Dienstag, Mai 30, 2023

Aus für Kirche St. Johannes ist besiegelt – Pfarrheim bleibt erhalten

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Wer­ne. 1962 erbaut, ver­ab­schie­det sich die Gemein­de mit einem gro­ßen Ern­te­dank­fest am 23. Sep­tem­ber 2023 nach über 60 Jah­ren von der Kir­che St. Johan­nes. Danach wird das Got­tes­haus geschlos­sen, gut eine Woche spä­ter folgt die Pro­fa­nie­rung (Ent­wei­hung des sakra­len Raums) und schließ­lich dann der Abriss.

„Es gibt sicher­lich ange­neh­me­re Ter­mi­ne als Pfar­rer”, lei­te­te Dechant Jür­gen Schä­fer sei­ne Situa­ti­ons­be­schrei­bung ein. Zu den erheb­li­chen bau­li­chen Män­geln käme nun auch noch ein „wirt­schaft­li­cher Total­scha­den” (Küs­ter Mar­co Hüsing) der Hei­zung im Got­tes­haus. „Wir müs­sen jetzt dar­über nach­den­ken, wann wir die Kir­che St. Johan­nes aufgeben.” 

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Als Zeit­punkt schlug Mari­an­ne Schä­per-Mür­mann, Vor­sit­zen­de des Pfar­rei­ra­tes, auch den 23. Sep­tem­ber 2023 (Ern­te­dank­fest) vor, mit dem sich die Mehr­heit der 55 Anwe­sen­den anfreun­den konn­te. Die Anre­gung, Gemein­de­fest und Pro­fa­nie­rung zeit­lich um eine Woche zu tren­nen, fand eben­falls gro­ße Zustimmung.

Außer­or­dent­lich gut besucht war die Gemein­de­ver­samm­lung zur Zukunft der Kir­che St. Johan­nes. Foto: Wagner

„Die Situa­ti­on ist belas­tend und das The­ma mit Emo­tio­nen belegt”, sag­te Mari­an­ne Schä­per-Mür­mann zu Beginn und eröff­ne­te damit eine fast 90-minü­ti­ge Dis­kus­si­on. Ein Gemein­de­mit­glied übte Kri­tik an Bischof Genn („Er reißt die Kir­chen ab”) und wer­te­te die Auf­ga­be der Kir­che als fal­sches Signal: „Es ist ein Zei­chen, dass sich die katho­li­sche Kir­che auf dem Rück­zug befindet.”

Aber das sei man doch auch, bilan­zier­te Pfarrd­e­chant Jür­gen Schä­fer, der sei­ne The­se mit Zah­len unter­füt­ter­te. So sei die katho­li­sche Gemein­de in Wer­ne von 16.800 auf 13.158 Mit­glie­dern in den ver­gan­ge­nen zehn Jah­ren geschrumpft. „Im Jahr 2022 hat­ten wir 208 Kir­chen­aus­trit­te und 210 Beer­di­gun­gen, aber nur 102 Tau­fen. Wir ver­lie­ren also jedes Jahr min­des­tens 250 Gläu­bi­ge”, rech­ne­te der Geist­li­che vor. Und wei­ter: „Wir haben 5.000 Qua­drat­me­ter Kir­chen­flä­chen für 200 bis 300 Got­tes­dienst­be­su­cher. Die­se Grö­ße geht ein­fach nicht mehr. Spä­tes­tens 2025 wird das Bis­tum Müns­ter den glei­chen Kurs ein­schla­gen wie Essen und Kir­chen schlie­ßen.” Zu den Got­tes­diens­ten in der Johan­nes-Kir­che kämen am Wochen­en­de nur 30 bis 35 Men­schen, werk­tags ledig­lich drei bis sechs. Nur noch drei Mess­die­ner stün­den zur Verfügung.

„Das kirch­li­che Leben kommt auf die Men­schen an, nicht auf das Gebäu­de. Schwe­ren Her­zens müs­sen wir sagen, dass die Kir­che geschlos­sen wer­den muss.”

Mar­lies Hüse­mann, Orga­nis­tin und Lei­te­rin des Kin­der- und Jugendchores.

Lang­an­hal­ten­den Applaus gab es für Schä­fers Ankün­di­gung, dass das Pfarr­heim St. Johan­nes erhal­ten bleibt. „Wir wer­den uns als Kir­che hier nicht zurück­zie­hen, aber das Gebäu­de ist dran.” Die Hoff­nung eini­ger Gemein­de­mit­glie­der, zumin­dest den Kirch­turm zu erhal­ten oder die alte Kir­che gar unter Denk­mal­schutz zu stel­len statt abzu­rei­ßen, wur­de ent­täuscht. Jür­gen Schä­fer dazu: „Die Aus­sa­gen der Behör­den ist amt­lich: Die Kir­che wird kein Denk­mal.” Er wehr­te sich auch gegen den Vor­wurf, dass die Flä­che bereits über­plant sei. „Es gibt kei­nen Bebau­ungs­plan, so eine Ent­schei­dung samt Umset­zung dau­ert Jah­re und braucht auch erst Beschlüs­se durch den Kirchenvorstand.”

Bei der für vie­le älte­re Gemein­de­mit­glie­der schmerz­haf­ten Dis­kus­si­on dreh­te es sich viel um Erin­ne­run­gen. Ange­mahnt wur­de aber auch, die neu­en Rea­li­tä­ten zu akzep­tie­ren und den Blick in die Zukunft zu rich­ten. Kir­che sei über­all, in Kitas, Schu­len und Senio­ren­hei­men, so Mari­an­ne Schä­per-Mür­mann. „Das kirch­li­che Leben kommt auf die Men­schen an, nicht auf das Gebäu­de. Schwe­ren Her­zens müs­sen wir sagen, dass die Kir­che geschlos­sen wer­den muss”, fass­te Mar­lies Hüse­mann, Orga­nis­tin und Lei­te­rin des Kin­der- und Jugend­cho­res, zusam­men. Denn im Pfarr­heim sei­en die Grup­pen, wie die Haus­auf­ga­ben­hil­fe und Chö­re, wei­ter aktiv. Jür­gen Schä­fer ver­sprach, sich unter ande­rem auch für den Erhalt der Orgel einzusetzen.

Am Sams­tag, 23. Sep­tem­ber 2023, fei­ert die Gemein­de noch ein­mal mit einem gro­ßen Fest zu Ern­te­dank ihre gelieb­te Kir­che, ehe die Schrit­te zur Schlie­ßung und zum spä­te­ren Abriss des Got­tes­hau­ses ein­ge­lei­tet werden.

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