Donnerstag, März 30, 2023

Wernes literarisches Quartett streitet endlich wieder live

Anzeige

Wer­ne. Trü­bes Wet­ter und Coro­na­kri­se – für fast 40 Buch­fans war das am Mitt­woch­abend kein Grund, im Haus zu blei­ben. Statt­des­sen nutz­ten sie die sel­te­ne Gele­gen­heit, eine kul­tu­rel­le Ver­an­stal­tung zu besu­chen: Nach meh­re­ren, der Pan­de­mie geschul­de­ten Absa­gen, fand end­lich wie­der das belieb­te Lite­ra­Tur­nier statt – als Open Air auf dem Kirch­platz von St. Christophorus.

„Irgend­et­was muss jetzt ein­fach wie­der los­ge­hen“, sag­te Andre­as Bas­sen­dow­ski, der Vor­sit­zen­de des För­der­ver­eins Stadt­bü­che­rei und damit Mit-Ver­an­stal­ter des lau­ni­gen lite­ra­ri­schen Quar­tetts, bei sei­ner Begrü­ßung. Die­ser Gedan­ke präg­te auch die Stim­mung auf der Büh­ne und auf den mit  Abstand plat­zier­ten Stüh­len auf dem Platz: Oben lie­fer­ten sich die Mit­strei­ter des nicht so wört­lich gemein­ten Tur­niers fröh­li­che Schlag­ab­täu­sche, unten nahm das Publi­kum lachend die Scher­ze auf und warf hier und da einen Ball zurück.

- Advertisement -

Der Ablauf folg­te dem seit Jah­ren bewähr­ten Sche­ma: Ver­le­ger Magnus See, Pfar­rer Hart­mut Marks, Schau­spie­ler Lud­ger Bur­mann und die Kaba­ret­tis­tin Lia­ne Jäger hat­ten sich jeweils ein Buch vor­ge­nom­men, stell­ten es vor und sich selbst dann dem kri­ti­schen Aus­tausch ihrer Podi­ums­ge­fähr­ten. Als erfah­re­ner Mode­ra­tor sorg­te Die­ter Vat­heu­er dafür, dass jeder zu Wort und nie­mand kurz kam, was sei­ne spott­lus­ti­gen Sei­ten­hie­be anging.

Der Abend stand die­ses Mal unter dem Mot­to „Kurz und kna­ckig“: Es ging um Kurz­ge­schich­ten. Bespro­chen wur­den „Milk Wis­hes“ von Kris­ten Rou­pe­n­i­an (Lia­ne Jäger), „Nimm dir Zeit zum Durch­at­men“ (Magnus See), „Fahrt ins Blaue“ von Marie Hes­se und Karin Lab­hart (Hart­mut Marks) und das Poet­ry-Slam-Buch „feel good ink“ von Sophia Szy­mu­la & Juli­us Alt­hoet­mar, aus dem Lud­ger Bur­mann sein eige­nes Werk vortrug.

Magnus See hat­te sich nicht ohne Grund „Zeit zum Durch­at­men“ genom­men, denn wäh­rend der Lock­downs hat­te er sei­ne Freu­de an Wald­spa­zier­gän­gen ent­deckt. Und so begeis­ter­te er sich beson­ders für eine Geschich­te, in der die Schwe­din Andrea Hejls­kov erzählt, wie sie und ihre Fami­lie im Wald als Aus­stei­ger leben. Hart­mut Marks war weni­ger über­zeugt: „In der Wald­ein­sam­keit den Sinn des Lebens zu fin­den und dann am Inter­net hän­gen, um zu blog­gen, das passt für mich nicht.“

Das Publikum auf dem Kirchplatz von St. Christophorus ließ sich auf die gelöste Stimmung des LiteraTurniers ein. Foto: Anke Schwarze
Das Publi­kum auf dem Kirch­platz von St. Chris­to­pho­rus ließ sich auf die gelös­te Stim­mung des Lite­ra­Tur­niers ein. Foto: Anke Schwarze

Bur­mann dage­gen fand den Ver­such eines gesell­schaft­li­chen Aus­stiegs span­nend, die von Jäger vor­ge­stell­te Short Sto­ry „Milk Wis­hes“ dage­gen höchst bedrü­ckend. Ganz anders sah das wie­der­um Magnus See: „,Milk Wis­hes’ ist ein typi­sches Bei­spiel des neu­en ame­ri­ka­ni­schen Stils, vie­le Ver­glei­che und Gedan­ken­spie­le, die im Kopf der Leser Tau­sen­de neue Geschich­ten ent­ste­hen lassen.“

Zwi­schen­durch locker­te Vat­heu­er die Dis­kus­si­ons­run­de mit amü­san­ten Abschwei­fun­gen auf, frag­te auch nach Erfah­run­gen wäh­rend der Lock­downs. Auf die Situa­ti­on des Buch­han­dels ange­spro­chen, erzähl­te Buch­händ­ler Huber­tus Water­hues eine berüh­ren­de Epi­so­de: Er habe ein Buch ins Wer­ner Out­back gelie­fert, zum letz­ten Post­kas­ten am Ende eines Feld­wegs. „Als ich das bestell­te Buch hin­ein­leg­te, fand ich eine Tafel Scho­ko­la­de mit einem Kärt­chen: ‚Dan­ke fürs Vorbeibringen’“. 

Dann gab es noch ein Quiz mit Frei­wil­li­gen aus dem Publi­kum. Jedem der sechs Per­so­nen auf der Büh­ne soll­ten sechs Lieb­lings­ur­laubs­zie­le zuge­ord­net wer­den. Mal­lor­ca stand hoch im Kurs, die Insel trau­ten die Raten­den fast jedem zu. Tat­säch­lich gehört die Balea­ren­in­sel zu Lud­ger Bur­manns bevor­zug­ten Ziel­or­ten. Vom Mas­sen­tou­ris­mus distan­zier­te sich der Schau­spie­ler jedoch umge­hend: „Ich fah­re dahin zum Segeln, dar­auf lege ich jetzt Wert“, rief er grin­send nach unten.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Förderverein der Bücherei ist zurück mit Kneipen-Quiz im Rat(e)haus

Werne. Nach zwei erfolgreichen Kneipen-Quizzen im vergangenen Jahr, kündigt der Förderverein der Stadtbücherei Werne nun für den 18. April (Dienstag) die erste von drei...

Solebad Werne: Buntes Programm für Kinder in den Osterferien geplant

Werne. Spielnachmittage, Technikführungen, Wettbewerbe und ein besonderer Geburtstag – für die Osterferien hat sich das Solebad Werne besondere Veranstaltungen für Kinder überlegt. Unter anderem...

ADFC startet in die neue Saison

Werne. Der ADFC Werne beginnt ab April wieder mit regelmäßigen Fahrradtouren. Wer gerne in Gesellschaft radelt, ist eingeladen, mitzufahren. Jeden Mittwoch findet ab 18 Uhr...

„Es geht um die Existenz”: Tiertafel sucht neuen Platz für Spendenbox

Werne. Die Ehrenamtler der Tiertafel Werne unterstützen Menschen, deren Budget für die Versorgung ihres Haustieres nicht ausreicht. Im Sommer wollen die Vorsitzende Andrea Garthe...