Sonntag, Juni 4, 2023

An(ge)dacht: Toleranz und Wahrheit

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Wer­ne. In unse­rem mul­ti­kul­tu­rel­len Kon­text wird Tole­ranz immer wich­ti­ger. Doch wie beein­flus­sen sich Wahr­heit und Tole­ranz gegen­sei­tig? Steht Wahr­heit der Tole­ranz im Weg? Jesus sagt: „Ich bin der Weg, die Wahr­heit und das Leben. Nie­mand kommt zum Vater außer durch mich“. (Joh 14,6) Wenn Chris­ten glau­ben, dass Jesus der ein­zi­ge Weg zu Gott ist, steht dann nicht dies der Tole­ranz im Wege?

Tole­ranz kommt aus dem latei­ni­schen „tole­r­a­re“, was so viel bedeu­tet wie „ertra­gen“, „dul­den“. Die Brock­haus-Enzy­klo­pä­die defi­niert den Begriff als „Gel­ten­las­sen ande­rer Weltanschauungen“.

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Doch ist mei­ne Tole­ranz nur dann vor­han­den, wenn ich ande­re Mei­nun­gen oder Welt­an­schau­un­gen als gleich­wer­tig betrach­te? Nur wer die Reli­gi­on des ande­ren wert­schätzt, ist wirk­lich tole­rant? Jeder, der sei­ne eige­ne Reli­gi­on als ein­zig wah­re oder im Wert höhe­re betrach­tet, wer­tet er damit ande­re Reli­gio­nen ab und beweist sei­ne Intoleranz?

Wir Chris­ten dür­fen unse­re Mei­nung ver­tre­ten, ohne den Wahr­heits­be­griff auf Kos­ten der Tole­ranz auf­zu­ge­ben. Die eige­ne Reli­gi­on als allei­ni­ge Wahr­heit zu betrach­ten ist kei­ne Ein­stel­lung, die ver­hin­dert, dem Nächs­ten im Respekt, Akzep­tanz und Aner­ken­nung zu begeg­nen. Gera­de Men­schen, die kei­nen Glau­ben ver­tre­ten oder in ihrem eige­nen Glau­ben gleich­gül­tig gewor­den sind, schei­nen tole­ran­ter zu sein. Wie kann Wahr­heit im Bezug zur Tole­ranz ver­stan­den wer­den? Und in wel­cher Wei­se beein­flusst Wahr­heit die Toleranz?

Jeder Mensch glaubt an Wahr­hei­ten, kei­ner wür­de bestrei­ten, dass sach­li­che Wahr­hei­ten exis­tie­ren. Sach­li­che Wahr­hei­ten sind objek­tiv und gel­ten all­ge­mein. Für alle und über­all.  In Ver­gan­gen­heit und in Zukunft.

Unse­re Sicht der Wahr­heit in der west­li­chen Welt ist von der Auf­klä­rung geprägt. Es gibt heu­te die Ten­denz, im reli­giö­sen Bereich ger­ne all­ge­mein-gül­ti­ge Wahr­hei­ten abzu­leh­nen. Man meint, im reli­giö­sen Bereich gäbe es kei­ne sach­lich-logi­sche Wahr­hei­ten. Reli­giö­se Wahr­hei­ten unter­schei­den sich aber von logisch-sach­li­chen Wahr­hei­ten, weil sie schwe­rer zu erken­nen sind. Sie sind aber die ein­zi­gen, die den Sinn und das Ziel eröff­nen können.

Albert Ein­stein hat gesagt: „Wer kei­nen Sinn im Leben sieht, ist nicht nur unglück­lich, son­dern kaum lebens­fä­hig“. Gott steht außer­halb von Zeit, Raum und Ver­stand. Wer nicht glaubt, braucht sich nicht bemü­hen, tole­rant zu sein. Er ist es auto­ma­tisch. Wenn wir Chris­ten dem Gebot der Nächs­ten­lie­be nach­kom­men, die Frei­heit unse­res Gegen­übers wert­schät­zen, dann ist jeder Vor­wurf der Into­le­ranz fehl am Platz, auch wenn wir ver­kün­den, dass Jesus der ein­zi­ge Weg zu Gott ist. 

Ihr Anto­nel Leng­hen, Pfar­rer St. Chris­to­pho­rus Werne

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