Dienstag, März 21, 2023

Hilferuf aus Eschweiler: Rund 180 Einsatzkräfte wohlbehalten zurück

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Kreis Unna. Der Hil­fe­ruf aus Esch­wei­ler kam am Frei­tag­abend, und noch in der Nacht zum Sams­tag sind ins­ge­samt 181 Feu­er­wehr­leu­te aus dem Kreis Unna, dem Kreis Soest und der Stadt Hamm die­sem Hil­fe­ruf gefolgt. Mit 48 Fahr­zeu­gen fuh­ren sie in das Hoch­was­ser­ge­biet zwi­schen Aachen und Düren. Wich­tigs­te Nach­richt: Alle sind gesund und wohl­be­hal­ten zurück.

Die Ein­satz­kräf­te gehö­ren der 5. Feu­er­wehr­be­reit­schaft des Bezirks Arns­berg an. Mehr als 60 von ihnen kamen aus dem Kreis Unna. Kreis­brand­meis­ter Tho­mas Heck­mann lei­te­te den Ein­satz. Und auch er war am Ende gerührt von der Dank­bar­keit der Men­schen in Esch­wei­ler selbst, aber auch von der rie­sen­gro­ßen Empa­thie, die die Ein­satz­kräf­te auf dem Rück­weg beglei­te­te: „Die Leu­te stan­den auf den Auto­bahn­brü­cken und haben uns zuge­wun­ken. Aus Fahr­zeu­gen, die uns über­holt haben, gab es ein ‚Dau­men hoch‘. Am Stra­ßen­rand stan­den Men­schen, die uns zuge­ju­belt haben.“ Dar­aus zie­he man Kraft für die nächs­ten Einsätze.

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Was Heck­mann und die Ein­satz­kräf­te zuvor in Esch­wei­ler gese­hen hat­ten, war aller­dings dra­ma­tisch: „Der Pegel des Flus­ses Inde liegt nor­ma­ler­wei­se bei 60 Zen­ti­me­tern, und seit Mitt­woch war er auf 3,80 Meter ange­stie­gen“, schil­dert Heck­mann das, was die ört­li­che Ein­satz­lei­tung den West­fa­len bei einer ers­ten Lage­be­spre­chung um 4 Uhr in der Nacht berich­te­te. Die Fol­gen ver­hee­rend: gan­ze Stra­ßen­zü­ge der Stadt, die in etwa so groß ist wie Unna, unter Was­ser, mas­si­ve Stö­run­gen in der Trink­was­ser- und Strom­ver­sor­gung, unter ande­rem ein Kran­ken­haus, das eva­ku­iert wer­den musste.

 Eine Spur der Verwüstung hatte das Unwetter in Eschweiler hinterlassen. Foto: Ralf Suckrau
Eine Spur der Ver­wüs­tung hat­te das Unwet­ter in Esch­wei­ler hin­ter­las­sen. Foto: Ralf Suckrau

Kel­ler in acht Stra­ßen­zü­gen leergepumpt

In den frü­hen Mor­gen­stun­den mach­ten sich die Wehr­leu­te als Hel­fer in höchs­ter Not an die Arbeit. In acht Stra­ßen­zü­gen pump­ten sie die Kel­ler der Anwoh­ner leer. Sie hal­fen dabei, ein Kran­ken­haus vor dem Voll­lau­fen des Kes­sel­hau­ses zu bewah­ren und befrei­ten Tief­ga­ra­gen von den Was­ser­mas­sen. Heck­mann: „Natür­lich per­ma­nent beglei­tet von der Sor­ge, dass man jeman­den fin­det, der nicht mehr lebt.“ Tote zu ber­gen, blieb den hie­si­gen Ein­satz­kräf­ten Gott sei Dank erspart.

Beson­de­re Her­aus­for­de­run­gen waren nicht nur voll­ge­lau­fe­ne und in den Weg geschwemm­te Fahr­zeu­ge, son­dern auch gro­ße Men­gen aus­ge­lau­fe­nen Heiz­öls in den Kellern.

Kaum ver­gleich­ba­re Einsätze

Ver­gleich­ba­res hat der Böne­ner Heck­mann noch nicht erlebt. „Das sind Bil­der und Zustän­de, die wir nur aus Kriegs- und Kri­sen­ge­bie­ten der Welt ken­nen. Bis­lang war es nicht vor­stell­bar, dass es das in Deutsch­land gibt.“

Müde und erschöpft, aber sichtbar glücklich über die erfolgreiche Hilfeleistung: Die Einsatzkräfte kurz vor der Abfahrt an der Feuerwache in Eschweiler. Foto: Thomas Heckmann – Kreis Unna
Müde und erschöpft, aber sicht­bar glück­lich über die erfolg­rei­che Hil­fe­leis­tung: Die Ein­satz­kräf­te kurz vor der Abfahrt an der Feu­er­wa­che in Esch­wei­ler. Foto: Niklas Fink – Kreis Unna

Selbst von über­ört­li­cher Hil­fe profitiert

Es ist im übri­gen erst genau drei Wochen her, dass der Kreis Unna selbst von der über­ört­li­chen Hil­fe pro­fi­tier­te: Als der Stark­re­gen Anfang Juli die Stadt Fröndenberg/Ruhr mit vol­ler Wucht traf, kam unter ande­rem die Feu­er­wehr­be­reit­schaft aus Süd­west­fa­len (Hoch­sauer­land­kreis, Kreis Olpe und Kreis Sie­gen-Witt­gen­stein) und half in der Not. „Dass die­se gegen­sei­ti­ge Hil­fe­leis­tung so gut und schnell funk­tio­niert, ist ein Segen“, unter­streicht Heck­mann. „Wie häu­fig das aller­dings in die­sen Tagen nötig ist, macht mich wirk­lich fassungslos.“ 

Alar­mie­rung um 21.14 Uhr am Frei­tag­abend, Sam­meln am Feu­er­wehrser­vice­zen­trum in Unna bis gegen Mit­ter­nacht, Abfahrt dann um 0.25 Uhr am Sams­tag­mor­gen. Durch­ge­ackert bis nach­mit­tags. „Der Ein­satz­er­folg war bemer­kens­wert“, bilan­ziert Tho­mas Heck­mann. „Das ist der hohen Moti­va­ti­on der Ein­satz­kräf­te geschul­det, die trotz der lan­gen Ein­satz­dau­er mit unge­bro­che­ner Ener­gie den Men­schen hel­fen wol­len.“ Gegen 20 Uhr am Sams­tag­abend waren alle wohl­be­hal­ten und ohne gro­ße Schä­den an Fahr­zeu­gen und Gerät­schaf­ten zurück. PK | PKU

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