Donnerstag, März 30, 2023

Das Kloster: Barockes Schmuckstück unter Wernes Sehenswürdigkeiten

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Wer­ne. In der his­to­ri­schen Alt­stadt von Wer­ne fin­den sich auf engs­tem Raum Bei­spie­le für die wich­tigs­ten Epo­chen der Kunst­ge­schich­te – von der Roma­nik (in Form von Gewölberesten unter St. Chris­to­pho­rus) bis hin zur Bauhausarchitektur. Ein her­aus­ra­gen­des Bei­spiel für den Barock liegt am Ran­de des Alt­stadt­kerns: das Kapuzinerkloster.

Es ist das ein­zi­ge voll­stän­dig erhal­te­ne Kapu­zi­ner­klos­ter im Bis­tum Münster und daher ein Mus­ter­bei­spiel für die deut­sche Kapu­zi­ner­ar­chi­tek­tur des 17. Jahr­hun­derts. Sei­ne Kir­che prä­sen­tiert sich von außen, wie es sich für einen Bet­tel­or­den geziemt: als schmuck­lo­ser, weiß ver­putz­ter Bau. Erst im Inne­ren offen­bart sich die Epo­che, in der das Got­tes­haus errich­tet wur­de: Die Schnitz­kunst der Altä­re und ihre Gemäl­de spie­geln baro­cke Pracht.

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Die Grund­stein­le­gung für die Kir­che erfolg­te am 10. August 1677. Ver­ant­wort­lich für den Ent­wurf des Got­tes­hau­ses zeich­ne­te der Ordens­bau­meis­ter Ambro­si­us von Oel­de. Dabei hielt sich der Kapu­zi­ner­bru­der an die Ordens­re­geln, nach denen die Got­tes­häu­ser klein und ärm­lich aus­se­hen soll­ten. Um die­sem Anspruch zu genügen, griff Ambrosius auf einen Kir­chen­bau­ty­pus zurück, der sich bei Bettelorden bewährt hat­te: eine ein­fa­che Saal­kir­che mit fast schmuck­lo­sen Außenmauern.

So schlicht die Archi­tek­tur aus­fällt, so ver­schwen­de­risch wur­den die Altä­re im Inne­ren aus­ge­stat­tet. Den Haupt­al­tar zahl­te Fürstbischof Fer­di­nand II. von Fürstenberg (1626–1683), den rech­ten Sei­ten­al­tar stif­te­te die Adels­fa­mi­lie von Asche­berg. Und die Stif­ter wünsch­ten mehr Prunk, als es einem Bet­tel­or­den geziem­te. Die üppige Schnitz­kunst und die kunst­vol­len Gemäl­de ver­kör­pern in idea­ler Wei­se die sakra­le Barockkunst.

Die Holz­kon­struk­tio­nen der Altar­auf­sät­ze stam­men aus der Ent­ste­hungs­zeit des Klos­ters. 1682 wur­den die bei­den Neben­al­tä­re auf­ge­stellt, 1685 der Hoch­al­ter. Sie wer­den der Werk­statt des Bild­hau­ers Paul Glad­bach von Rüthen († Janu­ar 1688) zuge­schrie­ben. Er schuf eine Schau­sei­te, die Ele­men­te anti­ker Tem­pel­fas­sa­den auf­nimmt. Die Altarbilder rahm­te er mit gedreh­ten Säu­len, an denen sich die christ­li­chen Sym­bo­le Wein­blät­ter und Trau­ben empor ranken.

Das Gemälde am Hoch­al­tar fängt einen zen­tra­len Augen­blick der Kreu­zi­gung ein. Foto: Anke Bar­ba­ra Schwarze

Wie es für baro­cke Kir­chen­ma­le­rei cha­rak­te­ris­tisch ist, insze­nie­ren die drei Altar­ge­mäl­de bibli­sche und legen­dä­re Ereig­nis­se wie auf einer Theaterbühne – mit dra­ma­ti­schen Ges­ten und effekt­vol­ler Licht­re­gie. Das illus­triert das Gemälde am Hoch­al­tar. Es fängt einen zen­tra­len Augen­blick der Kreu­zi­gung ein: den Moment, in dem ein römi­scher Sol­dat mit der Lan­ze in den Kör­per des Gekreu­zig­ten sticht, um fest­zu­stel­len, ob die­ser noch lebt. Und vor dem fins­te­ren Him­mel wirkt der weiß­li­che Kör­per des Gekreuzigten wie von einem Schein­wer­fer angestrahlt.

Die Gemäl­de auf allen drei Altä­ren schuf der Kapuzinerbruder Dami­an von Ratin­gen († 1709). Dabei ver­ein­te er ita­lie­ni­sche und nie­der­län­di­sche Einflüsse. So ver­zich­te­te Dami­en ähn­lich wie der ita­lie­ni­sche Barock­ma­ler Annibale Car­rac­ci (um 1560–1609) bei Licht- und Schattenspielen auf har­te Kon­tras­te. Statt­des­sen scheint ein dif­fu­ser Schlei­er wie ein Weich­zeich­ner über dem Bild zu liegen.

Für die Kom­po­si­ti­on der Kreu­zi­gung ließ sich Dami­an von einem Star der dama­li­gen Kunst­sze­ne inspi­rie­ren – vom Peter Paul Rubens und des­sen Kreu­zi­gung mit Lanzenstoß, die der flä­mi­sche Maler 1619/1620 für die Kir­che der Fran­zis­ka­ner-Rekol­lek­ten in Ant­wer­pen anfertigte.

Die Beto­nung des Todes Chris­ti steht im Zusam­men­hang mit dem Kon­zil von Tri­ent (1545–1563). Dort for­mier­te sich die katho­li­sche Kir­che gegen die Refor­ma­ti­on. 1562 fass­te die Ver­samm­lung einen grund­le­gen­den Beschluss: Weil im Mess­op­fer Chris­tus ent­hal­ten ist und unblu­tig geop­fert wird, so ist das Messopfer ein wirk­li­ches Sühneopfer, welches das Opfer Chris­ti am Kreuz erneu­ert. Es wird dar­ge­bracht, um die Sünden der leben­den Gläubigen zu sühnen. Mit die­ser Leh­re grenz­ten sich die Katho­li­ken von Refor­ma­to­ren ab, die die leib­haf­ti­ge Gegen­wart Chris­ti im Abend­mahl bestritten.

Zum 350. Jubi­lä­um der Grund­stein­le­gung des Kapuzinerklosters haben die Brü­der einen neu­en Kir­chen­füh­rer zu ihrer Klos­ter­kir­che her­aus­ge­ge­ben. Er ist zu den Öffnungszeiten an der Klos­ter­pfor­te für 9,50 Euro erhältlich.

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