Werne. Strom und Gemüse – beides vom Feld – soll künftig auf einer 15 Hektar großen Fläche auf Werner Stadtgebiet an der Grenze zu Lünen geerntet werden.
Für die Agri-Photovoltaikanlage (Agri-PV) kooperieren die Stadtwerke Lünen GmbH und Bio-Landwirt Vitus Schulze Wethmar, dem die Fläche in Langern (nördlich B54) gehört. Das geschieht in enger Abstimmung mit der Stadt Werne. Im Ausschuss für Stadtentwicklung, Planung und Wirtschaftsförderung stand am Dienstag, 30. Januar 2024, der Beschluss zur Änderung des Flächennutzungsplans (FNP) und des Bebauungsplans 73 Sondergebiet Agri-PV auf der Tagesordnung und wurde – soviel vorweg – einstimmig beschieden.
Während die Stadtwerke die energiewirtschaftliche Expertise einbringen und die Verantwortung tragen, bewirtschaftet Bio-Landwirt Vitus Schulze Wethmar den Boden unter den aufgeständerten Solar-Modulen. Hinzu kommen weitere Behörden und professionelle Partner. Wachsen sollen hier Mais, Getreide und Feingemüse auf rund 10 Hektar Fläche sowie Spargel und Erdbeeren auf rund 4,5 Hektar.
Den Stand der Dinge zum Belegungsplan und zu den Rahmendaten erläuterte in der Sitzung Alexandros Cotanidis, Mitarbeiter der Stadtwerke Lünen. Demnach soll der Reihenabstand zwischen den Trackermittelpunkten Module elf Meter betragen. Bei einer maximalen Höhe von 4,60 Meter und einer Neigung (60°) werden gut neun Meter breite Streifen frei bleiben, die landwirtschaftlich bearbeitet werden können.
Freiflächen-PV mit 12 Gigawattstunden Leistung im Jahr
Die Nennleistung der Anlage liege bei etwa 9,8 Megawatt (MW) und einem Jahresertrag von 12 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a), hieß es weiter. Die PV-Module haben eine aktive Rückseite und lassen sich je nach Wetterlage so ausrichten, dass sie das maximale Lichtangebot auffangen.
Bei dem in Langern geplanten Agri-PV-Projekt der Kategorie II entstehe bei der Bewirtschaftung zwischen den Modulreihen ein Flächenverlust von etwa 15 Prozent, so Cotanidis weiter. Zu den Anforderungen an die Anlage zählen unter anderem ein landwirtschaftliches Nutzungskonzept, der rückstandslose Rückbau nach Lebensende der PV-Anlage und das Management von Licht, Wasser und Erosion.
Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung sei derzeit noch nicht möglich, da es sich um ein Musterprojekt handele, antwortete Alexandros Cotanidis auf Nachfrage von Adelheid Hauschopp-Francke, sachkundige Bürgerin der SPD.
In der Stadt Werne sieht man in der Freiflächen-Photovoltaik eine Möglichkeit, einen Beitrag zum Erreichen der Klimaschutzziele zu leisten. Danach soll der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch bis 2030 auf mindestens 80 Prozent steigen.
Im weiteren Bauleitverfahren für das „Leuchtturmprojekt“, wie es die Ausschussvorsitzende Uta Leisentritt (CDU) nannte, sind neben den Plandarstellungen eine Begrünung, ein Umweltbericht, eine Artenschutzprüfung sowie die Untersuchung von Blendwirkung notwendig. Angesichts des noch relativ frühen Stand des Verfahrens ist nach Einschätzung von Gabriele Stolbrink, Anteilungsleitung Bauleitplanung) mit einem Zeitrahmen von 1,5 bis zwei Jahren zu rechnen.