Werne. In sozialen Netzwerken ging ein Foto der Wolfssichtung, auf dem man das Gersteinwerk im Hintergrund sieht viral. Das es sich wirklich um einen Wolf und nicht um einen Hund handelt, zeigen viele verschiedene Fotos, die Hegeringsleiter Matthias Möllenhof von verschiedenen Quellen zugeschickt bekommen hat.
„Ja, es sieht so aus, als ob es wirklich ein Wolf ist. Die Menschen müssen aber keine Angst vor dem Tier haben. Dieses ist wahrscheinlich auf der Durchreise. Hier in dieser Region ist es zu dicht besiedelt. Ich denke nicht, dass er hier das passende Revier findet“, erklärte Möllenhoff.
Der Hegeringsleiter mutmaßt, dass das Tier schon etwas länger unterwegs ist. „Wölfe können ohne Probleme 50 Kilometer am Tag zurücklegen. Ich denke, dass der Wolf jetzt Richtung Werne, Horst und eventuell Richtung Herbern unterwegs ist. Der Herberner Hegeringsmeister und Rentmeister Stefan Grünert von der Merfedt´schen Verwaltung wurde ebenfalls über die Wolfssichtung in Werne informiert. „Das Tier kommt in ein dicht besiedeltes Gebiet. Der läuft von Pontius bis nach Pilatus. Wenn er Glück hat, findet er einen Platz an dem er sich ausruhen kann. Wenn er Pech hat, wird er überfahren“, sagte Grünert.
Ein echter Experte ist Hermann Grube aus Ascheberg. Er ist Wolfbeauftragter des Landes NRW. „Über WhatsApp-Gruppen der Jägerschaft wurden am Dienstag ganz viele Fotos wie auch ein Video vom Wolf übermittelt. Neben Sichtungen in Stockum gab es auch welche in Mersch/Drensteinfurt. Man muss jetzt abwarten und gucken, ob es wirklich nur eine Momentaufnahme ist oder ob er jetzt öfters gesehen wird und sich hier sein Revier sucht.“
Grube rief die Tierhalter im Bereich Werne, Stockum und Herbern auf jeden Fall auf, mögliche Beutetiere mit Einbruch der Dunkelheit nach Möglichkeit sicher unterzubringen, damit nichts passiert. „Zu dieser Jahreszeit wandern Wölfe oft weite Strecken. Es kann auch gut sein, dass es bei der einen Sichtung bleibt und der Wolf morgen schon ganz woanders ist. Dennoch ist Vorsorge in dem Fall besser als Nachsorge“, so Grube.

In den vergangenen Tagen seien Hinweise von Wolfssichtungen aus ganz NRW eingegangen, sagt Birgit Kaiser de Garcia, Sprecherin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW. Nach LANUV-Angaben verlassen Wölfe bis zum Ende des zweiten Lebensjahres das elterliche Rudel und wandern dann weit umher, zum Teil mehrere hundert Kilometer weit. Dabei bewegten sie sich in für sie unbekanntem Gelände.
Wissenschaftliche Studien mit Wölfen, die mit einem Sender ausgestattet worden waren, hätten ergeben, dass solche Jungwölfe etwa über Grüngürtel in dicht besiedelte innerstädtische Gebiete gelangen könnten. Sie versuchten dann aber immer, die Stadt oder das Dorf schnell wieder zu verlassen. Dass sich Wölfe dauerhaft in solchen Gebieten ansiedeln, sei nicht zu erwarten.
„Die Fotos der Wolfssichtungen im Werner Bereich liegen dem Landesamt vor und werden zeitnah geprüft und – wenn dem so ist – offiziell bestätigt. Das kann unter Umständen allerdings ein paar Wochen dauern“, sagte Kaiser de Garcia.
Zur Erinnerung: Nur wenige Kilometer entfernt vom Denkmal des „Letzten Wolfs von Westfalen“ in Herbern war im April des vergangenen Jahres erstmals ein Wolf auf Werner Gebiet in eine Fotofalle getappt.
Bei weiteren Fragen rund um dieses Thema steht Hermann Grube unter Tel. 0172-5412881 zur Verfügung.