Samstag, März 25, 2023

Mehr als Tradition: Krieg verleiht Stadtprozession aktuelle Brisanz

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Wer­ne. Dass die Bür­ger von Wer­ne seit fast 400 Jah­ren eine Dank­pro­zes­si­on abhal­ten, weil ihre Stadt im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg ver­schont wur­de, ist nicht selbst­ver­ständ­lich. „Bitt­pro­zes­sio­nen wer­den sehr viel häu­fi­ger abge­hal­ten“, sag­te Weih­bi­schof Ste­fan Zekorn in sei­ner Pre­digt, die er nach dem Fest­got­tes­dienst und der Pro­zes­si­on auf dem Kirch­platz von St. Chris­to­pho­rus hielt. „Dabei“, so der Bischof, „tut dan­ken gut, nicht nur dem, dem gedankt wird, son­dern auch jenem, der dankt.“

Die Tra­di­ti­ons­ver­an­stal­tung konn­te am Sonn­tag (26.06.2022) zum ers­ten Mal seit zwei Jah­ren wie­der in übli­cher Wei­se statt­fin­den – mit einer Fest­mes­se in Wer­nes ältes­ter Pfarr­kir­che und der anschlie­ßen­den Pro­zes­si­on über Mag­da­le­nen­stra­ße, Stein­stra­ße und Kirchplatz.

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Ver­tre­ter aus Poli­tik und Ver­wal­tung, Schüt­zen­ver­ei­nen, Kol­ping­fa­mi­lie, KAB und ande­rer kirch­li­cher Grup­pen sowie Pri­vat­leu­te schlos­sen sich an. Im Mit­tel­punkt der Men­schen­rei­he trug Weih­bi­schof Zekorn das Aller­hei­ligs­te in einer Mons­tranz. Nach Gruß­wor­ten und Pre­digt auf dem Kirch­platz folg­te der zwei­te Teil der Pro­zes­si­on über die Bonen­stra­ße und den Rog­gen­markt. Dank soli­der Wet­ter­la­ge gelang­ten alle Betei­lig­ten tro­cke­nen Fußes zum Schluss­se­gen in die Kirche.

„Coro­nabe­dingt muss­ten wir unser Gelüb­de in den ver­gan­ge­nen zwei Jah­ren sym­bo­lisch in der Frei­licht­büh­ne erfül­len“, erin­ner­te Bür­ger­meis­ter Lothar Christ in sei­nem Gruß­wort. Das Stadt­ober­haupt, das den beson­de­ren Anlass auch mit dem Tra­gen sei­ner Amts­ket­te wür­dig­te, ließ anschlie­ßend die his­to­ri­sche Situa­ti­on Wer­nes im Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg auf­le­ben: „In unse­rer Stadt gab es zu jener Zeit wich­ti­ge Bau­ten und Rech­te wie die Chris­to­pho­rus­kir­che, das Rat­haus, eine Stadt­mau­er mit Tür­men und regio­nal bekann­te Mär­ket wie den zu Simon und Judas.“

Zahl­rei­che Bür­ge­rin­nen und Bür­ger sowie Ver­ei­ne aus Wer­ne betei­lig­ten sich an der Pro­zes­si­on. Foto: Anke Bar­ba­ra Schwarze

1622 droh­te die bis dahin unbe­hel­lig­te Lip­pe­stadt, ins Kriegs­ge­sche­hen ein­be­zo­gen zu wer­den. Denn in der Nähe lager­te der Her­zog von Braun­schweig, genannt „Der tol­le Chris­ti­an“, mit sei­nen Trup­pen. Er hat­te bereits meh­re­re Städ­te in der Regi­on ver­wüs­tet. Wer­ne blieb jedoch ver­schont. „Ob der Her­zog, wie die Sage behaup­tet, die Stadt im Nebel nicht gefun­den hat oder Rei­ter aus Olfen, die sich in Wer­ne auf­hiel­ten, ihn abschreck­ten – wir wis­sen es nicht“, kon­sta­tier­te Christ. In jedem Fall nah­men die Bür­ger den glück­li­chen Aus­gang zum Anlass, am 13. Mai 1623 beim Propst von Cap­pen­berg die Geneh­mi­gung für eine Dank­pro­zes­si­on zu erwirken.

„Und es gibt gute Grün­de, die­ses Gelüb­de bis heu­te zu erfül­len“, beton­te Lothar Christ. „Denn Frie­den ist nach wie vor kei­ne Selbst­ver­ständ­lich­keit. In vie­len Län­dern der Welt sind die Men­schen von Krieg, Hun­ger und Not bedroht. Vor allem der unsäg­li­che Krieg in der Ukrai­ne führt uns über­deut­lich vor Augen, die zer­brech­lich der Frie­de ist.“ Ein­dring­lich beschrieb der Bür­ger­meis­ter, wie Russ­lands Prä­si­dent Putin Völ­ker­recht bre­che, Kin­der töten und Frau­en ver­ge­wal­ti­gen lie­ße. Dar­über hin­aus opfe­re er das Leben jun­ger Män­ner sei­nes eige­nen Lan­des. „Wir müs­sen uns – und dafür ist das heu­te ein beson­ders geeig­ne­ter Tag – bewusst machen, wie glück­lich wir sein kön­nen, in Frie­den und Frei­heit zu leben“, mahn­te Christ und dank­te allen Betei­lig­ten für die Gestal­tung und die Teil­nah­me an Wer­nes Friedensprozession.

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