Sonntag, April 2, 2023

Streik bei Amazon: Zuhause bleiben statt Pakete packen

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Wer­ne. Zuhau­se blei­ben statt Pake­te packen: Die Gewerk­schaft Ver­di hat die Beschäf­tig­ten des Wer­ner Ama­zon-Logis­tik­zen­trums im Wahr­brink erneut zum Coro­na-gerech­ten Streik auf­ge­ru­fen. Heu­te (Mon­tag) und am Diens­tag will die Gewerk­schaft durch die Arbeits­nie­der­le­gung wie­der ein­mal ihrer For­de­rung nach Ein­füh­rung eines Tarif­ver­trags für die Beschäf­tig­ten der Ama­zon-Lager Nach­druck ver­lei­hen. Neben Wer­ne wird der Streik auch an den Stand­or­ten Rheins­berg, Bad Hers­feld, Leip­zig, Koblenz und Gra­ben durch­ge­führt. Eine Kund­ge­bung vor den Toren der Lager fin­det wegen der Pan­de­mie nicht statt.

Wie vie­le Mit­ar­bei­ter sich betei­li­gen, konn­te der für Wer­ne zustän­di­ge Gewerk­schafts­se­kre­tär Phil­ip Keens auf Anfra­ge von WERN­Eplus am Mon­tag­mor­gen noch nicht sagen. Wohl aber, dass die Arbeits­nie­der­le­gung den Betrieb des Logis­tik­zen­trums emp­find­lich stö­ren wird. Mit Lie­fer­ver­zö­ge­run­gen sei zu rech­nen. Der aktu­el­le Arbeits­kampf fal­le mit dem Natio­nal­fei­er­tag in Polen am 3. Mai zusam­men. „Die Ama­zon Stand­or­te in Polen die­nen Ama­zon als Aus­weich­mög­lich­keit bei Arbeits­kämp­fen in Deutsch­land“, heißt es in einer Pres­se­mit­tei­lung von Verdi.

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Der Streik steht laut Ver­di-Anga­ben unter dem Mot­to „Tarif­flucht been­den, Dum­ping­löh­ne bekämp­fen“ und fin­det pünkt­lich zum Beginn der Tarif­ver­hand­lun­gen für den Ein­zel- und Ver­sand­han­del statt. Bereits seit Jah­ren for­dert die Gewerk­schaft vom Online-Kon­zern die Aner­ken­nung der Flä­chen­ta­rif­ver­trä­ge des Ein­zel- und Ver­sand­han­dels sowie den Abschluss eines Tarif­ver­trags „Gute und gesun­de Arbeit“.

Ama­zon hat die­se For­de­rung bis­her abge­lehnt, mit dem Ver­weis auf über­durch­schnitt­li­che Bezah­lung und gute Arbeits­be­din­gun­gen. Dem wider­spricht die Gewerk­schaft Ver­di.  „Die jüngs­ten Medi­en­be­rich­te etwa über das Ver­bot von FFP2-Mas­ken bei Ama­zon in Winsen/Luhe zei­gen ein­mal mehr, wie not­wen­dig ver­bind­li­che Rege­lun­gen bei Ama­zon sind“, erklärt Orhan Akman, der bei Ver­di für den Ein­zel- und Ver­sand­han­del zustän­dig ist, in der Pressemitteilung.

Den Gewerk­schaf­ter empö­re, dass Ama­zon zwar Anfang ver­gan­ge­nen Jah­res Mit­glied im Han­dels­ver­band Deutsch­land (HDE), dem Arbeit­ge­ber­ver­band des Ein­zel­han­dels, gewor­den sei, sich aber wei­ter der Tarif­bin­dung ent­zie­hen wol­le, schreibt Ver­di wei­ter. „Wir for­dern in den Tarif­run­den der ver­schie­de­nen Bun­des­län­der Gehalts­stei­ge­run­gen von 4,5 Pro­zent plus 45 Euro bei einer Lauf­zeit von zwölf Mona­ten. Außer­dem darf kein Stun­den­lohn unter 12,50 Euro lie­gen. Das muss auch für die Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen bei Ama­zon gel­ten“, so Akman.

Zudem wei­se er Anga­ben des Unter­neh­mens zurück, wonach Ama­zon bereits jetzt Gehäl­ter ober­halb der Tarif­löh­ne zah­le: „Das ist eine Mogel­pa­ckung. Weder Ein­mal­zah­lun­gen, Coro­na- und Streik­bruch­prä­mi­en oder die Aus­ga­be ein­zel­ner Akti­en sind ein Ersatz für exis­tenz­si­chern­de Tarif­löh­ne.“  Der Gewerk­schaf­ter sehe Bun­des­tag, Bun­des­re­gie­rung und Euro­päi­sche Uni­on in der Pflicht, Ama­zon end­lich in die Ver­ant­wor­tung zu neh­men: „Im Online- und Ver­sand­han­del ist Ama­zon nicht irgend­ein Akteur auf dem Markt, son­dern Ama­zon als Mono­pol­ka­pi­ta­list ist der Markt und bestimmt die Bedin­gun­gen.“ Die Finanz­macht des Kon­zerns sei nicht nur eine Gefahr für vie­le ande­re Unter­neh­men, son­dern mitt­ler­wei­le auch für die Demo­kra­tie. Des­halb müs­se die­ser Markt regu­liert wer­den. Der Staat dür­fe dabei nicht erpress­bar sein und müs­se die Ein­hal­tung der Spiel­re­geln auch bei Ama­zon durchsetzen.

Ama­zon behaup­te in Ita­li­en, Ein­zel­händ­ler zu sein, da dort im Ein­zel­han­del schlech­te­re Tarif­ver­trä­ge gel­ten. In Deutsch­land wür­de das Unter­neh­men wie­der­um behaup­ten, es sei Logis­ti­ker, ergänzt Phil­ip Keens. „Außer­dem wird in Deutsch­land die Mög­lich­keit, zwei Jah­re sach­grund­los zu befris­ten, von Ama­zon scham­los aus­ge­nutzt. Jedes Quar­tal wer­den hun­der­te Mit­ar­bei­ter neu ein­ge­stellt. Fast immer befris­tet, und somit ohne siche­re Zukunfts­per­spek­ti­ve. Das ist in nor­ma­len Zei­ten schon ein Skan­dal, im Zuge einer welt­wei­ten Pan­de­mie ist es viel­mehr eine uner­träg­li­che Unge­rech­tig­keit gegen­über den vie­len tau­send Arbei­tern in ganz Deutsch­land, die ihre Kno­chen für Ama­zon hin­hal­ten“, so der Gewerkschaftssekretär.

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