Werne/ Kreis Unna. Der Arbeitskreis Bereitschaftspflege der Pflegekinderdienste der Städte Bergkamen, Kamen, Selm und Werne hat sich am 26. Januar zu seiner jährlichen Sitzung getroffen. Gastgeber der Veranstaltung war diesmal der Pflegekinderdienst des Werner Jugendamtes.
In enger Zusammenarbeit sind die Pflegekinderdienste der vier Städte zur Stelle, wenn es gilt, Kinder kurzfristig und temporär in Bereitschaftspflegefamilien unterzubringen. Dafür stehe den Jugendämtern ein Pool von zehn Familien im Kreis Unna zur Verfügung, die Kinder aus plötzlichen Krisensituationen heraus aufnehmen können, erläuterte Sozialarbeiterin Rita Benning-Schüttpelz vom Pflegekinderdienst des hiesigen Jugendamtes gegenüber WERNEplus.
„Manchmal können Kinder in Krisensituationen ganz plötzlich nicht mehr in ihrer eigenen Familie leben. Dann brauchen sie vorübergehend ein anderes Zuhause, wo sie sicher ankommen können und geschützt sind“, heißt es erläuternd in der Medienmitteilung zum Arbeitskreis-Treffen. Die beteiligten Jugendämter beraten die Bereitschaftspflegefamilien fachlich.
Bereitschaftspflegefamilien sind Tag und Nacht erreichbar und bieten den betroffenen Kindern einen sicheren Ort und Schonraum. Denn manchmal muss es eben „Knall auf Fall“ gehen, wie der Titel des Flyers zur Bereitschaftspflege ausdrückt. Die Bereitschaftspflegefamilien bieten ein Beziehungsangebot auf Zeit, begleiten in Zusammenarbeit mit den Jugendämtern eine Perspektive für die Kinder in eine neue Lebensform oder zurück in die Herkunftsfamilie.
Bereitschaftspflegefamilien müssen flexibel, humorvoll und belastbar sein. Sie haben Freude an der Arbeit mit Kindern in ihrem eigenen Haushalt, schilderte Benning-Schüttpelz zum Hintergrund. Die Familien seien zumeist Laien, verfügten aber häufig schon über Erziehungserfahrung.
In der Regel endet die Betreuung des Kindes in einer Bereitschaftspflegefamilie nach drei Monaten. Das könne situationsbedingt dann aber länger dauern, wenn etwa ein Gericht über die weitere Unterbringung des Kindes entscheiden müsse, erklärte Rita Benning-Schüttpelz. Die Gründe für eine Ad-hoc-Vermittlung von Kindern in eine Familie der Bereitschaftspflege sind vielfältig. Das könne eine plötzliche Erkrankung der Mutter sein oder aufgrund von Überlastungs- und Krisensituationen in den Herkunftsfamilien notwendig werden.
Mit einem umfassenden jährlichen Schulungsangebot unterstützen und begleiten die vier Jugendämter die Bereitschaftspflegefamilien und vermitteln Kenntnisse zu den Themen Bindung, Trauma, rechtliche Grundlagen, Kinder- und Säuglingspflege sowie zum Umgang mit der Herkunftsfamilie. „Diese Qualifizierung sowie eine kontinuierliches Reflexionsangebot für die Bereitschaftspflegefamilien sind wichtige Bausteine im Rahmen der Qualitätssicherung und für den Kinderschutz“, heißt es in der Mitteilung weiter.
Die acht Schulungsmodule werden den aufnehmenden Familien prozessbegleitend angeboten. Jedes Modul müssten jeweils beide Elternteile auf Zeit absolvieren, erläuterte die Sozialarbeiterin des Werner Jugendamtes.
Alle Schulungsinhalte zu den Modulen wurden von den beiden Praxisstudierenden der Sozialen Arbeit, Franziska Gockeln (Jugendamt Kamen) und Pietertje Niemüller (Jugendamt Werne) in einem gemeinsam konzipierten Schulungsordner Bereitschaftspflege erstellt und ein Layout dazu designt.