichen Aufgaben gelernte
Verwaltungskräfte bzw. im Laufe der Zeit angelernte Fachkräfte benötigt. Einfach jemanden
ohne Bürgerbürokenntnisse dort vertretungsweise hinzusetzen ist für die Kundenbearbeitung
nicht möglich und insbesondere nicht für die jeweiligen Nachbearbeitungen, machte Dezernetin Mertens bereits in der Verwaltungsvorlage deutlich.

Siegfried Scholz (SPD) stellte fest, dass der Mischbetrieb nur „mit voller Kapelle“ funktioniere und nur dann Erkenntnisse liefere.
Beate Böhmer (CDU) trug ein ihrer Meinung nach negatives Service-Beispiel aus der Praxis vor: „Ich konnte das Prozedere beobachten, wie ein Bürger ab 7.30 Uhr hier gewartet hat. Er hatte einen Termin um 8.20 Uhr. Statt ihn früher hereinzubitten, führten die Mitarbeiterinnen lieber private Gespräche, ehe er dann Punkt 8.20 Uhr dran war.“ Kordula Mertens schien innerlich aufgebracht zu sein, bewahrte aber die Ruhe: „Das glaube ich im Leben nicht, dass das Mitarbeiterinnen des Bürgerbüros gewesen sein sollen. Diese sind im Büro auch mit Nachbearbeitungen beschäftigt.“
Die Frage, die man sich im Sitzungsraum stellte, warum der Bürger bereits gut 45 Minuten vor seinem eigentlichen Termin vor dem Bürgerbüro wartete, blieb unbeantwortet, genauso, ob Böhmer, die kurzfristig ebenfalls eine Dienstleistung in Anspruch nehmen musste und ohne Termin dazwischen geschoben wurde, letztlich mit dem Service zufrieden war – trotz langer Wartezeit.
Bärbel Börste (Bündnis 90/Die Grünen) beendete die Debatte mit den Worten: „Das bringt uns angesichts der dünnen Personaldecke jetzt nicht weiter. Wir sehen den Mischbetrieb ohnehin skeptisch.“
Schließlich rang Ausschussvorsitzender Artur Reichert (FDP) der Dezernentin ein „Ja, können wir machen“ auf die Frage ab, ob man im Juli 2025 einen Mischbetrieb ausprobieren könne. Fortsetzung folgt …