Donnerstag, November 21, 2024

Gedenken an NS-Opfer – Mahnung und Warnung zugleich

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Werne. An der „Gedenkstätte Zwangsarbeit Werne“ am Südring versammelten sich am Samstag, 27. Januar 2024, dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, um jenen 113 Männer, Frauen und Kindern zu gedenken, die während des Zweiten Weltkrieges aus ihren Heimatländern nach Werne verschleppt wurden und hier den Tod fanden.

Eingeladen zu der Feier mit Kranzniederlegung hatte die Stadt Werne und die Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte der WEREmember AG des Anne-Frank-Gymnasiums (AFG) Werne verliehen ihr einen sehr würdigen, individuellen Rahmen. Die Jugendlichen hatten die efeubewachsenen Gräber mit Kerzen geschmückt.

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Den Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz/Birkenau am 27. Januar 1945 hatte der damalige Bundespräsident Roman Herzog am 3. Januar 1996 zum Gedenktag proklamiert, an dem Erinnerungsveranstaltungen in ganz Deutschland durchgeführt werden sollen.

„Worten sollen Taten folgen… Selten war es so wichtig wie in diesen Tagen, sich für eine offene, tolerante Willkommens- und Erinnerungskultur einzusetzen und vor allem, diese auch zu leben“, eröffnete der stellvertretende Bürgermeister Jörg Weber die Feierstunde. „Es geht darum, dass die oft schweigende Mehrheit sich erhebt und aktiv ein Zeichen setzt gegen die Feinde unserer Demokratie, unseres Rechtsstaates und unserer Freiheit“, fuhr er fort.

Erinnerung sei Mahnung und Warnung zugleich, denn zunächst schleichend und unterschwellig habe die menschenverachtende Ideologie der Nationalsozialisten und der Antisemitismus in den Jahren ab 1933 mit der Machtergreifung der Nazis in Deutschland Einzug gehalten. „Zahlreiche Nazis, NS-Verbrechen und ihre Opfer gab es bis 1945 auch in unserer Stadt“, so Weber.

Schülerinnnen und Lehrkräfte des WEREmebmer AG liehen Opfern von Zwangsarbeit in Werne ihre Stimmen.

WEREmember AG des Anne-Frank-Gymnsaiums gestaltet Gedenkfeier mit

Dies werde wohl nirgendwo deutlicher als auf dem ehemaligen Russischen Friedhof und der heutigen Gedenkstätte Zwangsarbeit. Denn in den Gräbern liegen 103 Menschen, die hier gefangen gehalten und unter kriegsverbrecherischen Umständen zur Zwangsarbeit zu Tode kamen. Darunter waren 13 Frauen und zehn Kinder. Sie stammten aus Russland, Weißrussland, der Ukraine, aus Polen und Rumänien.

Seit drei Jahren beschäftigen sich Schülerinnen und Schüler des AFG in ihrer AG mit dem Schicksal dem Thema Zwangsarbeit in Werne, haben recherchiert und in Listen des Stadtarchivs nach den Namen und den Umständen der Verstorbenen geforscht, die auf dem Friedhof am Südring begraben liegen. In der Gedenkfeier liehen vier Schülerinnen einigen von ihnen ihre Stimme, nannten die Namen, den Geburtsort und – wenn bekannt – den Grund für deren Todesumständen. Anschließend trugen sie zum Andenken Kerzen zu deren Gräbern.

Vor dem Gedenkstein des Friedhofs hatten die Stadt Werne, der Landesverband Kriegsgräbervorsorge NRW, die SPD Werne und Bündnis´90/ Die Grünen Kränze niedergelegt. Am Vortag hatten die Schülergruppen des AFG die Stolpersteine gereinigt, die an die Verschleppung und Ermordung jüdischer Menschen aus Werne erinnern.

Mit der Installation „111 Lichter“ setzten die Jugendlichen auf dem Kirchplatz ein eindrückliches Zeichen und kamen mit interessierten Bürger/innne ins Gespräch.

Installation mit weißen Ballons der Erinnerung auf dem Kirchplatz

Im Anschluss an die Feier an der Gedenkstätte Zwangsarbeit hatten die Mitglieder der WEREmember AG um Koordinator Johannes-Joachim Brysch „111 Lichter der Erinnerung“ – ein weißer Ballon für jeden Verstorbenen – auf dem Kirchplatz St. Christophorus installiert.

Die Schülerinnen Lara Scheer, Finja Marie Franke, Lilly Bessel und Mariella Strehl berichteten dazu allen Interessierten auf dem Kirchplatz von der Arbeit der AG. Das Engagement der Jugendlichen und ihrer Mitschüler/innen endet nicht an der Gestaltung von Gedenktagen, sondern wird ganz konkret auch etwa mit der Pflege der Gedenkstätte, die im Sommer auch als außerschulischer Lernort dienen soll, fortgeführt. „Wir möchten auch die jüngeren Schüler/innen einbeziehen“, versicherten die Vier gegenüber WERNEplus.

„Für dieses vorbildliche Engagement danke ich Euch im Namen von Rat und Verwaltung aber auch stellvertretend für unsere gesamte Bürgerschaft von ganzem Herzen“, lobte Jörg Weber. Zuvor hatte er den Bogen zur Gegenwart geschlagen. „Einigkeit und Recht und Freiheit sind keineswegs selbstverständlich. (…) Und damit ,Nie wieder`… jetzt ist, müssen wir wachsam sein und aktiv allen Tendenzen zu Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus entschieden entgegentreten.“

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