Freitag, März 24, 2023

Spürnasen mit Ordnungssinn

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Wer­ne. Ich tref­fe mich mit Ina Kat­rin Sti­cken zu einem „Hunde-Spaziergang mit Spe­zi­al­auf­trag“ auf dem ehe­ma­li­gen Zechen­ge­län­de. Die Früh­rent­ne­rin, die in Wer­ne einen Gas­si-Ser­vice anbie­tet, will eine Run­de mit ihren bei­den Pumi Elroy und Donatel­lo sowie mit Gas­si-Hund Krö­te drehen. 

Die tem­pe­ra­ment­vol­len Pumi (ter­ri­er­ähn­li­che unga­ri­sche Treib­hun­de) bel­len auf­ge­regt und kön­nen es kaum abwar­ten, dass es end­lich los­geht. Und auch Krö­te freut sich ganz offen­sicht­lich auf den Aus­lauf. Kat­rin Sti­cken hat das not­wen­di­ge Equip­ment für den Gas­si-Gang dabei: Hun­de­lei­nen, Seil­kno­ten zum Apport-Spiel, Hun­de­pfei­fe und eine klei­ne Tasche mit den begehr­ten Leckerbissen für die Vier­bei­ner. Das ist soweit nicht unge­wöhn­lich, der ganz beson­de­re „Ord­nungs­sinn“, den Elroy und Donatel­lo gleich an den Tag legen wer­den, ist es aller­dings schon. 

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Denn die bei­den Spür­na­sen klau­ben vom Weges­rand auf, was dort nicht hin­ge­hört, und was Zwei­bei­ner ent­lang der Spa­zier­we­ge auf der Hal­de und an der Lip­pe gleich­gül­tig bis rück­sichts­los ent­sor­gen. „Ange­fan­gen hat es vor zwei Jah­ren, als ich mich so über den Müll an der Lip­pe geär­gert habe“, erzählt sie mir. Damals hat Elroy damit ange­fan­gen, ein­zu­sam­meln, was dort nicht hin­ge­hört. Oft genug brin­gen die Hun­de die Müll­stü­cke auch schon unauf­ge­for­dert in die Tüte. Doch damit ist es nicht getan. Der Strand am Lip­pe­wehr wird nicht sel­ten als Grill­platz genutzt. Neu­lich blieb hier ein Kugel­grill lie­gen, schil­dert Sti­cken. Den dazu­ge­hö­ri­gen Papp­kar­ton sehen wir kurz dar­auf abseits vom Weg unerreichbar im Gebüsch hängen.

Die Hun­de von Ina Kat­rin Sti­cken sam­meln den Müll auf, den Men­schen acht­los in die Natur gewor­fen haben. Foto: Gaby Brüggemann

An die­sem Tag ist der Papier­korb am Strand­platz geleert und Sti­ckens ers­te gefüllte Müll­tü­te wan­dert hin­ein. Die von Elroy eingesammelten Pfand­fla­schen wer­den dane­ben gelegt, für die Pfand­samm­ler, sagt sie. „Such apport“, sagt Ina Kat­rin Sti­cken zu Elroy und zeigt auf eine Fla­sche oder ein Ver­pa­ckungs­stück im Gestrüpp. Der sie­ben­jäh­ri­ge Pumi ist hart­nä­ckig und zerrt und zupft solan­ge her­um, bis die „Beu­te“ ein­ge­holt ist. 

Donatel­lo dagegen ist für die Fein­hei­ten zustän­dig, liest flei­ßig auch kleins­te Schnip­sel auf. „Er lernt das Appor­tie­ren der Fundstücke seit gut drei Mona­ten und ist sehr flei­ßig“, berich­tet sie. Auf die­se Wei­se kom­men auf den Gas­si-Gän­gen Plastikbecher, Papier­schnip­sel, Foli­en­stü­cke, Glas- und Plastikflaschen, Dosen, Win­deln und zahl­lo­se Papiertaschentücher zusam­men und wer­den von den Vier­bei­nern gegen ein Lecker­li brav in Frau­chens Abfall­tü­te abgelegt.

Seit drei Jah­ren hat Sti­cken ihren Gas­si-Ser­vice und stellt neben­her indi­vi­du­el­le, hand­ge­näh­te Hun­de­lei­nen und Hals­bän­der aus Tau und Leder in vie­len Far­ben her. Ein paar Abfall­kör­be – teil­wei­se auch grö­ße­re – könn­ten es mehr sein, fin­det Ina Kat­rin Sti­cken, oft­mals sei­en die vor­han­de­nen auch über­füllt. Das mel­det sie dann, damit sie geleert wer­den. „Am Sonn­tag haben wir zwei Beu­tel
voll ein­ge­sam­melt, am Mon­tag auch“, sagt sie. 

Fund­stück des Tages: ein schwar­zer Stö­ckel­schuh, male­risch mit Moos über­zo­gen, der hier wohl schon etwas län­ger lag. Foto: Gaby Brüggemann

Auch bei unse­rer Run­de am Diens­tag kom­men schon wie­der reichlich Abfäl­le, die die Land­schaft ver­schan­deln, zusam­men. Eine Kurio­si­tät fischt dann Elroy aus dem Gra­ben. Einen schwar­zen Stö­ckel­schuh, male­risch mit Moos über­zo­gen, der hier wohl schon etwas län­ger lag.

Bei ande­ren Hun­de­be­sit­zern und Spa­zier­gän­gern ist Ina Kat­rin Sti­cken schon bekannt und wird begrüßt. Vor einigen Jah­ren ist sie von Schwelm nach Wer­ne gezo­gen und hat es, wie sie sagt, nicht bereut. Sie mag die Spa­zier­gän­ge in der Umge­bung, beson­ders ent­lang der Lip­pe, und kann jene nicht ver­ste­hen, die den Müll hin­ter­las­sen. Den Gassi-Service bie­tet sie seit vier­ein­halb Jah­ren an, kann auf viel Erfah­rung im Umgang mit Hun­den zurück­grei­fen. Unterwegs geben sich Elroy, Donatel­lo und Krö­te denn auch gut erzo­gen, hören sofort auf das Kom­man­do „an den Rand“, wenn etwa Pas­san­ten oder Rad­fah­rer entgegenkommen. 

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