Mittwoch, Dezember 25, 2024

Vom Klang gehalten werden

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Werne. Für Walburga Kroes sind Klangschalen nicht nur ein therapeutisches Instrument. Die singenden Gefäße sind für sie ein Weg, ihren Glauben auszudrücken. Wie bei Meditationen in einem Kloster.

Durch den Psallierchor des Kapuzinerklosters Werne vibriert ein samtiger Klang. Seine Schwingungen lassen sich bis in die Zehenspitzen spüren. Allerdings stammt er nicht von einer Kirchenglocke. Sondern von einer nepalesischen Klangschale. Walburga Kroes hat mehrere dieser „singenden Gefäße“ um sich geschart. Der übrige Boden des kleinen abgetrennten Chorraums ist bedeckt mit Menschen, die auf Decken oder Isomatten liegen. Um sich mithilfe von zarten, satten oder flirrenden Tönen zu entspannen. Je nachdem, welche Schale Walburga Kroes anschlägt.

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Sie sieht genau, wann die Wirkung einsetzt. „Anfangs ruckeln sich die meisten noch etwas zurecht. Aber dann kommt ein Punkt, an dem herrscht völlige Ruhe.“ Als zertifizierte Klangschalentherapeutin kann Walburga Kroes die heilende Wirkung von Klangschalen wissenschaftlich erklären. Sie hat sie aber auch selbst erfahren.

Es war vor Jahren während einer Weiterbildung zur Musikpädagogin. Auf dem Lehrplan stand eines Nachmittags im Dezember die Arbeit mit Klangschalen. Genau zu dem Zeitpunkt litt Walburga Kroes an einem Schwindel, der durch schwimmende Kristalle im Innenohr verursacht worden war. Obwohl sie auf dem Sofa hätte liegen sollen, raffte sie sich auf und ging zum Kurs. „Ich hatte so darauf gewartet, da ich Klangschalen noch nicht kannte“, erklärte sie. Als die Dozentin die erste Schale anschlug, spürte Kroes: „Da tut sich etwas.“ Auf dem Heimweg kaufte sie sich eine Klangschale auf dem Weihnachtsmarkt. „Zu Hause habe ich dann die dümmsten Dinge damit angestellt“, erinnert sie sich. Nach drei Tagen war ihr Schwindel weg.

Handgefertigte Klangschalen aus Nepal bestehen aus zwölf verschiedenen Metallen.
Handgefertigte Klangschalen aus Nepal bestehen aus zwölf verschiedenen Metallen.

Walburga Kroes begann zu recherchieren und stieß auf das Institut von Peter Hess (siehe Infokasten). Im darauffolgenden Februar meldete sie sich dort an, für eine Ausbildung zur Klangmassagepraktikerin für den kosmetischen und privaten Bereich. Später wechselte sie an das „Institut für energetische Klangarbeit“ von Stefan Salzmann und Reinhold van Wegen. Material und Materie der Klangschalen faszinierten sie immer mehr. Sie legte sich mehr und mehr Schalen zu, belegte einen Kurs nach dem anderen: Klangarbeit mit demenzerkrankten Menschen, bei der Sterbebegleitung, für Meditationen und Fantasiereisen.

„Was mir fehlte, war das Spielen eines Gongs“, sagt sie. Als sie das entsprechende Modul belegen wollte, sagte ihr Stefan Salzmann: „Wenn du noch eine weitere Einheit mit Gong machst, bist zu zertifizierte Klangtherapeutin.“ In ihrer Begeisterung hatte Kroes, sozusagen ohne es zu merken, alle anderen erforderlichen Kurseinheiten – und sogar noch mehr – absolviert. Bereiche wie Gesprächsführung und Erfragung der Krankengeschichte konnte sie über ihre Berufstätigkeit in der Jugendhilfe abdecken.

Inzwischen besitzt sie 40 Klangschalen und Zimbeln, dazu einen kleinen Fen-Gong und einen großen Tam-Tam-Gong. „Jede Schale und jeder Gong hört sich anders an und hat einen eigenen Charakter“, betont Kroes.

