Werne. „Die Zahl der Einsätze hat sich in den vergangenen zehn Jahren fast verdoppelt“, schilderte der Leiter der Freiwilligen Feuerwehr, Thomas Temmann, am Mittwoch, 25. Januar 2023, im Ausschuss für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion (SO) die stetig steigenden Anforderungen an die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die im Ernstfall für die Werner Bürgerschaft zur Stelle sind.
Neben der Jahresbilanz für 2022 hatte Temmann, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Jörg Mehringskötter gekommen war, aber auch noch eine besondere Neuigkeit im Gepäck. Denn nach 16 Jahren wird sich der stellvertretende Wehrführer aus dieser Funktion zurückziehen, kündigte Temmann an. Zwei Nachfolger, die eingearbeitet werden sollen, stehen bereit.
Eigentlich laufe Mehringskötters dritte der jeweils sechsjährigen Amtszeiten noch zwei Jahre, hieß es. Er wolle aber im Sinne eines gut vorbereiteten Übergangs jetzt schon Platz machen für die Nachfolge. Das Tandem mit Temmann und Mehringskötter an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr hatte über die Jahre sehr gut funktioniert. 2025 wird auch Thomas Temmanns dritte Amtszeit enden. Deshalb will man die Nachfolge schrittweise so gestalten, dass die neue Führungsspitze bis dahin gut eingearbeitet ist.
„Es hat mir immer Spaß gemacht, es ist an der Zeit“, sagte Jörg Mehringskötter und versprach, der Feuerwehr dennoch treu zu bleiben und beispielsweise bei Besuchen in den Kitas für „Nachwuchswerbung“ zu sorgen. „Dann suche ich mir das Schöne aus“, schmunzelte der verdiente Wehrführer.
Personalstruktur und Einsätze
153 Feuerwehrkräfte – neun weniger als im Vorjahr – sind in den vier Löschzügen Werne Stadtmitte (70, minus 10), Langern (21, plus 1), Stockum (47, plus 1) und Holthausen (13, minus 3) aktiv. Die Ehrenabteilung hat unverändert 61 Mitglieder, die Jugendfeuerwehr 23 (plus 2) und die Unterstützungsabteilung 25 (plus 13). 556 mal rückte die Wehr 2022 aus, bilanzierte Temmann Im Jahr 2012 gab es im Vergleich noch dazu 286 Einsätze.
Mit 95 Alarmierungen gab es im Februar für die Feuerwehrmänner- und frauen besonders viel zu tun. Neben einem schweren Verkehrsunfall auf der A1, bei dem eine eingeklemmte Person aus einem Pkw befreit werden musste, sorgten die Sturmtiefs Ylenia, Zeynep und Antonia im Wortsinne für Wirbel. 40 Einsätze an drei Tagen leisteten 70 Einsatzkräfte ab. „Ich bin da sehr stolz auf die Kameradinnen und Kameraden“, betonte Temmann. Denn diese hatten zur Bewältigung der angekündigten Wetterunbilden sogar Resturlaubstage oder Überstunden geopfert. Die Geste von Bürgermeister Lothar Christ, sich im Namen der Stadt mit einem großen Präsentkorb zu bedanken, kam in der Wehr gut an.
Der Monat Dezember bescherte dann einen weitere Einsatzspitze mit 63 Alarmierungen. Besonders herausfordernd war etwa am 18. Dezember die Brandbekämpfung im Elfgiebelhaus bei eisigen Minustemperaturen. Der Bauhof half mit Streusalz gegen Glätte durch das Löschwasser. Mehrere Kaminbrände galt es in den letzten Wochen des Jahres außerdem zu bekämpfen. Hier wurden wohl angesichts hoher Heizkosten hier und da alte Feuerstellen befeuert, vermutete der Wehrführer.
Zahlreiche Einsätze bei Unfällen und Brandereignissen sowie in den Sommermonaten Vegetationsbrände durch Hitze und Trockenheit sowie die Beseitigung von 41 (!) Ölspuren beschäftigten die Wehr. Jetzt wird erwogen, diese Aufgabe auszulagern. Denn dafür die ehrenamtlichen Feuerwehrleute von ihren Arbeitsplätzen wegzuholen, macht auch nicht viel Sinn.
