Werne. Die Potenziale für neue Gewerbeflächen in Werne sind ausgereizt. Das führe dazu, dass die bisherige Wirtschaftspolitik so nicht mehr fortgeführt werden könne, erläuterte Matthias Stiller, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung und stellte in einer Präsentation vor, wie die Wirtschaftsentwicklung Werne 2030 gestaltet werden solle.
In den zurückliegenden 15 Jahren, so Stiller, habe die Stadt Werne eine „sehr erfolgreiche Wirtschaftspolitik“ betrieben. Grundlage dafür sei ein bis dato ausreichendes Flächenangebot zur Erweiterung und Ansiedlung von Gewerbebetrieben gewesen. Um darum anzuknüpfen zu können, habe die Stadt Werne die Entwicklung des Regionalen Kooperationsstandortes vorangetrieben. Das sei durch den Bürgerentscheid von vor zwei Jahren gestoppt worden.
Den Erfolg der wirtschaftlichen Entwicklung belegte er mit Zahlen. So sei im Jahr 2023 erstmals die Marke von 12.000 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten geknackt worden. Eine niedrige Arbeitslosenquote von 5,4 Prozent, die sich schon fast der Vollbeschäftigung nähere, und steigende Gewerbesteuereinnahmen – 2023 waren 24,24 Millionen Euro – unterstrichen dies.
Gewerbeflächen im Spannungsfeld zwischen Bedarf, Versiegelung und Haushalt
„Gewerbeflächen unterliegen einem besonderen Spannungsfeld zwischen dem wachsenden Bedarf von Unternehmen, der Versiegelung von Flächen und der Haushalte der Kommunen.“ Dabei sei beim Thema Haushalt sowohl die kurzfristige Finanzierbarkeit zu beachten, als auch langfristige Steuereinnahmen. Nicht nur für Werne gelte die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie bis 2030, wonach der Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringert und bis 2050 soll das Flächenverbrauchsziel Netto-Null erreicht werden solle.
Da es nun an weiteren Flächen fehle, bedürfe es künftig einer abgestimmten Gewerbeflächen-Entwicklung, lenkte der Wirtschaftsförderer die Aufmerksamkeit auf verschiedene Ansätze zur Akquise von Gewerbeflächen bis 2030 und rückte In seinem Blick nach vorn die Neubelebung von Bestandsflächen, ein nachhaltigen Flächenmanagements sowie die Ausweisung neuer Gewerbeflächen auf die Agenda:
1. Nutzung von Konversionsflächen (aus alt man neu): „Revitalisierung von alten, meist größeren Industrie- und Gewerbebrachflächen, um neue Flächenverbräuche zu minimieren. Beispiel Zeche Werne: Hier läuft die Planung zu einem Forschungs- und Freizeitzentrum.“
2. Nachhaltiges Flächenmanagement („gebrauchte“ Flächen aufdecken und optimieren): Baulücken, Unternutzung, Leerstand oder Brachen sollen ermittelt und einer verbesserten Nutzung zugeführt werden“. (Beispiel Firma Böcker). Flächenanalysen auf Basis des neuen Geoinformationssystems sollen Potenzialflächen identifizieren helfen und ein Potenzialcheck inklusive einer ersten Kosten-/ Nutzenabschätzung erstellt werden. Interessiert an einem nachhaltigen Flächenmanagement sei auch die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna informierte er.
3. Neue Gewerbeflächen (Nachhaltigkeit im Blick): Die Flächenausweisung werde durch die Regionalplanung für das RVR-Gebiet beschränkt. Unterschieden werde zwischen Flächen für den regionalen Bedarf (Regionale Kooperationsstandorte) und jenen für den lokalen Bedarf. Der Begriff „Lokaler Bedarf“ stehe nicht für die Bereitstellung von Flächen für lokale Unternehmen. Es gehe um die Bereitstellung von Flächen zur Sicherstellung der lokalen Wirtschaft, fügte Matthias Stiller erklärend hinzu.
Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung an wirtschaftlicher Entwicklung
Regionale Kooperationsstandorte in Werne sind das Gersteinwerk (46 Hektar) und der Bereich Nordlippestraße (59 Hektar). Die Fläche des Gersteinwerks steht nicht zur Verfügung, da es als Energiestandort erhalten bleibt. Eine Überplanung der Regionalen Kooperationsstandortes Nordlippestraße wurde mit dem Bürgerentscheid (12.12.2021) abgelehnt. „Weitere Planungen zur Nutzung der südlichen oder nördlichen Fläche als Regionaler Kooperationsstandort sind derzeit nicht vorgesehen“, heißt es in der Präsentation.
Angesichts des hohen öffentlichen Interesses an der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung sollen die Bürger beteiligt werden. Als möglichen Ablauf einer Bürgerbeteiligung nannte Bürgerdialogmanagerin Dr. Linn-Julia Temmann fünf Phasen: Recherche, Information, Beteiligung, Auswertung und Rückmeldung und Ratsbeschluss.
Der Ausschuss beauftragte bei einer Gegenstimme die Wirtschaftsförderung mit den Potenzialchecks für Gewerbeflächen und für ein nachhaltiges Flächenmanagement und begrüßte die Zusammenarbeit mit dem WFG Kreis Unna. Die Bürgerdialogmanagerin erhielt den Auftrag, mögliche Varianten des Beteiligungsprozesses inklusive des abzuschätzenden Kostenrahmens zu entwickeln.
Die Präsentation Wirtschaftsentwicklung Werne 2030 findet sich unter: Wirtschaftsentwicklung_Werne_ASPW_Anlage_1_zu_VV0075_2024-1.pdf