„Vom Klang des Gongs wird man sozusagen eingesogen“, erklärt Kroes. Bengali-Schalen erzeugen einen satten, geheimnisvollen Ton. Der glockenhelle Klang der Zimbeln dagegen erregt Aufmerksamkeit. Kroes nutzt ihn, um Menschen nach der meditativen Entspannung aufzuwecken. In ihrer Sammlung gibt es nur Klangschalen, die in Nepal hergestellt wurden. Dort werden sie allerdings völlig anders eingesetzt, wie die Klangtherapeutin während einer Reise erleben konnte. „Bei Andachten herrscht ein heiliger Lärm, wenn Zimbeln, Schalen und Gong gleichzeitig geschlagen werden.“ Von der Beschaulichkeit, die sie im Kloster heraufbeschwört, könne keine Rede sein. „Die Nepalesen wollen, dass ihre Götter sie hören.“

Im Chor des Kapuzinerklosters Werne lädt Walburga Kroes zu Klangmeditationen.

In ihrem Wohnzimmer hängt ein Andenken aus Nepal: tibetische Schriftzeichen, die um ein Zentrum kreisen. Sie bilden 108 Mal den Satz „Om mani padme hum“. Es ist ein uraltes Mantra, also ein heiliger Vers des Buddhismus. Wortwörtlich übersetzen lässt es sich nicht; die Bedeutung der einzelnen Silben ist umstritten. In jedem Fall soll es beim Sprechen Frieden, Weisheit und Mitgefühl ausdrücken und wecken. Das Gebet wird in der Regel 108 Mal wiederholt. Dabei entsteht ein Rhythmus, der zur Ruhe kommen lässt, ähnlich wie beim Rosenkranz. „Für mich ist das, was ich mit Klangschalen mache, ein Gebet“, sagt Walburga Kroes. Jetzt, mit 63 Jahren, könne sie von sich sagen, ein zutiefst gläubiger Mensch zu sein. „Die Klänge sind für mich eine Art, meinen Glauben auszudrücken.“

Bei ihren Klangmeditationen im Kapuzinerkloster setzt Walburga Kroes zu Beginn auch ihre Stimme ein. Die Texte überlegt sie sich jedes Mal vorher neu. Ein Mal steht Dankbarkeit im Vordergrund, ein anderes Mal das Getragensein von Gott. „Manchen Leuten sind die Worte sehr wichtig, andere konzentrieren sich mehr auf die Klangschalen“, erzählt sie. Etwa auf die Erfahrung, sich in die Klänge fallen lassen zu können, von ihnen gehalten zu werden.

Inzwischen kennt Walburga Kroes ihre „Stammgäste“. Zu den Meditationen kommen auch Kapuziner. Sie lassen sich nicht nur auf den „heiligen Lärm“ aus einer anderen Religion ein. „Ich genieße diese Stunde so sehr“, habe einer der Brüder kürzlich zu ihr gesagt. „Und sie haben auch nichts dagegen, wenn ich für die Mediation den Chorraum komplett umräume“, sagt Kroes. Das macht sie am Nachmittag, bevor die Kapuziner den Raum für ihr Abendgebet nutzen. Sie räumt Bänke beiseite, schafft Platz für Isomatten, arrangiert ihre Klangschalen. Dann schlägt sie eine von ihnen an. „Dann komme ich sofort runter. Daher ist der erste Schlag immer für mich.“

INFO

Klangschalen spielen als religiöse Objekte im tibetischen Buddhismus eine Rolle, durchaus vergleichbar mit christlichen Glocken. Peter Hess, ein Diplom-Ingenieur aus Niedersachsen, erkannte vor mehr als 20 Jahren, dass sich die Schwingungen, die beim Anschlagen der Schalen entstehen, zu therapeutischen Zwecken einsetzen lassen. Denn Luft und Boden wirken wie ein Resonanzraum für die Vibrationen. Sie schwingen auf diese Weise bis in den Körper und setzen dort Gewebeflüssigkeiten in Bewegung. Außerdem klingen in den Schalen viele Teiltöne an, deren unterschiedliche Frequenzen das Urvertrauen ansprechen. Kinder, die in dieser Hinsicht ein Defizit erlitten hätten, würden sehr gut auf Therapien mit Klangschalen reagieren, sagt Walburga Kroes.

Detaillierte Informationen über Klangtherapien erhalten Sie bei:

Walburga Kroes, Kurt-Schumacher-Straße 17, 59368 Werne, Tel. 02389/780639, E-Mail: Walburga.Kroes@gmx.de

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