Montag, Januar 20, 2025

Kahlschlag an Gleisen: Anwohner kritisieren Stadt – die wehrt sich

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Werne. Als Arbeiter in der vergangenen Woche anrückten, um das Mini-Wäldchen zwischen Bahngleisen und der Straße Brinkhof nahezu komplett zu roden, staunten die meisten Anwohner nicht nur schlecht, sie reagieren nun mit harscher Kritik an die Stadt Werne.

Hochgewachsene Kastanien, Weiden, Birken, viel Gebüsch und Gehölz erfüllten am Brinkhof nicht nur den wichtigen Lärm- und Sichtschutz vor dem Bahnverkehr. „Hier ist ein kleines Ökosystem entstanden, Waldkäuze und Eichhörnen lebten hier, einige Tiere hielten gerade Winterschlaf, als die Stadt Werne schweres Gerät schickte, um einen Kahlschlag durchzuführen“, sagt Anwohner Eik Tappe.

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Vorabinformation durch die Abteilung Stadtgrün im Kommunalbetrieb Werne (KBW)? Fehlanzeige. „Das wäre zu aufwändig gewesen, hieß es aus dem Stadthaus“, so Tappe.

Am Brinkhof schützt die Anwohner kein Gebüsch und Gehölz mehr vor dem Bahnverkehr, nur wenige Meter liegen zwischen der „Spielstraße“ und den Gleisen, die natürliche Barriere ist weg. Foto: Wagner

Mit dieser Kritik steht er am Brinkhof nicht alleine. Mehrere Anwohner haben sich vergangenen Freitag versammelt, um gegen die Maßnahme der Stadt Werne zu protestieren – so auch Mehtap Born-Schoon, Anna Potzi oder Claudia Vormfelde. Letztere meint: „Ich bin regelrecht wütend. Hier geht es nicht nur um Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch um die Sicherheit.“ Stefanie Vormfeld ergänzt: „Die Gleise wirken wie ein Magnet auf Kinder und Jugendliche. Wir fordern dringend einen Zaun – und das nicht erst in einem Jahr.“ Familie Tappe musste ihrem Nachwuchs schon mit Nachdruck vermitteln, dass eine „Abkürzung“ über die Schienen zu Onkel Jan auf der anderen Seite lebensgefährlich ist.

Eik Tappe kann den Umfang der städtischen Maßnahme nicht nachvollziehen. Foto: Wagner

Verständnis hätten alle für einen notwendigen Rückschnitt in der Nähe der Schienen zur Sicherheit des Bahnverkehrs, doch diese Maßnahme sei „radikal und ökologisch fragwürdig“, betont Eik Tappe. Er reicht dem KBW die Hand, bringt einen „kleinen Bürgerwald“ ins Spiel, um an dieser Stelle wieder aufzuforsten. „Das muss aber mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Werne geschehen“, macht Tappe klar.

Christian Neugebauer, zuständiger Mitarbeiter im Kommunalbetrieb Werne, verteidigt sich gegen die Vorwürfe: „Wir wurden von der Bahn beauftragt, uns das Areal genauer anzuschauen. Leider waren zahlreiche Bäume nicht mehr verkehrssicher – und zwar zu beiden Seiten. Daher mussten wir tätig werden. Einige Bäume waren auch verfault, weil Anwohner an den Stämmen unerlaubterweise ihre Gartenabfälle entsorgt haben.“

Dieses Fehlverhalten räumten die Anwohner im Gespräch mit WERNEplus auch ein. „Das Thema war und ist Gegenstand angeregter Diskussionen“, so Eik Tappe.

Vorher (unten) und nachher: Nur wenige Bäume durften an beschriebenen Stelle am Brinkhof stehen bleiben. Fotos: Wagner/privat

Das Areal sei auch nie bepflanzt worden, im Laufe der Jahre habe sich alles unkontrolliert so entwickelt. „Die Brombeeren werden im Frühjahr ohnehin alles schnell wieder zuwuchern“, ist Neugebauer überzeugt. Auch die Sicherheitsbedenken lässt er nicht gelten. Es sei verboten, Bahngleise zu betreten, die wären über Trampelpfade auch vorher erreichbar gewesen. Weder Stadt noch Bahn seien in der Pflicht, für einen Zaun zu sorgen. „Hier greift die Aufsichtspflicht der Eltern. Die gilt übrigens auch an Flüssen oder Seen“, so der städtische Mitarbeiter weiter.

Für die Kinder Linus, Erik, Lara und Mila war das Wäldchen ein Ort zum Spielen, eine kleine Abenteuer-Ecke, die nun weg ist. „Klimaschutz fängt doch im Kleinen an, oder?“, fragen die Kleinen. Für die Stadt Werne habe die Sicherheit von Bahnreisenden und Anwohnern in diesem Fall Priorität, so Christian Neugebauer sinngemäß. Der KBW wird in Kürze eine Pressemitteilung herausgeben, um zu begründen, dass das Vorgehen durchaus auch einen ökologischen Wert hatte.

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