Werne. Verteilnetzbetreiber Westnetz investiert mit dem Bau einer neuen Umspannanlage im Werner Norden in die zukunftssichere Stromversorgung der Stadt.
Zehn Millionen Euro für die nach modernstem Stand der Technik ausgelegte Anlage sowie weitere drei Millionen für die Verstärkung der Netzinfrastruktur nimmt Westnetz dafür in die Hand. Auf einer rund zwei Fußballfelder großen Fläche südlich der Einmündung Stiegenkamp in die Münsterstraße soll die Umspannanlage entstehen und 2028 in Betrieb gehen.
Die Anwohner habe man am Vorabend bereits informiert, hieß es am Dienstag, 27. Februar 2024, beim Medientermin im Büro von Bürgermeister Lothar Christ, der zusammen mit den Netzplanern von Westnetz, Matthias Scholten-Reintjes und Philip Synofzik, und dem Kommunalmanager Dirk Wißel von Westenergie erläuterten, warum die Stromnetze der Stadt einen derartigen Booster brauchen.
Tatsächlich steigern die Leistungs- und Verbrauchszuwächse durch eMobilität, Windkraft- und Photovoltaikanlagen und Wärmewende den Stromhunger in der Energiewende wegen ihrer Abkehr von den fossilen Brennstoffen enorm. „Während konventionelle Kraftwerke planbar genau die benötigte Energiemenge produzieren konnten, sind Erneuerbare-Energien-Anlagen abhängig von den jeweiligen Wetterbedingungen und nicht von der aktuellen Nachfrage oder dem Verbrauch“, hieß es erläuternd.
Energiewende fordert leistungsstarke und zukunftssichere Netze
So seien eMobilität und Wärmewende zunehmend dezentral angeordnet und mit schwankenden Einspeisungen verbunden. Weil gleichzeitig der Bezug von elektrischer Energie steige, bedeute dies für den „ultimativen Stresstest für die Verteilnetze“.
Wie Matthias Scholten-Reintjes erläuterte, gibt es im speziell im Werner Norden in Zukunft einen wachsenden Energiebedarf. Gegenwärtig sei der Bereich zudem noch wenig verkabelt. Daneben gebe es mit dem Autohof an der A1 und dem Gewerbegebiet Nordlippepark, Fürstenhof und Capeller Straße zwei Hotspots für starke Energienachfrage.
Laut Berechnungen des Netzplaners gehe man für Werne künftig von einem Bedarf von 51 Megawatt aus, die Stadt verfüge derzeit über 24 MW. Mit dem Bau der Umspannanlage lasse sich zudem eine Verbindung zur zweiten 110 kV Hochspannungsleitung im Norden der Stadt schaffen. Somit könne der Ortskern von Norden und der bestehenden Umspannanlage im Süden (Lippestraße) mit dann kürzeren Wegen von zwei Seiten aus versorgt werden.
Anzahl der Energiewende-Projekte steigt rasant
Für die Anwohner/innen wird das in den kommenden Jahren bis 2028 neben den Arbeiten an der Anlage auch das Verlegen der Kabel mit sich bringen. In diesem Jahr sei man aber mit den Vorbereitungen der Bauarbeiten beschäftigt, erläuterte Philip Synofzik.
„Wir müssen vor die Welle kommen“, begründete Dirk Wißel den Handlungsbedarf. Denn auch in Werne steige die Anzahl der Energiewende-Projekte, die in das Stromnetz einspeisen oder Strom aus dem Netz beziehen. Dafür brauche es die zweite Umspannanlage sowie die Verlegung eines neuen Mittelspannungskabels. Wißel wies zudem auf die Anforderungen durch die Bundesnetzagentur hin, die diese im Sinne einer auskömmlichen Versorgung an die Netzbetreiber richte. „Wir sind die Erfüller“, hieß es. Gleichzeitig müsse man die Kosten im Blick behalten und wirtschaftlich arbeiten. „Wir müssen sofort agieren“, so Wißel.
Standort im Bereich Stiegenkamp und Münsterstraße
Der Standort der neuen Anlage im Bereich der Münsterstraße liege in der Nähe zur 110-kV Freileitung und werde zuverlässig und bedarfsorientiert Strom liefern und grüne Energie aufnehmen. Mit einer derart leistungsfähigen Infrastruktur erhöhe man die Versorgungssicherheit für Werne und die Region, hieß es.
Die rasante Entwicklung im Zeichen der Energiewende ordnete Bürger Lothar Christ ein. Einen so schnell wachsenden Bedarf es in den vergangenen Jahrzehnten nicht gegeben. Inzwischen aber steige bereits die Zahl von Anträge für PV-Anlagen, Windkraftanlagen etc.. Am neuen Poststandort im Wahrbrink beispielsweise stehe die Umstellung der gesamten Fahrzeugflotte auf eMobilität mit einer entsprechenden Anzahl an Ladestationen an.
Mit dem Bau der Umspannanlage durch Westnetz werde Werne fit gemacht für die Energiewende und so eine deutlich gesteigerte Sicherheit des Stromnetzes geschaffen. Eine Beeinträchtigung des Ortsbildes gehe aber damit einher. Bei der Auswahl des Grundstücks sei die Verfügbarkeit maßgeblich gewesen, so Christ.