Werne. Normalerweise schlagen die Werl-Wallfahrenden beim Aufbruch in Werne ein zügiges Tempo an. Dieses Mal gab es eine leichte Verzögerung, dem Wetter am frühen Samstagmorgen (17.08.2024) geschuldet.
Pünktlich, nachdem Guardian Norbert Schlenker in der Klosterkirche den Pilgersegen erteilt hatte, begann es zu nieseln. Statt loszumarschieren, kramten die etwa 170 Wallfahrerinnen und Wallfahrer ihre Regenjacken und Schirme hervor. Angesichts der Wettervorsorge hatten sich alle damit ausgerüstet. Ansonsten reisten die Teilnehmenden wie gewohnt mit leichter Ausrüstung.
„Übernachtungsgepäck bitte in den Anhänger, Stationsgepäck in den Wagen.“ Mit diesen Worten hatte Martin Weber die Ankommenden vor Beginn der Traditionswallfahrt in die richtigen Bahnen gelenkt. Wie immer fuhr Weber eines der beiden Begleitfahrzeuge. Außerdem waren Mitglieder des DRK-Ortsvereins mit zwei Wagen mit von der Partie. Und im Planwagen kümmerte sich Christina Gebecke um die Kinderbetreuung.
„Es ist schon ein Luxus, ohne Gepäck mitmachen zu können“, lobte eine Pilgerin. Sie sei im vergangenen Jahr auf dem spanischen Jakobsweg gelaufen. Jeden Tag mit schwerem Rucksack unterwegs zu sein, das sei schon etwas anderes. Eine andere Wallfahrerin stimmt der Anerkennung für die Organisation zu: „Man fühlt sich hier einfach gut aufgehoben, sodass man sich beim Pilgern fallen lassen kann.“
Wie Martin Weber beobachtet hat, waren auch in diesem Jahr wieder viele „Wiederholungstäter“ unterwegs. So wie Susanne Angert. Sie ging die 32 Kilometer lange Strecke nach Werl schon zusammen mit ihrer Mutter, als sie noch in der Schule war. „Nach drei Malen ist man süchtig, sagen wir immer“, sagt sie und lacht. Ihre Nichte Pia Bergmann kann das bestätigen. Auch sie macht nicht zum ersten Mal mit. „Mein Vater hat früher oft das Kreuz getragen und ich durfte das erste Mal nach meiner Kommunion auf die Wallfahrt.“ Auch Pfarrdechant Jürgen Schäfer war am Start, musste allerdings unterwegs einige Stationen mit dem Rad überbrücken. „Diese Wallfahrt ist schon ein besonderer Tag, das gehört zu Werne wie Sim Jü“, sagte er.
Nachdem sich alle regenfest verpackt hatten, fanden die Wallfahrer schnell ihr gewohntes Tempo. Lieder aus dem Pilgerbuch gaben den Takt an. Eine Gruppe in gelben Warnwesten kümmerte sich um die Sicherheit. „Zwei Mann gehen immer vorne beim Kreuz mit und schauen, dass alle gut über die Straße kommen“, erklärte Elisabeth Schwert vom Wallfahrtsausschuss. „Das läuft gut, wir haben Ordner genug.“ Und die Pilger sind sehr diszipliniert. „Nur manchmal ist auf Hauptstraßen eine Ansage nötig, dass die Leute zu zweit oder höchstens zu dritt nebeneinander laufen“, ergänzt sie. Aber es seien immer viele „alte Hasen“ dabei, „die regeln das meist schon.“
Nicht regeln ließ sich das Wetter. Hinter der Fischerhofbrücke war aus dem Nieselregen ein ordentlicher Guss geworden. Doch die Pilger schritten unverdrossen voran, schlechtes Wetter sind sie gewöhnt. Im vergangenen Jahr hatte ein plötzliches Gewitter allerdings eine Pause erzwungen. „Da mussten wir uns in einer Scheune unterstellen, das wäre sonst zu riskant geworden“, erinnerte sich Wallfahrtsleiter Klemens Pieper. Dieses Mal musste eine Reihe von Pilgern im Regen rasten, da die Bürgerhalle in Pelkum für alle zu klein war. „Wir haben Leute im Planwagen untergebracht und halbwegs trockene Plätze unter Bäumen gesucht“, berichtete Martin Weber.
Das Durchhalten lohnt sich. „Dieser Moment, wenn man abgekämpft in der Wallfahrtsbasilika ankommt und die Orgel setzt ein – das gibt mir immer ganz viel, darauf freue ich mich jedes Mal“, sagt Jutta Heuer. Die Messe wird Bischof Felix Genn zelebrieren. Trotz überstandener Knieoperation. Klemens Pieper: „Er hat gesagt, ich komme, weil ich es euch versprochen habe.“