Werne. Zu den sogenannten „Ewigkeitslasten“ des Bergbaus in der Region zählt die Einleitung von belastetem Grubenwasser in die Lippe. Ewigkeitslasten deshalb, weil der stetige Anstieg des Grubenwassers aus den Abbaustätten unendlich ist und nur durch Ableitung – in diesem Fall in die Lippe – regulierbar ist.
Aus Sorge um die schädlichen Folgen für den heimischen Fluss, der in Langern auch Werner Gebiet durchfließt, gründete sich vor rund einem Jahren der Verein „Saubere Lippe e.V.“ mit Mitgliedern unter anderem aus den Anrainer-Kommunen Bergkamen und Werne.
In einem Schreiben an Bürgermeister Lothar Christ thematisiert der Vorsitzende Clemens Overmann, Kaufmann aus Werne, für den Verein nun die Problematik. Er fragt nach, warum die Stadt Werne nicht an dem planungsrechtlichen Verfahren für das „optimierte Annahmeniveau ,Zentrale Wasserhaltung Haus Aden´“ beteiligt sei. Entstehen soll in Bergkamen-Oberaden bekanntlich ein Grundwasserhebewerk.
Zur Erläuterung: In den stillgelegten Untertage-Stätten sammelt sich unaufhörlich schadstoffbelastetes Grubenwasser, das bisher bei einem Pegelstand von 600 Metern unter der Oberfläche abgepumpt werden muss. Vor allem geht es dabei um die strittige Frage um hochgiftiges PCB im Grubenwasser. Für den Verein gilt: Einleitung nur ohne PCB.
Abpumpen von Grubenwasser Ewigkeitsaufgabe nach Bergbau-Ende
Das Abpumpen des Grubenwassers liegt in der Pflicht der RAG. Bis vor sechs Jahren, so Overmann, wurde das belastete Grubenwasser in die Lippe abgeleitet. Seither war dies nicht mehr erlaubt. Der Pegel habe aber schon den Stand von 720 Metern erreicht und die ursprüngliche Marke von 600 Metern wurde auf 380 Meter unter Tage gehoben. Inzwischen habe die RAG ihr Konzept des Grundwassermanagements gestrafft. Das Hebewerk soll nicht, wie zunächst geplant 2029, sondern schon 2026 in Betrieb gehen. Man stehe also unter Zeitdruck und unter Zeitdruck komme es schnell zu Fehlern, schätzte Overmann ein.
„Wasser ist unser höchstes Gut“, hieß es im Pressegespräch des Vereins Saubere Lippe e.V. am Donnerstag (10. April 2025), an dem neben Overmann Birgit Kühmichel, Konrad Seiler und Bernhard Salfer teilnahmen. Unabhängig von der wasserrechtlichen Seite richten sich die Befürchtungen eben auch auf andere mögliche Folgen. Deshalb möchte man für das Thema sensibilisieren, Informationen vermitteln und sich konstruktiv einbringen.
In dem Schreiben heißt es: „Nicht nur aufgrund der Einleitungsstelle (Hufeisenweiden und Lippeauen in Langern) ist die Stadt Werne unseres Erachtens erheblich betroffen, sondern auch aufgrund der möglichen Bodenbewegungen und Ausgasungen von Methan und Radon bis ins südliche Münsterland.“
Verwiesen wird in dem Schreiben an Wernes Verwaltungschef ferner auf die Gefahr von Tagebrüchen. So könne es zu Bodenhebungen bis zu 30 Zentimetern kommen. „Wir stellen uns ganz praktisch die Frage, wie die Stadtverwaltung Werne angesichts dieser Tatsache zukünftig bei Genehmigungen von Kellern, Tiefgaragen oder Geothermie entscheiden will. Darüber hinaus sehen wir eine Gefährdung unseres Trinkwassers aus der Halterner Sande.“
Weil das Thema für die Werner Bürger relevant sei, habe man im Januar bereits alle Fraktionen des Stadtrates angeschrieben, bislang aber lediglich eine Rückmeldung von Grünen-Ratsmitglied Maximilian Falkenberg (B´90/ Die Grünen) erhalten, so Birgit Kühmichel. Der Vorsitzende des Umweltausschusses hatte in seiner Antwort erklärt, dass die Stadt Werne im Rahmen des bergrechtlichen Planverfahren nicht beteiligt werde, weil die Einleitung auf der Seite der Stadt Bergkamen stattfinde und Werne daher nicht zu beteiligen sei.
Bei „Saubere Lippe e.V.“ sieht man die Betroffenheit auf der Werner Seite des Flusses sehr wohl gegeben und sei gelinde gesagt „irritiert“. So hätte die Stadt – wie etwa in Hamm geschehen – auf einer Beteiligung bestehen müssen. Jetzt hofft man auf eine Antwort aus dem Stadthaus.
Der beabsichtigte Grubenwasseranstieg nach Bergbauende ist mit zahlreichen Risiken verbunden. Ich stehe da an der Seite von Herr Overmann. Die mögliche Beeinträchtigung von Trinkwasservorkommen durch Schadstoffe, Bodenhebungen und Bergschäden sind nur einige davon.
1) Auch die Ableitung von stark mit Chloriden mit PCB und anderen Stoffen belastetem Grubenwasser in die Oberflächengewässer ohne vorherige Reinigung führt zu Umweltbelastungen. Die zwingende Ausstattung aller Grubenwassereinleitungen mit einer vollchemischen Reinigungsstufe inklusive Filtration des Ultragifts PCB diese Elimination muss erfolgen. Das Grundwasser verteilt sich auch in den Siedlungsbereichen von Werne mit vielen Brunnen, landwirtschaftlichen, privaten und Trinkwasserentnahmestellen. Die Lippe ist keine Sondermülldeponie, sondern ein schützenswertes Biotop.
2) Hebungen und Beben möglich die Kindheitserfahrungen kehren zurück, wenn nachts das Kristall in den Schränken klapperte und im Treppenabgang die Risse in den Wänden aufgingen und die Rag sagte, es ist die schlechte Bausubstanz, aber beim Nachbar gab es Bergschäden 20 Meter durch den Garten. Und eine Straße weiter wurden Häuser abgerissen, weil Gründung und Fundament vom Haus zu stark beschädigt wurden.
3) Auch ist das Grubenwasser ein Energieträger, der genutzt werden sollte.
Ich hoffe und setzte auf die Werner Bürger aufzustehen und sich offen dagegenzustellen und dem Rat der Stadt einen Auftrag zu geben, aktiv zu werden in der Sache.