Werne. An den Weihnachtsfeiertagen sind die Gedanken der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte des Anne-Frank-Gymnasiums bei ihren Freunden auf der anderen Seite des Atlantiks.
Die Stadt Bowling Green im Bundesstaat Kentucky in den USA, in der das AFG Partnerschaften zu drei Schulen und zur Universität unterhält, wurde am 11./12. Dezember Opfer eines Tornados. Der Wirbelsturm richtete große Schäden an und forderte in der Stadt zwölf Todesopfer. Darunter waren auch vier Schüler der befreundeten High Schools.
Nachdem Schulleiter Marcel Damberg und die Koordinatorin des Schüleraustauschs, Heike Armbrust, bereits unmittelbar nach der Katastrophe in eine Videobotschaft die große Betroffenheit der Werner Partnerschule geäußert hatten, ist nun konkrete Hilfe für die Opfer aus dem Umfeld der befreundeten Schulen geplant.
Das AFG ruft zu einer Spendenaktion auf und bekommt dabei Unterstützung von Bürgermeister Lothar Christ. „Wenn jeder Werner Bürger nur einen Euro gibt, sind das 30.000 Euro, die vor Ort helfen können“, sagte Heike Armbrust. Sie appellierte gemeinsam mit dem Bürgermeister und Schulleiter Damberg in einem Pressegespräch an die Bürger, die Aktion zu unterstützen.
„Wir können jetzt zeigen, dass wir (…) nicht nur in guten Zeiten zusammenstehen, sondern auch helfen, wenn große Not herrscht“,
Bürgermeister Lothar Christ
Das Geld, so versicherte Armbrust, komme unmittelbar bei den Schulen an, die damit ganz schnell und unbürokratisch Familien von Schülern helfen. Viele Menschen in Bowling Green seien durch den Sturm obdachlos geworden, bei anderen seien große Schäden an den Häusern angerichtet oder der Hausrat vernichtet worden, sagte Armbrust. „Die Schulen beschaffen das Nötigste, sorgen für eine Unterbringung, kaufen Heizlüfter, Kleidung oder auch warme Decken. Mit dem Geld können aber auch hohe Beerdigungskosten bezuschusst werden“, so die Lehrerin, die durch ihre häufigen Besuche in Bowling Green viele Freunde in der Stadt hat. Glücklicherweise habe von ihren Freunden und Bekannten niemand größere Schäden erlitten.
„Wir sind tief getroffen von dem, was dort passiert ist. Wir können jetzt zeigen, dass wir in unserer Partnerschaft nicht nur in guten Zeiten zusammenstehen, sondern auch helfen, wenn große Not herrscht“, sagte Bürgermeister Lothar Christ mit Blick auf die immensen Schäden, die der Tornado angerichtet hat.
Bowling Green war nicht so stark betroffen wie die völlig zerstörte Stadt Mayfield, doch der Wirbelsturm zog laut Berichten von Heike Armbrusts Freunden eine Schneise der Verwüstung durch die Hauptstraße. Geschäfte und Häuser fielen um, die Stromversorgung brach zusammen, viele Dächer wurden abgedeckt. Auch im unmittelbaren Umfeld der Partnerschulen hat es Zerstörungen gegeben. Besonders betroffen mache aber, dass zwölf Menschen ihr Leben ließen, sagte Armbrust.
Die Videobotschaft des Anne-Frank-Gymnasiums habe große Aufmerksamkeit in Kentucky gefunden, nachdem sie vor Ort in den sozialen Medien geteilt wurde. „Ich habe viele Antworten bekommen, sogar von Menschen, die ich gar nicht kenne. Sie bedanken sich dafür, dass wir an sie denken“, so die engagierte Lehrerin. Erschüttert von den Bildern aus Kentucky und den schlimmen Nachrichten über die Schäden bei den Freunden der Partnerschulen seien auch die Schülerinnen und Schüler des AFG, berichtete Marcel Damberg. „Die Schüler der 7. Klassen beschäftigen sich im Unterricht mit Unwetterkatastrophen wie Tornados, die Schüler der 9. Klasse fiebern schon jetzt ihrem geplanten Besuch in Bowling Green im nächsten November entgegen“, sagte der Schulleiter. Und durch die gegenseitigen Besuche seien viele Freundschaften unter den teilnehmenden Schülern entstanden, die zum Teil seit Jahren gepflegt würden.
Die Partnerschaft des AFG mit den drei High Schools und der Western Kentucky Universität in Bowling Green besteht bereits seit 2008. Seitdem haben zwölf Schüleraustausche stattgefunden, außerdem waren rund 80 Lehramtsstudenten der Universität in Werne, die hier an verschiedenen Schulen ein Praktikum absolviert haben. Der letzte Schüleraustausch fand 2019 statt, dann machte die Corona-Pandemie dem Programm einen Strich durch die Rechnung. Als Ersatz für die gegenseitigen Besuche wurden digitale Austauschangebote durchgeführt. 2020 sollten erstmals Referendare des AFG nach Kentucky reisen und dort arbeiten. Marcel Damberg hofft, dass diese Aktivitäten im nächsten Jahr wieder aufgenommen werden können, wenn es die Pandemie zulässt.
„Jeder noch so kleine Betrag kann helfen“, wirbt Heike Armbrust für die Unterstützung der Freunde in Amerika. Sie verwaltet das Konto und sorgt dafür, dass die Spenden den Schulen unmittelbar zur Verfügung gestellt werden. Spendenquittungen könnten leider nicht ausgestellt werden, sagte die Lehrerin.
Das Spendenkonto:
Empfängerin: Heike Armbrust
Verwendungszweck: Tornado Bowling Green
IBAN: DE 68 4407 0024 0724 8842 00