Werne. Autorin und Reisejournalistin Tamina Kallert war für die Lesung zu ihrem neuen Buch „Und dann kommt das Meer in Sicht“ im Foyer der Marga-Spiegel-Schule in Werne zu Gast. Während der knapp zweistündigen Lesung berichtete sie den Zuhörerinnen und Zuhörern von ihren Reisen zu den Azoren-Inseln, nach Norwegen und in das Taminatal.
Seit mehr als 20 Jahren reist Tamina Kallert bereits um die Welt und hat für die Sendung „Wunderschön“ des WDR bereits mehr als 70 Länder und Regionen bereist. Die Städtereisen Kallerts, die auch in NRW große Beliebtheit erlangten, brachte die Reisejournalistin nicht mehr länger zu den Menschen über den Fernsehbildschirm nach Hause, sondern sie ließ ihre Reisen in bildgewaltiger Sprache vor Ort erleben. Mit Humor und Bezug zum Publikum erreichten Geschichten lauer Sommernächte und unangenehmer Begegnungen mit Insekten in Hotelzimmern die Ohren der Gäste.
Dass Tamina Kallert Reisejournalistin werden sollte, entschied sich erst nach ihrem Studium in Anglistik und Geschichte und mehreren Auslandsaufenthalten, denen sich bald ein Praktikum beim WDR anschloss. Bereits nach dem Abitur machte sie sich mit dem Rucksack auf den Weg nach Indien. „Das war eine Schlüsselreise“, sagt die Reisejournalistin und berichtet, dass „Kulturschock, die plötzliche Freiheit nach dem Abitur und eine neue Wertschätzung“ sie während dieser Zeit maßgeblich begleiteten.
Die Sehnsucht nach einem neuen Horizont, die Resonanz durch den Kontakt mir anderen Reisenden empfindet die Journalistin als essenziell, wenn sie die Welt bereist. Das macht sie auch in ihrem neuen Buch deutlich, das sie als deutlich persönlicher empfindet als den Vorgänger „Mit kleinem Gepäck“. Das Reisen lehrt Kallert, dass das Leben nicht nur „zu kurz für unpersönlich ist“, sondern auch, dass der Blick über den Tellerrand etwas Wunderschönes ist, ihr aber auch klarmachte, wie gemütlich dieser Tellerrand sein und sie nur durch das Aufbrechen ein Ankommen nach Hause erleben kann.

Vom Aufbrechen und Ankommen handelt auch ihr neues Buch, indem sie die Einsicht teilt, dass „alles, was auf einen zukommt, verbunden ist“. Insbesondere bei ihren Reisen ans Meer findet sie mit dem Blick aufs Meer die Charakteristik und Schönheit ihrer Reisen, die durch die Dreharbeiten vor Ort aber auch anstrengend sind, wieder.
Durch das Familienleben mit Mann und zwei Kindern hat sich das Reiseverhalten Tamina Kallerts verändert. Große Fernreisen fallen zur Zeit weg, an deren Stelle ritualisierte Reisen in nähere Städte – auch in der Sendung „2 zu 300“ zu verfolgen – treten, in denen das Familienleben Ruhe und Entspannung genießen kann. Ohnehin hat die Coronapandemie das Reisen der Journalistin stark eingeschränkt. Das Weltentdecken fehlte ihr stark und Ungewissheit und Sehnsucht nach Neuem überschatteten den Alltag. „Das Schreiben war für mich ein Weg aus dieser Zeit“, stellt Tamina Kallert fest und freut sich, im Schreiben am Nachmittag mit einem unverzichtbaren Kaffee zu dieser Zeit gedanklich erneut in die Reisen abgetaucht sein zu dürfen.
Besonders der jungen Leserschaft möchte sie etwas ans Herz legen: Durch soziale Medien und geteilte Urlaubsfotos bekomme man vermeintlich das Bild eines Lebens, in dem man alles mitkommt, aber man erlebt es nicht wirklich. Tamina Kallert appelliert: „Die eigenen Erfahrung sind wichtig, neugierig sein für die Welt und im Reisen das Entdecken der Welt und sich selbst zu erreichen“.
Den Mittwochabend beendete die Autorin mit Signaturen und persönlichen Gesprächen mit ihrer zahlreich erschienenen Leserschaft. Veranstalter war der Förderverein der Stadtbücherei Werne.