Sonntag, Juni 4, 2023

Lockdown-Ende in Holland: „Es gibt Perspektiven für viele Menschen!“

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Werne/Amsterdam. Die Nie­der­lan­de wer­den vom Aus­wär­ti­gen Amt aktu­ell als Gebiet mit beson­ders hohem Infek­ti­ons­ri­si­ko ein­ge­stuft. Den­noch ende­te dort am Mitt­woch (28. April) der rund vier Mona­te dau­ern­de stren­ge Lockdown.

Die Aus­gangs­sper­re ist vor­bei, die Restau­rants öff­nen ihre Außen­gas­tro­no­mie und die Men­schen dür­fen wie­der zwei Per­so­nen außer­halb des eige­nen Haus­halts tref­fen. Die Medi­zi­ner sehen ange­sichts vol­ler Inten­siv­sta­tio­nen die Locke­run­gen kri­tisch. WERN­Eplus sprach mit Mari­na Moe­der­zoon aus Wer­ne. Sie lebt mit Ehe­mann und den drei Kin­dern (4, 7 und 8 Jah­re) seit gut zwei Jah­ren in Amsterdam.

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Sind Sie ange­sichts der Situa­ti­on eher erleich­tert oder besorgt?

Ich bin erleich­tert. Es gibt Per­spek­ti­ven für vie­le Men­schen, die zu lan­ge kei­ne Per­spek­ti­ve hat­ten. Einer der größ­ten Tests war das Öff­nen der Kin­der­be­treu­ung von null bis vier Jah­ren und der Grund­schu­le von vier bis zwölf Jah­ren. Die Öff­nung war schon Ende Febru­ar. Das hat gut geklappt und hat etli­che Eltern ent­las­tet. Nicht zu ver­ges­sen, hat es vor allem den Kin­dern gehol­fen, die wie in Deutsch­land ihre Freun­de und auch Schu­le ver­misst haben. Ich bin froh, dass wir hier in den Nie­der­lan­den von Beginn an kin­der­freund­li­che­re Regeln hat­ten und haben. Auch die stei­gen­den Zah­len haben den Schul – und Betreu­ungs­be­trieb nicht beein­träch­tigt. Ich ver­traue auf das RIVM (das nie­der­län­di­sche RKI, Anm. d. Red.) und den Wis­sen­schaft­lern, die hart arbei­ten und die Regie­rung bei ihren Schrit­ten beraten.

Wie schau­en die Locke­run­gen genau aus, was ist wie­der mög­lich und was nicht?

Die Außen­gas­tro­no­mie ist zwi­schen 12 und 18 Uhr geöff­net; maxi­mal zwei Per­so­nen aus ver­schie­de­nen Haus­hal­ten mit Reser­vie­rung und Gesund­heits­check. Das ist schon mal was.

Zoos und Erleb­nis­park sowie De Eft­e­ling oder Keu­ken­hof blei­ben geschlos­sen. Es gibt in bestimm­ten Parks Test-Tage zu denen man sich anmel­den kann, wenn man nega­tiv getes­tet wur­de. Was wirk­lich viel aus­macht, ist die Öff­nung der Geschäf­te. Das aber natür­lich mit den auch in Deutsch­land bekann­ten Beschrän­kun­gen. Thea­ter, Muse­en, Fit­ness­stu­di­os und Kinos blei­ben geschlos­sen. Es geht in die rich­ti­ge Rich­tung, aber es ist auch noch viel geschlossen.

War es voll in Ams­ter­dam am ers­ten Tag nach dem Lockdown?

Wir woh­nen ja am Stadt­rand. Es war wohl auch bei uns The­ma, dass es in der Stadt sehr voll war und die Gemein­de auf­ge­ru­fen hat, bit­te nicht mehr ins Zen­trum zu kom­men. Ich habe von end­lo­sen Schlan­gen vor IKEA und Pri­mark (ein Tex­til-Dis­coun­ter, Anm. d. Red.) gehört. Laut den Gemein­den gab es aber kei­ne Pro­ble­me, und es hielt sich in Grenzen.

Marina Moederzoon aus Werne lebt seit etwas mehr als zwei Jahren am Stadtrand von Amsterdam. Foto: Privat
Mari­na Moe­der­zoon aus Wer­ne lebt seit etwas mehr als zwei Jah­ren am Stadt­rand von Ams­ter­dam. Foto: Privat

Haben Sie Sor­ge, sich mit Sars-CoV‑2 anzustecken?

Mei­ne jüngs­te Toch­ter (vier Jah­re alt, Anm. d. Red.) hat­te vor einem Monat Coro­na, zum Glück sehr mil­de in Form einer Erkäl­tung. Wir ande­ren vier sind ver­schont geblie­ben. Wir pas­sen gut auf uns auf und hof­fen, gut durch zu kommen.

In Deutsch­land wer­den die Locke­run­gen im Nach­bar­land kri­tisch gese­hen. Wie schät­zen die Nie­der­län­der die Lage ein?

Was man aus unse­ren Medi­en hört, sei der höchs­te Punkt der drit­ten Wel­le erreicht und man erwar­tet sin­ken­de Zah­len, sowohl bei den Neu­in­fek­tio­nen als auch in den Kran­ken­häu­sern. Am Mitt­woch war die Sie­ben-Tage-Inzi­denz drei Pro­zent gerin­ger als in der Vorwoche.

Die Imp­fun­gen lau­fen auf vol­len Tou­ren und wie in Deutsch­land wer­den auch in den Nie­der­lan­den gro­ße Vak­zi­ne-Lie­fe­run­gen und somit mehr Geimpf­te erwar­tet. Es gibt also in Kür­ze weni­ger Men­schen, die sich anste­cken können.

Die Per­spek­ti­ven sind ein­fach wich­tig. Wir alle sind müde von Coro­na. Ich möch­te nicht mit jeman­dem tau­schen, der als Sin­gle im Mehr­fa­mi­li­en­haus ohne Bal­kon seit Mona­ten allein sitzt und womög­lich auch noch arbeits­los ist. Nur als ein Bei­spiel. Wenn den Men­schen wie­der nach und nach mehr Raum gege­ben wer­den kann, umso bes­ser; natür­lich unter Ein­hal­tung der Basis­re­geln (1,5 Meter Abstand, Hän­de waschen, bei Sym­pto­men zu Hau­se blei­ben und sich tes­ten lassen).

Wis­sen Sie schon, wann Sie geimpft werden?

Laut der offi­zi­el­len Home­page kön­nen wir Ende Juni mit einer Ein­la­dung zur Imp­fung rech­nen. Das glau­be ich aber erst, wenn ich sie habe.

Wann waren Sie mit Ihrer Fami­lie zum letz­ten Mal in Werne?

Das war am 12. Sep­tem­ber 2020. Danach war mir das Rei­sen zu ris­kant. Wir haben Risi­ko­pa­ti­en­ten in der Fami­lie und die Gefahr, doch jeman­den anzu­ste­cken, war mir ein­fach zu groß. Jetzt schar­ren vor allem Omas und Opas mit den Füßen, dass sie end­lich wie­der zu uns fah­ren dür­fen. Ich hof­fe, dass ich in den Som­mer­fe­ri­en wie­der nach Wer­ne fah­ren kann.

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