Freitag, März 31, 2023

Jutta und Bruno Gimmel: Engagement in Myanmar

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Wer­ne. Myan­mar, ehe­mals Bur­ma, liegt weit ent­fernt an den süd­li­chen Aus­läu­fern des Hima­la­ya, grenzt an Bangladesch und Indi­en, die Volks­re­pu­blik Chi­na, Laos und Thai­land. Weit ent­fernt? Zumin­dest nicht für Bru­no und Jut­ta Gim­mel aus Wer­ne, ihnen ist das Land am Golf von Ben­ga­len viel­mehr sehr nah – auch wenn der räum­li­che Abstand tau­sen­de von Kilometern umspannt.

Denn mit ihrem 2002 gegrün­de­tem „Pro­jekt­hil­fe Süd­ost­asi­en e.V.“ haben die Ehe­leu­te in ehrenamtlicher Initia­ti­ve bis 2015 die enor­me Sum­me von mehr als eine Mil­li­on Euro Spen­den gene­riert. In Wer­ne, ganz Deutsch­land und mit finan­zi­el­ler Hil­fe des Bundesministeriums für Zusam­men­ar­beit und Entwicklung (BMZ) wur­den die Spenden zusam­men­ge­tra­gen, die zu 100 Pro­zent in Myan­mar und Viet­nam vor­nehm­lich in den Bau von Schu­len und Schlaf­häu­sern für Kin­der flos­sen. Auch die Ver­wen­dung der Gel­der vor Ort haben bei­de bei jähr­li­chen Besu­chen kontrolliert.

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Als die Gim­mels ihren Ver­ein Ende 2015 schwe­ren Her­zens auf­lö­sen, fällt es ihnen nicht leicht. Zu dem Zeit­punkt wur­den in einem Gebiet rund 200 Kilometer ent­fernt von Ran­gun sechs Kin­der­hei­me mit 1.600 Kin­dern von ihnen unter­stützt. Und nicht nur das: Zahl­rei­che Paten­schaf­ten, ver­mit­telt durch die Initiative des Ehe­paa­res, ermög­lich­ten vie­len Kin­dern den Zugang zu Unter­kunft und Schul­un­ter­richt. Das sorg­te neben der immens wich­ti­gen struk­tu­rel­len Hil­fe auch für vie­le per­sön­li­che Kon­tak­te mit den Paten­kin­dern und Men­schen vor Ort. 

Vie­le Rei­sen unter­nahm das Ehe­paar aus Wer­ne seit 1988 in das asia­ti­sche Land und unter­stütz­te durch Spen­den­samm­lun­gen tat­kräf­tig Kin­der­hei­me. Foto: Privat

„Scha­de, dass der Ver­ein nicht wei­ter­ge­führt wur­de, wir haben leider kei­nen jün­ge­ren Nach­fol­ger gefun­den“, bedau­ert Bru­no Gim­mel im Gespräch mit WERN­Eplus und Ehe­frau Jut­ta nickt zustimmend.

Erst­mals reis­te das Ehe­paar 1988 nach Bur­ma. Damals kamen höchs­tens 1000 Tou­ris­ten im Jahr, berichtet Jut­ta Gim­mel von einer ers­ten Urlaubs­rei­se nach Süd­ost­asi­en. Mit einem Besuch 1994 in Vietnam nahm das ehren­amt­li­che Enga­ge­ment der Eheleute sei­nen Anfang. Ein Fran­zis­ka­ner-Pater in Saigon berich­te­te von der Not der Kin­der. „Die Babys wur­den den Mön­chen oft vor die Klos­ter­tür gelegt.“

Beim Blick in ein Kin­der­heim spon­tan gehandelt

Als bei­de bei einer Rei­se nach Bur­ma im Jahr 2000 „mit­ten im Nir­gend­wo“, wie Bru­no Gim­mel sagt, ein Kin­der­heim zu Gesicht bekom­men, in dem die Kinder auf dem Boden schla­fen, han­deln sie spon­tan und kau­fen Decken, die sie dort abge­ben las­sen. „Ein Jahr spä­ter waren wir wie­der hier, es gab kei­ne Wasserleitung, Krank­hei­ten und die Kin­der hat­ten geschorene Köp­fe“, beschrei­ben sie die Situa­ti­on. Damals haben sie auf eige­ne Rech­nung einen Brun­nen boh­ren las­sen: „Den gibt es heu­te noch.“ Der Staat neh­me Geld für die Pri­ma­ry-Schools. Oft lie­ßen Eltern ihre Kin­der auch aus Not zurück und die buddhistischen Mön­che über­neh­men die Auf­ga­be des Staates.

