Werne. „Wir protestieren – weil Gesundheit Vorrang hat!“ Die Apotheken in Werne und Stockum, bleiben am Mittwoch, 15. November 2023, geschlossen und beteiligen sich wie viele andere in NRW an der bundesweiten Protestaktionen im November für eine Stabilisierung der Arzneimittelversorgung.
Für die Versorgung der Patient/innen mit dringend benötigten Medikamenten stehen am Streiktag aber selbstverständlich die diensthabenden die Notdienstapotheken bereit, schilderte die Leiterin der Gerstein-Apotheke, Nadine Markewitz, heute gegenüber WERNEplus. Am kommenden Mittwoch übernimmt demnach die Sonnenapotheke in Hamm-Heessen den Notdienst.
Um gegen die Bedrohung der wohnortnahen Arzneimittelversorgung anzugehen, hatte die Apotheken den November zum Protestmonat erklärt. So werden die Apotheken von Nord bis Süd und von Ost bis West jeweils am Mittwoch geschlossen. Nach dem Auftakt am 8. November im Norden sind am kommenden Mittwoch also die Apotheken im Westen an der Reihe, es folgen der Osten und Süden, so Markewitz.
Inflation und Kostenentwicklung – Honoraranpassung überfällig
Die Hauptforderung der Apotheken im Land zielt an erster Stelle auf eine Honoraranpassung ab. „Das Apothekenhonorar wurde seit elf Jahren nicht angepasst. Die Vergütung muss an die Kostenentwicklung und die Inflation angepasst werden, um das System zu stabilisieren“, heißt es auf dem Handzettel zur Protestaktion.
Desgleichen wende man sich gegen Pläne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, Scheinapotheken ohne Approbierte, Rezepturen und Notdienste zu installieren. Diese Pläne müssten restlos gestrichen werden.
„Für ihren Einsatz in der Lieferengpass-Krise benötigen die Apothekenteams endlich eine faire Vergütung“, heißt es weiter. Denn in den Apotheken müsse man den zusätzlichen organisatorischen Aufwand auffangen, der durch die Engpässe bei Medikamentenlieferungen entstehe, erläuterte die Apothekerin. Auch die sogenannte Retaxationen, also verweigerte Zahlungen der Krankenkassen an die Apotheken, dürfe es nicht mehr geben, wird gefordert.
Mit nur 1,9 Prozent der jährlichen Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen müssten alle Apotheken in Deutschland auskommen, während die Verwaltung von fast 100 verschiedenen Krankenkassen noch immer 4,1 Prozent koste, obwohl dort weniger Menschen arbeiteten, als in den Apotheken. Durch Früherkennung von Arzneimittel bezogenen Problemen, unentgeltliche Umsetzung komplizierter Rabattverträge, erzwungene Preisnachlässe an die gesetzlichen Krankenkassen, kostenloses Inkasso der Rezept-Zuzahlungen für die Krankenkassen sparten die Apotheken eineinhalbmal so viel Geld ein wie sie kosten, rechnet die Apothekerschaft vor.
Ihren Forderungen werden die heimischen Apotheken am Protestmittwoch bei der gemeinsamen Kundgebung in Dortmund Nachdruck verleihen, auch viele Arztpraxen hätten ihre Beteiligung angekündigt, so Nadine Markewitz.
Bei den Kunden wirbt man daher um Verständnis und vor allem um Unterstützung gegenüber der Politik: „Erheben auch Sie Ihre Stimme für eine nachhaltige Finanzierung der öffentlichen Apotheken! Apotheken stärken. Jetzt erst recht!“