Werne. Zu den Plänen für den Bau einer zweiten Umspannungsanlage im Werner Norden – genauer gesagt für deren Standort an der Münsterstraße /Stiegenkamp – hat sich am Mittwoch, 27. März 2024, die Bürgerinitiative Industriegebiet Nordlippestraße (BIN) positioniert.
Vorsitzender Werner Thiemann und Schriftführer Michael Heimken wiesen am Nachmittag im Mediengespräch darauf hin, dass man sich seitens der BIN bei der Wahl des Standorts dort „massiv herausgefordert fühle“, weil dieser innerhalb des Naherholungsgebietes im Grünen Winkel liege.
Für den „Erhalt des Naherholungsgebietes im Bereich und Umfeld des geplanten Industrie- und Gewerbegebietes Nordlippestraße in Werne“, so das oberste Satzungsziel der BIN, hätten beim Bürgerentscheid Ende 2021 immerhin 6.112 Bürger gestimmt, erinnerte Thiemann an das Bürgervotum. Aus diesem Handlungsauftrag heraus mache man sich auf die Suche nach einem Alternativstandort und hoffe auf die Unterstützung des Bürgermeisters.
Die BIN unterstütze die Energiewende und Klimaschutzmaßnahmen und sehe die Notwendigkeit, eine Umspannungsanlage zu bauen. Auch sei bekannt, dass es sich um ein „privilegierte Projekt“ im Sinne der Versorgungssicherheit der Bürger mit Elektrizität handele und die Entscheidungshoheit bei der Bundesnetzagentur liege.
Die Standortwahl auf der bisher landwirtschaftlich genutzten Fläche südlich der Straße am Stiegenkamp lehnt die BIN aus oben genannten Gründen ab und spricht sich für die Suche nach einem Alternativstandort für die benötigte, rund 19.000 Quadratmeter große Fläche aus, bezifferte Thiemann deren Größe. Das Grundstück befinde sich in Besitz von drei Eigentümern, von denen einer explizit erklärt habe, seinen Anteil nicht verkaufen zu wollen, informierte der BIN-Vorsitzende aus seiner Kenntnis.
In der Vorwoche hatten sich Vertreter der BIN mit Verteilnetzbetreiber Westnetz und dem Kommunikationsmanager von Westenergie, Dirk Wißel, zu einem Gespräch getroffen, um sich über den Grund für die Standortwahl und deren technische Voraussetzungen zu informieren. „Informativ und konstruktiv“, schilderte Werner Thiemann das Gespräch, in dem die BIN die besondere Brisanz der Flächen an der Nordlippestraße angesprochen habe.
Naherholungsgebiet erhalten – Alternative im Nordlippepark ausgemacht
Einen möglichen Alternativstandort, bei dem die technischen Voraussetzungen nach Auffassung der BIN stimmen, hat man mit dem „Nordlippepark“ im Bereich Icopal ausgemacht. Der liege ebenfalls an der Mittelspannungstrasse. Eine weitere potenzielle Fläche habe die Priorität 2.
Weil bekanntlich die Lieferzeit des ersten Transformators für die Umspannungsanlage rund 30 Monate betrage, bleibe genügend Zeit auch für die Suche nach weiteren Alternativen, hieß es. Neben der Versorgungssicherheit zählt bei der Standortwahl auch, die Verlegearbeiten für das neue Mittelspannungskabel möglichst kostengünstig zu planen, hatte Wißel im Ausschuss erläutert.
Inzwischen hat der BIN-Vorstand laut eigenen Angaben den Kontakt zu Stadtverwaltung und Bürgermeister gesucht (E-Mail-Verkehr vom 12. und 25. März) und um einen Termin angefragt. Außerdem wurde die Bürgerfragestunde im Stadtrat genutzt, um den Bürgermeister auf eine Unterstützung zur Umsetzung einer Alternative anzusprechen. Dies habe Lothar Christ der BIN zugesagt, eine Terminabsprache sei allerdings urlaubsbedingt noch nicht möglich gewesen.
Auf der To-do-Liste der BIN steht zunächst ein gemeinsames Gespräch mit Stadtverwaltung und Westnetz/Westenergie. Gerne wolle man bei den nächsten Projektschritten (Grundstückskauf/ -tausch) unterstützen. Bei der Suche nach einem alternativen Standort seien auch ein Appell an das Gemeinwohlinteresse des Grundstückeigentümers und gegebenenfalls ein öffentlicher Aufruf zur finanziellen Unterstützung zum Erhalt des Naherholungsgebietes – sprich Crowdfunding – die Mittel der Wahl, ist man im BIN-Vorstand der Meinung.