Werne. Zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft versammelten sich am heutigen Volkstrauertag (14.11.2021) Vertreter und Delegationen der Werner Stadtgesellschaft zur Kranzniederlegung am Ehrenmal im Steintorpark.
Dem Trauerzug mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Marita Funhoff an der Spitze hatten sich Mitglieder Kolpingsfamilie, Schützenverein, Freiwillige Feuerwehr, Deutsches Rotes Kreuz, Technisches Hilfswerk, Deutsche Lebensrettungsgesellschaft und Ratsvertreter und andere angeschlossen.
Vom Marktplatz aus ging es in Richtung Steintorpark wo die Gedenkstunde unter musikalischer Begleitung des evangelischen Bläserchors begann. „Ist so ein Gedenktag noch zeitgemäß, brauchen wir ihn“, fragte Marita Funhoff in ihrer Ansprache und antwortete sogleich: „Ja, wir brauchen ihn, als Moment des Innehaltens. Wir brauchen Gedenktage, die wir im Bewusstsein halten.“ Sie seien Stütze der Erinnerungen im Sinne von Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und Menschlichkeit“, mahnte die stellvertretende Bürgermeisterin und sah in ihnen die „Brücke für den Frieden in der Europa“.
Pfarrer Andreas Bader von der evangelischen Kirchengemeinde hob die Bedeutung des Erinnerns hervor: „Gedenken ist ein Bestandteil des Lebens.“ Dessen dunkle Seite lasse sich nicht abstreifen, sondern helfe zu erkennen, wer wir sind. Vielmehr seien aber viele Denkmäler, die an blutige Schlachten, Holocaust, Verbrechen gegen Kriegsgefangene vielerorts bewusst in Landschaften verlegt und dem Verschwinden in Wäldern und unter Straßen preisgegeben worden. Das leiden Juden, Roma und Sinti und derer, die an den Rand gedrängt wurden, dürfe nicht unsichtbar werden. Auch die Soldaten der Weltkriege hätten gelitten, seien gequält und in den Tod getrieben worden. Auch sie seien Opfer des Krieges unabhängig von Nationalitäten.
Deutschland käme eine besondere Schuld zu, sagte er und erinnerte er auch an jene, die ihren Widerstand mit dem Leben bezahlt hätten. „Krieg hat nichts Edles an sich“, betonte Pfarrer Bader und schlug den Bogen zu kriegerischen Auseinandersetzungen unserer Tage. Wie etwa auf dem Balkan in den 1990er Jahren, bei der Annektion der Krim und den Auseinandersetzungen in der Ostukraine.
„Wir müssen die Erinnerung wach halten und das Gute zu Norm machen“, unterstrich der Seelsorger. Dazu könnten viele Menschen auch mit kleinen Mittel beitragen. Doch die Sprache der Verachtung und des Hasses sei gegenwärtig und die Angst vor Fremden habe sich in so manches Herz gefressen.
Propagandamuster aus der Zeit des Nationalsozialismus seien zu erkennen. Ebenso wie radikale Nationalismen. In Ungarn und Polen hätte es nationalistische Tendenzen bereits in die offizielle Staatspolitik geschafft. Aber auch in Schweden, Dänemark, den Niederlanden Deutschland und Österreich gehörten sie längst zum politischen Diskurs. „Am Ende mündet alles nur in Barbarei. Wir dürfen nicht nachlassen, das erste Opfer ist die Demokratie“, sagte der Pfarrer und mahnte: „Bleiben wir wach“.