Samstag, März 25, 2023

Solidarische Landwirtschaft Werne: Ernte trifft Gemeinschaft

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Sto­ckum. Seit 70 Jah­ren wur­den die Acker­flä­chen der Fir­ma Gru­ne­wald in Wer­ne-Sto­ckum als Baum­schu­le genutzt. Nun wur­den die Grün­flä­chen dem stu­dier­ten Öko­land­wirt und Gemü­se­gärt­ner Lau­rin Ber­ger zur Pacht über­ge­ben. Mit einer soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft baut der pas­sio­nier­te Bio-Gärt­ner hier eine loka­le, öko­lo­gi­sche Gemü­se­ver­sor­gung in Wer­ne auf

Lau­rin Ber­ger geht sei­ner Her­zens­an­ge­le­gen­heit offen­kun­dig mit viel Lei­den­schaft und anste­cken­der Begeis­te­rung nach. Dabei steht das Kon­zept der soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft nicht nur für Res­sour­cen­ein­spa­rung, öko­lo­gi­sche und fami­liä­re Anbau­be­din­gun­gen. Es geht ins­be­son­de­re um das gegen­sei­ti­ge Unter­stüt­zen, wenn die Kos­ten für den land­wirt­schaft­li­chen Betrieb von den teil­neh­men­den Haus­hal­ten über­nom­men wer­den, die im Gegen­zug dafür die Ern­te abho­len kön­nen. Die­se steht dann abhol­be­reit für sie in Kis­ten zur Ver­fü­gung. Weil jede Kis­te aus logis­ti­schen Grün­den voll gefüllt wird, wird sie meis­tens wegen ihrer Men­ge, wenn Bedarf besteht, zwi­schen Haus­hal­ten auf­ge­teilt. Es ist mehr als Ern­te. Es ist Gemeinschaft.

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Nach einem Stu­di­um in Öko­land­bau und zwei Jah­ren als lei­ten­der Gemü­se­gärt­ner, mach­te sich Ber­ger nun selbst­stän­dig. Nach­dem er Kon­takt zu Jür­gen und Die­ter Gru­ne­wald, Vor­stän­de der Gru­ne­wald GmbH, auf­nahm, waren sie sich schnell einig dar­über, wie die Flä­che genutzt wer­den soll. Lau­rin Ber­ger pach­te­te das Land, wo zuvor eine Baum­schu­le war.

Aus einer abs­trak­ten Idee ent­ste­hen so mit der Zeit immer mehr Acker­flä­chen für das nächs­te Früh­jahr. Auf rund 1,2 Hekt­ar rei­ner Anbau­flä­che soll es nicht nur aus dem Super­markt bekann­te Ern­te­pro­duk­te geben. Über 60 ver­schie­de­ne Gemü­se-/ Kräu­ter- und Obst­sor­ten sol­len ange­baut wer­den. Dar­un­ter Stiel­kohl und Palm­kohl, Hafer­wurz und schwar­zer Ret­tich und auch hier unbe­kann­te Toma­ten­sor­ten. Alles nach Sai­son, dafür qua­li­ta­tiv hoch­wer­tig, geschmack­voll und auch mal in sei­ner Erschei­nung verformt.

Lau­rin Ber­ger (Bild­mit­te) erklär­te sein neu­es Pro­jekt, Wer­nes ers­te soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft in Sto­ckum auf dem Gelän­de der Baum­schu­le Gru­ne­wald. Mat­thi­as Stil­ler, Lei­ter der Wirt­schafts­för­de­rung Wer­ne (links außen im Bild), die Grün­dungs­be­ra­te­rin Sil­ke Höh­ne der WFG Kreis Unna (rechts außen) sowie die Gru­ne­wald-Brü­der hat­ten eben­falls nur loben­de Wor­te für den Jung­land­wirt und des­sen Pro­jekt. Foto: Isa­bel Schütte

