Werne. Einen Apfelbaum der einheimischen Sorte „Dülmener Rose“ setzten am Montag, 27. Juni 2022, Kurt-Peter Becher, Technisches Asset Management, und Bürgermeister Lothar Christ ins vorbereitete Pflanzloch und schlossen damit symbolisch den neu angelegten Grüngürtel rund um das Logistikzentrum der GARBE Industrial Real Estate GmbH im Wahrbrink 25.
Der Immobilienentwickler hat auf dem cirka 295.000 Quadratmeter großen, früheren Ikea-Gelände zusätzlich zu dem Altbau zwei Großhallen errichtet und an Dienstleister und Logistiker vermietet.
Neben der grünen Gestaltung des Außenbereichs gebe es eine Reihe von verkehrs- und bautechnischen Maßnahmen, leitete Kurt Becher zu den ambitionierten Anstrengungen von GARBE über, bevor er mit Wernes Bürgermeister zum Spaten griff. Dazu zählen insbesondere die groß dimensionierten Photovoltaikanlagen auf den neuen Hallen.
Der Verwaltungschef war gekommen, um sich zu informieren. Die PV-Anlage sei künftig eine der größten in Deutschland, sah er darin einen „riesigen Bigpoint“. Becher bedankte sich seinerseits für die Unterstützung der Verwaltung bei der Umsetzung der Bauanträge, das sei heute keine Kleinigkeit.

Ein neuer B-Plan sei nicht nötig gewesen, erklärte Christ die Ausgangslage, die eine schnelle Realisierung der Pläne ermöglichte. Um Nachhaltigkeit habe man aber gebeten, freute er sich über die Grünanlagen. „Das war keine Pflicht“, wertete er dies als Bereitschaft von Unternehmen, auf Nachhaltigkeit zu achten. Nach dem Abzug von Amazon habe man zunächst eine Brache befürchtet. Nun seien alle Hallen vermietet und mehrere hundert Arbeitsplätze geschaffen.
Grüne Logistik im Außenbereich
Im Frühjahr hatten die Landschaftsbauer von Baum & Garten Herberholz aus Dorsten mit den Pflanzungen begonnen. Nun umzieht ein Grüngürtel das Objekt, dessen 200 Obstbäume alter und zum Teil bedrohter Sorten Streuobstwiesen bilden. 500 Laubbäume wie Hainbuchen, Stiel- und Traubeneichen etc. wachsen auf der alten Bahntrasse zu einem Laubwald heran.
1.250 Sträucher einheimischer Gewächse wie Sanddorn, Feuerdorn, Weißdorn, Schlehen und mehr bieten der Vogelwelt reichlich Nahrung und Brutmöglichkeiten. Ferner wurden auf rund 10.000 Quadratmetern Blührasen ausgesät. Drei Bienenvölker werden zudem als natürliche Dienstleister angesiedelt. Apropos Bahntrasse: Mit dem Erhalt der Weiche für den Bahnanschluss bleibt die Option erhalten, das Gleis wieder herzustellen.

Zwei Regenrückhaltebecken sorgen für eine geregelte Ableitung von Regenwasser ins Kanalsystem und wurden durch eine Bepflanzung sowie einen Eidechsenfelsen ökologisch aufgewertet. Aufenthaltsmöglichkeiten in den Pausen bieten Sitzecken aus Holz.
Bautechnik beim Neubau: Photovoltaik und mehr
Tatsächlich sei eine Riesenfläche versiegelt worden, sagte Kurt Becher. Kompensation wird Photovoltaik leisten. 30 Prozent der Dachflächen seien bereits bestückt und würden sukzessive erweitert, hieß es. Ferner hat man an Ladestellen für E-Fahrzeuge gedacht. Die automatisierte Erfassung aller Verbräuche befindet sich in Umsetzung. Die Neubauten sind bereits mit LED-Beleuchtung ausgestattet, eine Umrüstung im Bestand soll noch 2022 folgen und die Energiekosten hier um 70 Prozent dimmen.
Verkehrstechnik: Nachtparkplätze für Brummi-Fahrer
Viele parkende Lkw hatten in der Vergangenheit an der Straße Am Wahrbrink für Parkstau und Vermüllung und folglich für Ärger gesorgt. Für den eigenen Bereich hat GARBE gegengesteuert und alle Lkw-Stellplätze und Warteplätze auf dem eigenen Grundstück angelegt. Vom Pförtnerhaus aus werden die Fahrzeuge dirigiert und Umwegfahrten vermieden. Ausreichend Nachtparkplätze und ein WC für die Lkw-Fahrer sind vorhanden.
Warum Greenwashing für den Logistik-Komplex im Wahrbrink?
Jeder Baum und jeder Strauch, der in Zeiten des Klimawandels gepflanzt wird, ist vorbehaltlos gut für unser Klima! Allerdings sollten wir das Industriegelände der Fa. Garbe nicht schön reden sondern realistisch einordnen.
Mit einer Gesamtfläche von 295.000 m2 (Quelle Homepage Fa. Garbe), umfasst das Arsenal in etwa die Fläche des gesamten Stadtwaldes von Werne. Es handelt sich um drei Hallen, zwischen denen bisher kein nennenswertes „Grün“ zu erkennen ist. Würde auch stören, wenn hier LKW`s be- und entladen werden müssen. Es handelt sich somit um eine Flächenversiegelung von mindestens 80 % (Auswertung über http://www.tim-online.nrw.de).
Bereits in der von der Stadt Werne in Auftrag gegebenen Klimaanalyse wird das gesamte Industriegebiet im Wahrbrink als ausgesprochener Hotspot ausgewiesen. D.h. bei einer anhaltenden Hitze- und Trockenperiode wird sich das Gelände um 8 bis 10 Grad mehr aufheizen als andere Stadtgebiete; und damit auch für uns als Nachbarschaft erhebliche Auswirkungen zeigen.
Wir können nur hoffen, dass in dem klimatischen Umfeld dann die gepflanzten Bäume und Sträucher noch gedeihen können.
Die Installation von PV-Modulen auf bereits vorhandenen Hallendächern zur Erzeugung von regenerativer Energie ist ausdrücklich zu begrüßen, dies könnte auch eine PV-Installation auf den PKW-Parkplätzen beinhalten!
Dies sollte dann als Blaupause insbesondere für die Fa. AMAZON (Hallendachfläche ca. 90.000 m2) und andere Gewerbe- und Industriegebäude dienen, so könnten wir in Werne auf Freiflächen-Photovoltaikanlagen verzichten können.
Zur Erinnerung, wir verfügen heute schon in Werne über insgesamt mehr als 300 ha Gewerbe- und Industriefläche (Quelle: „Wir für Werne“)! Da gibt es noch genügend Potential für Klimaschutzmaßnahmen in Zeiten des Klimawandels.
Viele Grüße und bleiben Sie gesund !
Werner Thiemann