Werne. „Mit Riegel und Siegel“ wurde 1875 das Kapuzinerkloster vernagelt, die Brüder vertrieben. Der damalige Guardian des Klosters, Pater Chrysostomus, protestierte zum Abschied in einer bewegenden Rede gegen die Zwangsmaßnahmen des preußischen Staates. Es widerspreche jedem Begriff von Humanität, dass es den Brüdern unmöglich gemacht werde, ihr Brot zu verdienen und Wohltätigkeit zu üben. Der derzeitige Guardian, Pater Norbert, lieh dem Guardian aus dem Jahr 1875 seine Stimme und trug Teile der Rede vor.
Auf Einladung des Freundeskreise Kapuzinerkloster und des Altstadtfreundevereins ordnete Karl-Heinz Schwarze, Vorsitzender des Altstadtfreundevereins, in einem Lichtbildervortrag die Auflösung des Klosters in den historischen Zusammenhang ein. Es war ein Machtspiel zwischen Berlin und Rom, zwischen Reichskanzler Otto von Bismarck und Papst Pius IX. Die Kleinstadt Werne war davon in besonderer Weise betroffen.
Die 35 Zuschauer wurden mit dem Vortrag in die Stimmung der Gläubigen vor 150 Jahren versetzt. Gregor Zumholz begleitete sie auf der Orgel, als sie das Lied sangen, mit dem die Gläubigen damals die Brüder verabschiedet hatten. „Fest soll mein Taufbund immer stehen…“. Das Lied bekundete die Treue aller Katholiken zu ihrer Kirche. Geschlossen standen sie hinter ihren Bischöfen und Priestern. Sie widerstanden dem staatlichen Druck mit zahlreichen Maßnahmen, letztlich in den Kernpunkten erfolgreich. Der Volksmund dichtete: „Bismarck hat sich am Weihwasser die Finger verbrannt“.
Im Jahre 1887 wird ein Friede geschlossen, der den Kapuzinern erlaubt zurückzukehren. Der Bürgermeister musste dazu eine Beurteilung abgeben. Er schrieb, die Brüder seien in der ganzen Umgebung Wernes sehr beliebt und würden bei ihrer Rückkehr vom Volke mit Freuden begrüßt.
Das Buch von Karl-Heinz Schwarze „Zug um Zug. Wernes Katholiken im Machtspiel zwischen Berlin und Rom“ mit umfassenden Informationen zum Kulturkampf kann in der Buchhandlung Beckmann erworben werden.