Im Oktober gelang es den Brandschützern, bei einem Wohnungsbrand in Heitkamp in allerletzter Sekunde das Leben eines gehbehinderten Bewohners zu retten. „Das hat sich bei uns eingebrannt“, betonte der Wehrführer zu dem gefährlichen Einsatz mit gutem Ausgang. Dem Bewohner gehe es heute wieder gut, erfuhren die Lebensretter kürzlich.
Ausbildung und Jugendfeuerwehr
Mit Stolz wiesen Temmann und Mehringskötter auf das große Engagement der Werner Wehr an Ausbildungsangeboten hin. 108 Plätze in Lehrgängen und Seminaren wurden auf Standortebene oder bei anderen Feuerwehren belegt. Bei einem speziellen Realbrandtraining bei der Fuerwehr in Selm probten die Werner Teilnehmer den Einsatz bei einer Rauchgasdurchzündung, die in einem Spezialcontainer bei großer Hitze simuliert wurde. Die Jugendfeuerwehr besteht in diesem Jahr 20 Jahre. Ein Anlass entsprechend gewürdigt werden soll, hieß es.
Ausblick 2023
Im Februar/ März steht der Spatenstich für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Stockum an. Turnusmäßig ist nach fünf Jahren der Brandschutzbedarfsplan fortgeschrieben werden. Ferner müsse die Alarm- und Ausrückeordnung überarbeitet werden, weil die Kreisleitstelle ein neues Leitstellenprogramm bekomme.
Jahreshauptversammlung des Löschzuges 1 Stadtmitte
Wieder sehr gut besucht nach der langen Coronazeit war die diesjährige Jahreshauptversammlung des Löschzuges 1 Stadtmitte, die Löschzugführer Andreas Holtrup am vergangenen Samstag (21. Januar 2023) eröffnet hatte.
Er bedankte sich besonders bei den Kameradinnen und Kameraden, die in 2022 zusätzliche Aufgaben übernommen haben. Dies waren unter anderem die Arbeitskreise Einsatzstellen-Hygiene, Neubeschaffung Rüstwagen, der Drohne sowie alle die sich an Lehrgängen und Fortbildungen engagiert sowie auch teilgenommen haben.
Die Einsatzabteilung beläuft sich derzeit auf 68 aktiven Mitgliedern. Die Unterstützungsabteilung hat elf Mitglieder, die Ehrenabteilung 27. Die Wehrführung, Thomas Temmann und Jörg Mehringskötter, bedankten sich für die hohe Einsatzbereitschaft und die Unterstützung der Ehren- und Unterstützungsabteilung. Nicht zu vergessen seien die Partnerinnen und Partner sowie deren Arbeitgeber. Thomas Temmann dankte speziell Andreas Holtrup für seine unzähligen Stunden im Löschzug 1.
Auch dieses Jahr werden wieder Kreisleistungsnachweise stattfinden, die Termine dafür vom Kreis Unna stehen jedoch noch nicht fest. Jörg Mehringskötter bekräftige noch einmal, dass die gelebte Kameradschaft ein wichtiger Baustein der Feuerwehrarbeit sei, und der gute Zusammenhalt bringe auch eine gute Zusammenarbeit im Einsatz mit sich.
Es folgten die Ernennungen, Auszeichnungen und Beförderungen, die die Wehrführung mit Freude vornahm. In der Unterstützungsabteilung wurden Cederic-Michel Schwede zum Feuerwehrmann sowie Desiré Blaurock zur Feuerwehrfrau befördert. Bei den Aktiven wurde Marie Schilla zur Feuerwehrfrau sowie Jannes Holtrup, Simon Lembcke und Malte Sommer zu Feuerwehrmännern befördert. Robin Nolting, Maximilian Gerding, Leon Kneilmann konnten zum Unterbrandmeister ernannt werden. Thorsten Friedrich wurde zum Oberbrandmeister und Tim Neubauer zum Hauptbrandmeister befördert, Sven Schubert zum Brandoberinspektor.