Duisburg/Werne. Pater Tobias Breer hat 2024 seine persönliche Bestmarke deutlich überboten: Er absolvierte 70 Marathon- und Ultra-Läufe im Kampf gegen die Armut. Mit einem Lauf durch die Antarktis finanzierte der Geistliche Sportrollstühle. In Belfast lief er für die Ausstattung einer Duisburger Jugendfußball-Mannschaft. 2025 möchte es der Marathon-Pater nun in die Weltrangliste schaffen.
Bislang lag sein Bestwert innerhalb von zwölf Monaten bei 31 Starts. „Vor dem Jahresbeginn hatte ich mir vorgenommen, die Schlagzahl noch mal deutlich zu erhöhen, damit ich die nötigen Spendengelder zusammenbekomme“, sagt der Marathon-Pater. Am Ende erlief er mehr als 140.000 Euro für soziale Projekte.
Seit dem Jahr 2006 ist der Prämonstratenser laufend im Kampf gegen die Armut unterwegs. Rund zwei Millionen Euro konnte er in diesem Zeitraum an Spenden sammeln. „Mit so einer Entwicklung hätte ich nach meinem ersten Spendenlauf vor achtzehn Jahren niemals gerechnet“, betont Pater Tobias. „Aber meine treuen Unterstützer und Sponsoren haben das alles möglich gemacht.“
An 261 Ultra- und Marathonläufen hat der Ausdauersportler in seiner Karriere mittlerweile teilgenommen. Und doch erlebt er immer noch überwältigende Momente: Im Januar 2024 startete der Duisburger beim „White Continent Marathon“ in der Antarktis. Als einziger Deutscher nahm er an dem Rennen auf King George Island teil – bei extremen Bedingungen. „Kalt war es und sehr anstrengend“, berichtet der Marathon-Pater. Die Höhenunterschiede machten es den Läufern nicht einfach. „Ich bin zufrieden, dass ich dort einen Halbmarathon finishen konnte“, sagte Pater Tobias, der mit Knieproblemen an den Start gegangen war.
Einige Wochen nach seiner Rückkehr besuchte er die LVR-Christoph-Schlingensief-Schule in Oberhausen. Pater Tobias hatte auch etwas mitgebracht: einen Scheck in Höhe von 24.500 Euro. Dank der in der Antarktis erlaufenen Spenden konnte die Förderschule acht hochwertige Sportrollstühle inklusive Polsterung anschaffen.
Bereits zum dritten Mal veranstaltete der Geistliche 2024 einen Lauf in seiner Heimat. Im März gingen 200 Teilnehmer beim Gottfried-Marathon in Cappenberg auf die Strecke. 10.500 Euro kamen durch Startgelder und Spenden zusammen. So finanzierte Pater Tobias durch den Lauf das Projekt „Erlebnistage auf dem Bauernhof“. Die Kinder der Tageseinrichtung St. Johannes in Cappenberg durften bei einem Besuch auf dem Hof Spinne die Schafe füttern, Ponys striegeln und auf einem Esel reiten.
Der Marathon-Pater unterstützte mit dem Lauf außerdem geflüchtete Kinder, die in Selm leben. Der Arbeitskreis Asyl Bork und der KreisSportBund Unna richteten auch 2024 ein Sommercamp im Sport- und Tagungszentrum Hachen im Sauerland aus. „Integration durch Sport“, lautete das Motto.
Im Mai erlief Pater Tobias 5000 Euro beim „Belfast City Marathon“. Mit diesem Geld konnte er eine Jugendfußball-Mannschaft des MTV Union Hamborn glücklich machen. Die Spieler haben jetzt unter anderem neue Hosen, Stutzen, Schienbeinschützer, Trainingsanzüge, Unterziehhemden und Winterjacken.
Der Kontakt zur Mannschaft kam über Hector zustande. Der 13-Jährige ist Messdiener in Pater Tobias‘ Herz-Jesu-Gemeinde. Anfang 2024 berichtete das ZDF in seiner Dokumentationsserie „37 Grad“ über Hectors Leben in einem schwierigen Umfeld. Damals kündigte Pater Tobias vor der Kamera an, für Hectors Mannschaft zu laufen. „Und ich halte bei solchen Versprechen immer mein Wort“, betont der Geistliche.
Während seines Sommerurlaubs auf Fuerteventura kam Pater Tobias spontan die Idee, zwei Marathonläufe zu organisieren. Und so gab es Mitte Juni die Premiere des „Morro Jable Marathon Fuerteventura“. Eine Woche später folgte bereits die zweite Auflage. „Die Resonanz war richtig gut, insgesamt sechzehn Läuferinnen und Läufer sind mit mir auf die Strecke gegangen“, sagt der Marathon-Pater, der das Format etablieren möchte.
Mit den Spendengeldern finanzierte er über sein Projekt LebensWert unter anderem Schwimmkurse in Duisburg. Pater Tobias hatte zuletzt häufig Meldungen von ertrunkenen Kindern in den Nachrichten gehört. „Das waren sehr oft Nichtschwimmer”, sagt der 61-Jährige. „Wir wollen mit diesen Schwimmangeboten einen Beitrag leisten, dass Kinder im Wasser gar nicht erst in Gefahr geraten.“
Kurz vor Weihnachten ging Pater Tobias gleich vier Mal beim „Kölsche Variété Marathon“ auf die Strecke. In der Domstadt wollte er auf sein Engagement für Reittherapien aufmerksam machen. Pater Tobias hatte 2024 den kleinen Milan kennengelernt. Der Junge aus Duisburg kam mit einem Hirnschaden zur Welt. Das beeinträchtigt seine Grob- und Feinmotorik sowie die Fähigkeit, das Sprechen zu lernen. Der Fünfjährige ist ein echter Kämpfer. Er geht mit seiner Mutter zu Therapien, um unter anderem sein Sprachvermögen zu verbessern. „Der Junge ist mir sofort ans Herz gewachsen“, sagt Pater Tobias, der für Milan und vier weitere Kinder insgesamt 18.000 Euro an Spendengelder erlief.
Nun blickt er nach vorne. 2025 möchte Pater Tobias wieder in Togo laufen, um dort den Bau von Kindergärten und Schulen zu unterstützen. „Und ich plane wieder einige extreme Marathons“, berichtet der Läufer. Zudem möchte Pater Tobias bald ein besonderes Jubiläum feiern: seinen 300. Marathon. „Dann taucht mein Name in einer offiziellen Weltrangliste, die in Japan geführt wird, auf – was für meinen Kampf gegen die Armut sehr hilfreich sein dürfte.“