Werne. Die vom Bund verfügten Kürzungen für die Schiene schlagen Medienberichten zufolge auch auf den künftigen Aus- und Neubau von Schienenprojekte in NRW durch.
Eines davon ist der Bau eines zweiten Gleises auf der Bahnstrecke zwischen Lünen und Münster. So sollen statt der zunächst angekündigten 40 Milliarden Euro des Bundes demnach nur noch 27 Milliarden Euro zur Verfügung stehen. Anlass genug für die Bahn, demnach einige Infrastrukturprojekte zurückzustellen.
Es trifft zuvorderst jene Projekte, die noch nicht geplant sind – wie eben der Bau des zweiten Bahngleises vor der Haustür. Zwar wurden im Vorjahr für das dringend benötigte Projekt die Verträge für die ersten drei Planungsstufen unterzeichnet, die neue Entwicklung aber lässt mindestens einen Zeitverzug befürchten.
Adelheid Hauschopp-Francke, Unternehmerin aus Werne und Mitglied der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund, und IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber haben sich in Stellungnahmen gegenüber WERNEplus zu dem Thema geäußert.
Adelheid Hauschopp-Francke: „Leider ist die Realisierung von Infrastrukturprojekten in Deutschland immer ein Marathon und von Planungssicherheit und zeitnaher Umsetzung weit weg. Wir haben von Bund und Land die Zusage für die ersten Planungsstufen, soweit waren wir in der 100-jährigen Geschichte des zweiten Gleises noch nie. Was jetzt fehlt ist die zeitlich definierte Umsetzung, die leider durch die deutschlandweit schlechte Bahninfrastruktur in Kombination mit der schwierigen Haushaltslage gefährdet ist, aber wir bleiben dran! Das Projekt hat neben seiner regionalen Bedeutung auch erheblichen Einfluss auf den Deutschlandtakt von Bremerhaven bis Köln, das stärkt unsere Position und mit der Unterstützung der Industrie- und Handelskammern werden wir weiter für eine zeitnahe Umsetzung kämpfen.
Es war ein gutes Gefühl, als Mitglied der IHK-Vollversammlung bei den Vorbereitungen und der Vertragsunterzeichnung für die ersten Planungsstufen dabei gewesen zu sein, aber ich betrachte es auch als Verpflichtung, dass wir jetzt alles tun, um uns in Berlin Gehör zu verschaffen. Allerdings sehe ich die aktuellen Überlegungen des Bundes auch noch nicht als Absage, sondern fordere dazu auf, die aktuellen Planungsarbeiten schnell und gewissenhaft zu Ende zu führen.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber: „Die Aufnahme der ersten Planungsstufen sind vertraglich zugesichert und werden auch nicht mehr zurückgedreht. Aktuell ist noch unklar, wo der Bund seine Einsparpläne bei einer späteren Realisierung des Ausbaus ansetzen wird. Damit bleiben auch in Zukunft leider Fragezeichen hinter dem ganz oder teilweisen Ausbaus auf dem Streckenabschnitt. Aus Sicht der Wirtschaft ist klar, dass der Bedarf für den Infrastrukturausbau vorhanden ist und dass die aktuell wieder gesäten Zweifel Gift für die Investitionsbereitschaft der Wirtschaft sind.
Der Verkehrsverband Westfalen beschäftigt sich in seinem aktuellen Studienprojekt mit der Notwendigkeit des Trassenausbaus für den zukünftigen Personenverkehr und den Güterverkehr. Damit möchten wir die Argumente liefern, warum die Infrastrukturinvestitionen des Bundes in unserer Region gut investiert sind.“