Durch die gro­ße Viel­falt gäbe es nahe­zu das gan­ze Jahr über Ertrag, wobei die Zeit­pe­ri­ode von März bis Mai am schwie­rigs­ten sei, so Ber­ger. Auch das Ach­ten auf Umwelt­auf­la­gen und nied­ri­ge Erzeu­ger­prei­se stel­len die soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft vor gro­ße Her­aus­for­de­run­gen. Aber dadurch, dass in einer Gemein­schaft zwi­schen Erzeu­gern und Ver­brau­chern gear­bei­tet wer­de, wür­den sich Kri­sen gemein­sam meis­tern las­sen. Denn jene Her­aus­for­de­run­gen kön­nen auf meh­re­re Schul­tern auf­ge­teilt, das Risi­ko und Dif­fe­ren­zen mini­miert werden.

Lau­rin Ber­ger hält sein Pro­jekt klar mit den Wor­ten fest: „Hier geht es dar­um, Wirt­schaft erleb­bar zu machen.“ Und das merkt man auch. Denn „vom Saat­korn bis zum Tel­ler“ ist alles trans­pa­rent. Das bie­tet Ver­brau­chern Sicher­heit und die­se schät­zen sie auch, denn der Öko-Land­wirt ver­zeich­net bereits mehr als 80 Inter­es­sier­te für den Ern­te­zy­klus von März bis Febru­ar. Jedes Mit­glied kann ent­schei­den, ob es das lecke­re Gemü­se nur ver­zeh­ren oder auch auf dem Acker mit­hel­fen möch­te. Jeder ist will­kom­men. Auch für Fami­li­en mit Kin­dern bie­te die soli­da­ri­sche Land­wirt­schaft tol­le Möglichkeiten.

Die ange­bau­te Flä­che in Modell­grö­ße. Foto: Isa­bel Schütte

„Die Men­schen wer­den sen­si­bi­li­siert“, meint Uta Kurz aus dem Café Future-Team der Initia­ti­ve Natürlich!Werne und lobt die Umset­zung des Pro­jekts aus­drück­lich. Auch die Gru­ne­wald-Brü­der bekräf­ti­gen Lau­rin Ber­ger in sei­nem Vor­ha­ben. „Lau­rin hat die­se Lei­den­schaft“, merkt Jür­gen Gru­ne­wald an. 

Unter­stützt wird das Pro­jekt unter ande­rem von Sil­ke Höh­ne, die als Grün­dungs­be­ra­te­rin agiert, Wer­nes Wirt­schafts­för­de­rer Mat­thi­as Stil­ler sowie Uta Kurz und Cle­mens Brü­se (Natürlich!Werne). Lau­rin Ber­ger rech­net mit rund 100 Euro pro Mit­glied pro Monat. Idea­ler­wei­se kommt er am Ende auf 100 Mit­glie­der durch die alle Kos­ten gestemmt und Anna Kris­ti­na Bräms­wig als Mit­ar­bei­te­rin ein­ge­stellt wer­den könn­te. Er freut sich, das 70-jäh­ri­ge Betriebs­er­be ver­ant­wor­tungs­voll wei­ter­füh­ren zu dür­fen. Und bei gro­ßer Reso­nanz einen noch grö­ße­ren Ort der Begeg­nung schaf­fen zu können. 

Wer der soli­da­ri­schen Land­wirt­schaft bei­tre­ten möch­te und damit Ernteteiler/in wird, kann ein­fach Kon­takt zum Team über die Web­site, Insta­gram oder Face­book auf­neh­men. Die Mit­glied­schaft ist auf ein Jahr aus­ge­rich­tet. Je frü­her die Anmel­dung, des­to mehr Pla­nungs­si­cher­heit für das Team. Am Sams­tag um 15 Uhr kön­nen Inter­es­sier­te an einer Bege­hung bei Gru­ne­wald in Sto­ckum teilnehmen.

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