Dienstag, März 21, 2023

Uwe Schenk: „Das System anpassen, nicht die Kinder“

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Wer­ne. Sein Büro im bun­ten Haus am Fürs­ten­hof ist geräumt und bei einer Rund­tour hat er sich persönlich von vie­len Mit­ar­bei­tern ver­ab­schie­det. Uwe Schenk, lang­jäh­ri­ger Lei­ter der Jugend­hil­fe Wer­ne, wech­selt in die pas­si­ve Pha­se der Alters­teil­zeit und ver­lässt die Einrichtung nach rund vier Jahrzehnten.

Sein Wer­de­gang reich­te vom Prak­ti­kan­ten bis zum Geschäfts­füh­rer und der Diplom-Pädagoge war maß­geb­lich für die Ent­wick­lung der Ein­rich­tung mit inzwi­schen 500 Mit­ar­bei­tern verantwortlich. Uwe Schenk wur­de am 29. Juli 1958 in Berg­ka­men geboren, in Wer­ne lebt der fünf­fa­che Vater und sechs­fa­che Groß­va­ter seit 1967. 

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Im Gespräch mit WERN­Eplus berichtet Schenk über sei­ne Zeit bei der Jugend­hil­fe Wer­ne und über sei­ne Zukunfts­plä­ne. Hier kommt Teil 1 des Interviews.

Sie ver­las­sen die Jugend­hil­fe Wer­ne nach rund 40-jähriger Tätig­keit und gehen in den Ruhe­stand: Wie füh­len Sie sich?

Die Jugend­hil­fe Wer­ne war schon eines mei­ner Herzensthemen, ich habe sehr dar­an gehan­gen. Ich las­se etwas hin­ter mir, was mich jah­re­lang erfüllt hat. Auf der anderen Sei­te kommt der Abschied ja nicht über­ra­schend und ich gehe mit einem guten Gefühl. Ich weiß noch nicht, wie die­ses Gefühl in eini­gen Wochen ist. Aber ich habe jetzt ganz gut damit abgeschlossen.

Wie war Ihr Wer­de­gang bei der Jugend­hil­fe Werne? 

Mei­nen ers­ten Kon­takt zum Kin­der­heim St. Josef hat­te ich bereits wäh­rend des Stu­di­ums. Ich habe damals in meiner Frei­zeit ehren­amt­lich in der Ein­rich­tung gear­bei­tet, die noch unter Lei­tung von Ordens­schwes­tern stand. Vor Ende mei­nes Stu­di­ums der Sozi­al­päd­ago­gik war ich als Prak­ti­kant dort tätig und habe im Som­mer 1984 mein Anerkennungsjahr begon­nen. Ich war unter ande­rem Gruppenerzieher und wur­de danach in eine Fest­an­stel­lung über­nom­men. Zu die­sem Zeit­punkt bestand das Kin­der­heim aus vier Grup­pen und einer Außen­wohn­grup­pe und hat­te 25 Mit­ar­bei­ter. Ich wur­de dann Stell­ver­tre­ter von Lei­te­rin Schwes­ter Clau­dia und 1994 ihr Nach­fol­ger. 2009 haben wir den Namen geän­dert, aus dem Kin­der­heim St. Josef wur­de die Jugend­hil­fe Wer­ne. 2018 wur­de die Jugendhilfe GmbH gegrün­det, seit­dem war ich Geschäftsführer.

Vie­le älte­re Wer­ner erin­nern sich noch an das frü­he­re Wai­sen­haus am Schüt­ten­wall (heu­te Kurt-SchumacherStraße). 1982 folg­te der Umzug des Kin­der­heims zur Ottostraße. Seit­dem ist viel pas­siert. Aus dem Kin­der­heim St. Josef wur­de die Jugend­hil­fe, das Fami­li­en­netz entstand und die Auf­ga­ben und Betä­ti­gungs­fel­der nah­men immer mehr zu. Wel­chen Anteil hat­ten Sie daran?

Als ich Ende der 1970er Jah­re mit dem Kin­der­heim zu tun hat­te, gab es noch die Phi­lo­so­phie, dass dort Kin­der ein bes­se­res Zuhau­se fin­den. Ich habe noch Kin­der erlebt, die mit zwei Jah­ren auf­ge­nom­men wur­den und mit 20 die Ein­rich­tung ver­las­sen haben. Zu dem Zeit­punkt hat man ver­sucht, die Kin­der zu erzie­hen und Kin­der, die sich nicht kon­form ver­hal­ten, zu ver­än­dern. Die Sicht auf Fami­lie und hat sich aber ver­än­dert. Wenn wir heu­te ein Kind aufnehmen, das ver­hal­tens­auf­fäl­lig ist, schau­en wir, was die Fami­lie braucht. Wir fra­gen: Was benö­ti­gen die Eltern und das Kind an Hil­fe, und nicht, wie willst du dem Kind beibringen, dass es sich in Zukunft ver­nünf­tig verhält.

Das ist der größ­te Para­dig­men­wech­sel. Am Anfang war es so, dass die Eltern nicht erwünscht waren. Wir woll­ten die Kin­der allein glück­lich machen und die Eltern waren eher Störfaktor. Ich selbst war vor allem stark betei­ligt, weil ich offen für die­se Ent­wick­lung war und die Hal­tung hat­te, dass es nicht dar­um geht, Regeln umzu­set­zen, son­dern dass sich das Sys­tem anpas­sen muss, damit das Kind die optimale Ver­sor­gung hat. Die­sen Anspruch habe ich stän­dig weiterentwickelt.

Teil 2 des Inter­views mit Uwe Schenk lesen Sie hier.

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