Werne. „Es ist eine erfüllende Aufgabe, sich um Kinder zu kümmern, die nicht den besten Start ins Leben hatten“, sagt Maik Rolefs.
Der Leiter des Jugendamtes in Werne sucht mit seinem Team Vanessa Leven und Markus Niebuhr (zuständige Mitarbeitende in diesem Bereich) Menschen, die eine Vormundschaft im Ehrenamt ausüben möchten.
Die meisten Eltern üben verantwortungsvoll die elterliche Sorge für ihr minderjähriges Kind aus. Schaffen sie dies wegen persönlicher oder familiärer Probleme aber nicht, kann durch das Familiengericht ein Vormund damit beauftragt werden, anstelle der Eltern alle wichtigen Dinge für das Kind zu regeln und zu entscheiden.
Das Jugendamt der Stadt Werne lädt am Donnerstag, 23. März, von 17 bis 18.30 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zu ehrenamtlichen Vormundschaften in die Räume der VHS im Alten Amtsgericht ein. „Es gibt dann grundlegende Infos: Was kommt auf mich zu? Bin ich als Vormund geeignet? Aber natürlich bleibt es nicht nur bei einem einzigen Gespräch. Es ist ein Prozess, bei dem das Jugendamt unterstützend zur Seite steht“, erläuterte Markus Niebuhr. Ab 20. April folgt eine Qualifizierungsreihe in sechs Modulen.
Schließlich könnte die Übernahme einer Vormundschaft auch eine lange Verpflichtung sein, wenn das Mündel erst vier Jahre alt sei. „Ein vom Gericht bestellter Vormund übernimmt alle Aufgaben der elterlichen Sorge. Dies kann zum Beispiel der Bereich der Gesundheitsfürsorge oder Erbschaftsangelegenheiten betreffen“, so Niebuhr weiter.
Aktuell betreut das Jugendamt 40 Fälle, zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen leben in Wohngruppen, der Rest in Pflegefamilien, die nicht immer auch die Vormundschaft inne haben.
„Die Voraussetzung ist, zu 100 Prozent parteiisch für das Kind zu sein, dessen Perspektive einzunehmen. Beim Rest ist Lernen erlaubt“, sagt Vanessa Leven. Verpflichtend ist ein Treffen mit dem Mündel mindestens einmal im Monat sowie eine jährliche Berichterstattung. „Insgesamt ist es schwierig, den Zeitaufwand abzuschätzen. Die Beziehungsarbeit ist natürlich extrem wichtig“, so Leven.
80 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind traumatisiert. Da heißt es, erst einmal eine Bindung aufzubauen. „Wir schauen genau hin, wo es zwischenmenschlich passt“, betont Maik Rolefs. Neben Kenntnissen zu rechtlichen Begebenheiten gehören auch sozial-pädagogische Aspekte zum Aufgabenspektrum der Vormünder. „Aber keine Sorge: Wir beraten und unterstützen Einzelpersonen, wenn sie eine Vormundschaft übernehmen wollen und schließlich auch dazu vom Amtsgericht bestellt wurden“, versichert der Jugendamtsleiter.
Worauf es am Ende bei einer guten Beziehung zwischen Vormund und Mündel ankommt, macht Markus Niebuhr deutlich: „Jede Entscheidung muss mit dem Kind bzw. Jugendlichen abgesprochen werden. Der Klassiker ist die Wahl des Sportvereins. Hier sollte das Mündel entscheiden. Schwieriger wird es dann aber schon, wenn der Umgang mit den leiblichen Eltern zum Thema wird. Es ist wichtig, die passende Ansprache zu finden, damit sich das Kind zu einer selbstständigen Persönlichkeit entwickeln kann.“