Donnerstag, März 23, 2023

THW Werne im Flut-Einsatz: „Jenseits aller Vorstellungskraft“

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Wer­ne. Über Wochen im Dau­er­ein­satz gegen die ver­hee­ren­den Fol­gen der Flut­ka­ta­stro­phe berich­te­te jetzt der Pres­se­spre­cher des Wer­ner Orts­ver­ban­des des Tech­ni­schen Hilfs­werks, Jörg Proch­now, gegen­über WERNEplus. 

Als zu Beginn des Monats Juli gera­de sechs Hel­fer des THW ihre Grund­aus­bil­dung mit Erfolg been­det hat­ten, habe noch kei­ner von ihnen geglaubt, das Erlern­te so schnell in die Pra­xis umset­zen zu müs­sen, schil­der­te er. Anders als bei der Feu­er­wehr kön­ne es näm­lich sein, dass die ehren­amt­li­chen Hel­fer die­ser Bun­des­or­ga­ni­sa­ti­on über einen län­ge­ren Zeit­raum kei­ne Ein­sät­ze hät­ten und die Zeit mit Aus­bil­dungs­diens­ten und Mate­ri­al­pfle­ge ver­brin­gen – so wie im Jahr 2020 bei­spiels­wei­se. Wer­de das THW dann aber alar­miert, han­de­le es sich nicht sel­ten um grö­ße­re Scha­dens­er­eig­nis­se. So war es auch diesmal.

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„Als hät­ten wir es geahnt“, beschrieb Proch­now das vor­sorg­li­che Befül­len von eini­gen tau­send Sand­sä­cken am 14. Juli auf dem THW-Gelän­de am Süd­ring: „Die star­ken Regen­fäl­le in Frön­den­berg waren schein­bar nur Vor­bo­ten für etwas, was noch nie da war in unse­ren Brei­ten.“ Noch am sel­ben Abend muss­ten die Wer­ner Hel­fer in die nähe­re Umge­bung aus­rü­cken, um Gebäu­de und Kel­ler­ein­gän­ge gegen Was­ser­ein­bruch zu sichern. Ein­satz­or­te waren unter ande­rem auch das Kran­ken­haus in Wer­ne sowie meh­re­re Wohn­häu­ser in Bergkamen.

Aber auch jen­seits der Unnaer Kreis­gren­zen – spe­zi­ell im benach­bar­ten Mär­ki­schen Kreis – berei­te­te der Dau­er­re­gen den Men­schen Sor­gen. „Ablau­fen­de Was­ser­mas­sen aus den Ber­gen fan­den ihren Weg in den Kel­ler eines Pump­wer­kes. Bei stei­gen­dem Was­ser­stand wäre die Trink­was­ser­ver­sor­gung in Alte­na, Lüden­scheid und Umge­bung aus­ge­fal­len. Mit ihrer Schmutz­was­ser­pum­pe Han­ni­bal pump­ten die Hel­fer aus Wer­ne das Was­ser in einen Über­lauf, um es in die Len­ne abflie­ßen zu las­sen“, schil­dert Proch­now den Spe­zi­al­ein­satz. Zu einem ähn­li­chen Ein­satz sei es dann unmit­tel­bar zurück nach Berg­ka­men gegan­gen. Hier muss­te das Was­ser aus einem voll­ge­lau­fe­nen Pump­werk der RAG zurück in den Kuh­bach gelei­tet werden.

Nur einen Tag spä­ter führ­te die Fahrt des Wer­ner THW-Teams nach Wup­per­tal, wo die Tief­ga­ra­ge eines Ein­kaufs­zen­trums unter Was­ser stand, eben­so wie die Unter­ge­schos­se eines angren­zen­den Groß­raum­ki­nos. Die dort abge­pump­ten Was­ser­mas­sen habe man in die nahe Wup­per geleitet.

Mit schwerem Gerät half das THW-Team aus Werne in Bad Münstereifel bei den Aufräumarbeiten. Foto: Jörg Prochnow
Mit schwe­rem Gerät half das THW-Team aus Wer­ne in Bad Müns­ter­ei­fel bei den Auf­räum­ar­bei­ten. Foto: Jörg Prochnow

„Was unse­re Hel­fer danach erwar­te­te, war jen­seits aller Vor­stel­lungs­kraft“, berich­tet Jörg Proch­now unter dem Ein­druck der Ereig­nis­se. „Die Flut­ka­ta­stro­phe, die vie­le Men­schen das Leben kos­te­te und hun­der­te obdach­los mach­te, sorg­te für den mög­li­cher­wei­se größ­ten Ein­satz in der Geschich­te des Tech­ni­schen Hilfs­wer­kes. Meh­re­re Wochen ver­brach­ten auch die Hel­fer aus Wer­ne im Kreis Eus­kir­chen, in der Stadt Stol­berg und in Ahr­wei­ler. Auch hier war die Han­ni­bal-Schmutz­was­ser­pum­pe im Dau­er­ein­satz. Immer wie­der muss­ten Was­ser­mas­sen zurück­ge­lei­tet wer­den, da die Flüs­se ihren ursprüng­li­chen Weg ver­än­der­ten und Wohn­ge­gen­den und ande­re Gebäu­de, ins­be­son­de­re aber die Kana­li­sa­ti­on, gefährdeten.“

Auch das Know­how der Fach­grup­pe Elek­tro­ver­sor­gung war laut Proch­now drin­gend gefragt. Die Hel­fer hät­ten meh­re­re Repa­ra­tur­ar­bei­ten für den dor­ti­gen Netz­be­trei­ber durch­ge­führt und für die Strom­ver­sor­gung der Men­schen in die­sem Gebiet gesorgt. Über­nach­tet haben die Wer­ner Hel­fer direkt vor Ort auf Feld­bet­ten in Fahr­zeug­hal­len und Zel­ten. Län­ger als drei oder vier Tage, maxi­mal aber eine Woche, sei aller­dings nie­mand am Ein­satz­ort ver­blie­ben. Viel­mehr habe man zwi­schen­durch ein­zel­ne Hel­fer immer wie­der gegen neue Kräf­te ausgetauscht.

Die Helfer/innen spürten in der Bevölkerung eine große Dankbarkeit. Foto: Jörg Prochnow
Die Helfer/innen spür­ten in der Bevöl­ke­rung eine gro­ße Dank­bar­keit. Foto: Jörg Prochnow

„Beein­druckt waren vie­le von uns von der Dank­bar­keit der Bevöl­ke­rung. An vie­len Häu­ser­wän­den stand der Spruch „Dan­ke an alle Hel­fer“. Gemeint waren damit natür­lich auch alle zivi­len Hel­fer und die Kol­le­gen der Feu­er­wehr, den Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen und der Poli­zei“, beschreibt Proch­now den Hilfs­ein­satz. Über­grif­fe oder Pöbe­lei­en gegen­über den Ein­satz­kräf­ten, wie durch die Medi­en berich­tet, habe es glück­li­cher­wei­se aber nicht gege­ben, ergänz­te er.

Im Herbst beginnt wie­der eine neue Grund­aus­bil­dung des THW. Inter­es­sier­te kön­nen sich mitt­wochs ab 19 Uhr per­sön­lich über die Arbeit des THW am Süd­ring 3a informieren. 

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