Werne. Sehr ärgerlich: ein Fahrradschlüssel ist verloren gegangen. Auch nach gründlichem Suchen bleibt er verschwunden. Nun muss der Ersatzschlüssel reichen.
Sehr erfreulich: Das schon abgeschriebene Hörgerät findet sich an unwahrscheinlicher Stelle wieder. Große Erleichterung! Jeder Mensch kennt das, wenn sich verloren Geglaubtes wiederfindet.
Sicher erinnern auch Sie sich gut, was Sie schon so alles verloren, gesucht und wiedergefunden haben. Genauso gut kann man sich oft an die Gefühle erinnern, die einen dabei befallen: Sorgen, Ängste, Traurigkeit, Wut über die eigene angebliche Nachlässigkeit. Und dann die Freude, Erleichterung beim Fund, der Ausruf: da ist es ja! Gerne teilt man es anderen mit: ich habe es wiedergefunden!
Viel schlimmer ist es, wenn ein Mensch verloren geht: Jemand aus der Reisegruppe erscheint nach dem Ausflug nicht am Treffpunkt – im trubeligen Freizeitpark sind plötzlich zwei nicht mehr dabei, und eine hektische Suche beginnt. Freundschaften enden, Kinder trennen sich von den Eltern. Auch durch den Tod verlieren wir geliebte Menschen.
An diesem Sonntag hören wir im katholischen Gottesdienst drei Begebenheiten, wo etwas oder jemand verloren gegangen ist. Das verlorene Schaf, die verlorene Geldmünze, der verlorene Sohn. Es sind aber nicht nur einfach Alltagsgeschichten – es sind sogenannte Gleichnisse.
Der Evangelist Lukas, der sie zu Beginn des 15. Kapitels aufgeschrieben hat, vergleicht die Erfahrungen aus unserem menschlichen Alltag mit unseren Glaubenserfahrungen. Gott ist wie der Schäfer, der das verlorene Schaf sucht und nicht aufgibt, bis er es gefunden hat. Gott ist wie die Frau, die das Unterste nach oben kehrt, bis sie das verlorene Geldstück entdeckt. Gott ist wie der Vater, der seinem jüngeren (und auch älterem!) Sohn die Freiheit schenkt, eigene Wege zu gehen. Er ist aber auch der Vater, der sich voll Herzensgüte und Liebe seinem in die Irre gegangenem Sohn zuwendet, ihn in die Arme schließt und ein großes Wiedersehensfest feiert.
Ich wünsche Ihnen, dass diese wunderbaren Gleichnisse Sie in der kommenden Woche begleiten, auch Ihre persönliche Einstellung zu sich selbst und zu anderen. Denn das ist eine unserer tröstlichsten Glaubenswahrheiten: Gott geht jedem von uns nach, sucht nach uns, freut sich, wenn er uns findet, und holt uns heim. Gottseidank!
Veronika Hembrock, Pastoralreferentin in Werne St. Christophorus