Seit 1988 habe es in Bur­ma drei Mili­tär­re­vol­ten gegeben. Bis zum Jahr 2013 etwa stell­te eine finan­zi­el­le Blo­cka­de des Lan­des durch die USA und Euro­pa die Pro­jekt­hil­fe vor die Not­wen­dig­keit, die gespen­de­ten Gel­der per­sön­lich zu über­brin­gen. „Wir waren gezwun­gen eine gro­ße Men­ge Geld zu trans­por­tie­ren, das wir beim Zoll ange­ge­ben haben. Weil das Bargeld ja in Bur­ma blieb, sei das mög­lich gewe­sen. Mal ganz abge­se­hen von Begleit­erschei­nun­gen wie dem feucht­war­men Mon­sun­kli­ma sorg­te dies für eini­ge Auf­re­gung: „Dann sind wir mit dem Taxi ins Hotel“, berich­tet Jut­ta Gim­mel von einer bri­san­ten Fahrt mit glück­li­chem Ausgang.

Die Kin­der in Myan­mar waren stets dank­bar über die groß­zü­gi­ge Unter­stüt­zung der Gim­mels. Foto: Privat

Die aktu­el­len Nach­rich­ten aus Myan­mar dage­gen sind für das Ehe­paar schwer zu ertra­gen. Am 1. Februar putsch­te das Mili­tär und stürz­te die gewähl­te Regie­rung mit Frie­dens­no­bel­preis­trä­ge­rin Aung San Suu Kyi an der Spitze. Mas­sen­pro­tes­te gegen das Mili­tär wur­den seit­her mit Gewalt unter­drückt und hun­der­te Demonstranten getötet. Nach dem Putsch habe das Mili­tär in einer ers­ten Amts­hand­lung die Gefäng­nis­se geöff­net. Das habe eine schreck­li­che Wir­kung auf die Zivilbevölkerung, Dieb­stahl und Mord sei­en die Fol­ge, schil­dert Jut­ta Gimmel.

Lohn der guten Taten

Bis heu­te gibt es per­sön­li­che Kon­tak­te der Bei­den nach Myan­mar und Viet­nam, wo die Pro­jekt­hil­fe die Ein­rich­tun­gen des Fran­zis­ka­ner-Paters Bosco unter­stütz­te. In Viet­nam lern­te das Ehe­paar auf Vermittlung des Fran­zis­ka­ner-Paters auch die damals fünf­jäh­ri­ge Bao Di ken­nen. Sie über­nah­men die Patenschaft, finan­zier­ten Schu­le, Zahn­span­ge, Sprachkurse etc. und zeig­ten „unse­rer Toch­ter“, wie Jut­ta Gim­mel sagt, bei Rei­sen und Aus­flü­gen ihr Land.

Der Lebens­weg der heu­te 32-Jäh­ri­gen ist frag­los Lohn der guten Tat. Bao Di habe schnell Eng­lisch gelernt, den Bache­lor gemacht, ist bei der Fir­ma KPMG in Sai­gon (welt­wei­tes Netz­werk von Unter­neh­men der Wirt­schafts­prü­fung etc.) ange­stellt, berich­ten bei­de stolz.

Als der Ver­ein Ende 2015 abge­wi­ckelt wird, bedank­te sich Bru­no Gim­mel beschei­den bei den Wer­ner Unterstützern „Wir füh­len uns geehrt, dass wir so vie­le Spen­den erhal­ten haben.“ Und was bleibt beim Blick in den Rück­spie­gel auf die vie­len Jah­re des Enga­ge­ments?, lau­tet zum Schluss die Fra­ge. „Dass es richtig war“, ant­wor­tet Jut­ta Gim­mel prompt und diesmal nickt ihr Mann zustimmend.

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