Donnerstag, Februar 15, 2024

Beckendorf in Horst: „Verschwunden, aber nicht vergessen“

Anzeige

Horst. Vom Adelssitz Beckendorf ist heute nicht mehr zu sehen als ein paar dunkle Grundrisslinien im Boden. Und auch die sind nur aus der Vogelperspektive mithilfe einer Spezialkamera zu erkennen. In der urkundlichen Überlieferung des Hauses Stockum hat das in Horst gelegene Rittergut jedoch Spuren hinterlassen.

Der im Sommer verstorbene Heimatforscher Manfred Bäumer hat sie aufgearbeitet und transkribiert. Das Ergebnis seiner Recherche hat der Förderverein Dorfgemeinschaft Horst und Wessel jetzt posthum herausgegeben.

- Advertisement -

„Manfred Bäumer war gebürtiger Horster“, erklärt Herbert Schulze Geiping, der Vorsitzende des Fördervereins. Bäumer hatte den Verein seinerzeit mitbegründet. Nachdem der gelernte Bäcker und Konditormeister seinen Beruf nicht mehr ausüben konnte, widmete er sich der Genealogie und Heimatforschung. „Er hat viel über die Familien in Horst aus alten Kirchenbüchern herausgefunden, davon zehren wir noch heute“, sagt Schulze Geiping. Er selbst habe nach Bäumers Tod letzte Hand an das Layout des Buches „Der Adelssitz Beckendorf“ gelegt.

Grundlage für weitere Studien

„Verschwunden, aber nicht vergessen“: Das Motto des Büchleins trifft auf den Gegenstand seines Inhalts ebenso zu wie auf seinen Autor. In seinem Vorwort vermacht Bäumer sozusagen seine Forschungen der Nachwelt: „Meine größte Freude würde es sein, wenn dieser Keim der Forschung weiterhin gepflegt, die aufgefundenen Spuren verfolgt und die noch vorhandenen Lücken ausgefüllt werden.“ Indem Bäumer die Überlieferung aus fünf Jahrhunderten zusammengetragen hat, legte er eine aussagekräftige Grundlage für weitere Studien.

Das Rittergut Beckendorf lag „in der Bauerschaft Horst rechts am Wege, der von Herbern nach Bockum führt“. So beschrieb im 19. Jahrhundert der Pfarrer und Heimatkundler Julius Schwieters die Lage des Adelssitzes. Der Name „Beckendorf“ wird bereits 1193 in einer Urkunde des Bischofs von Münster erwähnt. „Gemeint ist aber noch nicht die Burg, sondern die kleine Ansiedlung am Bach“, erklärt Manfred Bäumer im Kapitel „Wichtige Eckdaten zum Rittergut Beckendorf“.

Erst um 1500 herum lässt Gert von Hövel die Burg Beckendorf bauen. Seine Familie war von der Äbtissin von Herford mit dem Haus Stockum belehnt worden. Nachdem Gert und sein Bruder sich jedoch mit den Klosterfrauen überworfen hatten, brauchten sie eine neue Bleibe und errichteten besagten Adelsitz in Horst. Während Gert von Hövel später wieder Gnade vor den Augen der Äbtissin fand, blieb sein Bruder in Beckendorf.

Lehnsrechtliche Verflechtungen

Besonders gut scheint es seinem Familienzweig nicht ergangen zu sein. Bereits 1611 ist die Burg „ganz und gar baufällig“, wie es eine Akte im Stadtarchiv Werne beschreibt. „Ein Spiegelbild der schlechten finanziellen Situation der Eigentümer“, kommentiert Bäumer. Die Anlage wechselt in den folgenden Jahrhunderten mehrmals den Besitzer. Mitte des 19. Jahrhunderts erwirbt sie Karl Graf von Merveldt. Er lässt die Gebäude abreißen. Als der Horster Schützenverein in den 1890er-Jahren erste Vogelschießen auf dem Gelände austrug, waren noch Reste der Gemäuer zu sehen.

In Bäumers Buch lassen sich diese Entwicklungslinien anhand der abgedruckten Quellen anschaulich nachvollziehen – ebenso wie die lehnsrechtlichen Verflechtungen in der Region. Die zu Beckendorf gehörenden Höfe werden ebenso aufgelistet wie das am Adelssitz haftende Patronatsrecht über die Kirche St. Stephanus in Bockum. In einer alten Flurkarte von 1821 im Stadtarchiv Werne ist zudem die Anordnung der Gebäude noch gut zu erkennen.

Wie diese ausgesehen haben kann, davon vermittelt die Coverabbildung eine Ahnung: Sie zeigt das Gut Schledebrück bei Rheda-Wiedenbrück mit einem zentralen, repräsentativen Haupthaus und symmetrisch angeordneten Wirtschaftsgebäuden. „Von Beckendorf selbst haben wir leider keine historische Abbildung“, bedauert Herbert Schulze Geiping.

INFO

Das Buch „Der Adelssitz Beckendorf. Eine Chronik aus fünf Jahrhunderten“ kostet 6 Euro und ist an folgenden Verkaufsstellen in Werne erhältlich: Bücher Beckmann, Magdalenenstraße 2; Tourist-Information, Markt 19; Dorfgemeinschaftshaus Horst & Wessel, Ahlener Weg 5.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Tagesseminar zum Obst- und Ziergehölzschnitt im Klostergarten

Werne. Am Samstag (2. März) veranstaltet der Kreisverband Wohneigentum NRW Süd-Münsterland e.V. im Kapuzinerkloster in Werne ein Tagesseminar zum Obst- und Ziergehölzschnitt. Beginn ist...

Polizei: Zeugen nach Verkehrsunfallflucht gesucht

Werne. Eine 28-jährige Radfahrerin aus Werne ist am Mittwoch (14.02.2024) auf der Klöcknerstraße mit ihrem Pedelec gestürzt. Gegen 9.20 Uhr soll ihr ein weißer...

FBS und Familienzentren laden ein: „Eltern sein – ein Kinderspiel?!“

Werne. Die Familienbildungsstätte (FBS) Werne kündigt in Zusammenarbeit mit allen Familienzentren in Werne, der Kita St. Marien Horst, der Fachstelle Kindertagespflege des Jugendamtes Werne...

Tauben- und Krähentag des Hegering Werne ein Erfolg

Werne. Gegen Mittag waren die Teilnehmer des kreisweit organisierten Tauben- und Krähentages auf dem Hof Bleckmann in Holthausen zusammengekommen, um die Reviereinteilung auf die...