Mittwoch, März 22, 2023

Frauen bei der Feuerwehr Werne: „Hier sind alle gleich“

Anzeige

Wer­ne. Als die Frei­wil­li­ge Feu­er­wehr Wer­ne vor acht Jah­ren einen Kreis­leis­tungs­nach­weis aus­rich­te­te, soll­te dabei aus den Rei­hen des Lösch­zugs Stadt­mit­te eine Frau­en­grup­pe an den Start gehen. Die gab es jedoch nicht. Um zumin­dest eine gemisch­te Grup­pe zu rea­li­sie­ren, grif­fen männ­li­che Feu­er­wehr­leu­te zur roten Lang­haar­pe­rü­cke und Lip­pen­stift. Heu­te ist eine sol­che Mas­ke­ra­de nicht mehr nötig, denn mitt­ler­wei­le stel­len Frau­en mehr als zehn Pro­zent der Mit­glie­der. WERN­Eplus hat mit Jes­si­ca Klaus, Anna Klei­ne und Fran­zis­ka Lan­ge drei davon befragt, was die Arbeit bei der Feu­er­lösch­mann­schaft ausmacht.

Vol­ley­ball, Hand­ball oder Rei­ten ste­hen bei jun­gen Frau­en oft­mals auf den vor­de­ren Plät­zen der belieb­tes­ten Frei­zeit­be­schäf­ti­gun­gen. Wie sind Sie auf die Idee gekom­men, aus­ge­rech­net zur Feu­er­wehr zu gehen?

- Advertisement -

Anna Klei­ne: Wir sind vor drei Jah­ren von Düs­sel­dorf nach Wer­ne gezo­gen und da mein Vater vor­her schon bei der Feu­er­wehr war, ist er gleich wie­der ein­ge­stie­gen. Ich hat­te auch Lust dar­auf und habe bei der Jugend­feu­er­wehr ange­fan­gen. Da hat es so viel Spaß gemacht, dass ich jetzt zur akti­ven Ein­satz­ab­tei­lung gewech­selt bin. Ich hel­fe ger­ne Men­schen, also bin ich hier richtig.

Jes­si­ca Klaus: Ich bin eben­so durch die Fami­lie zur Feu­er­wehr gekom­men. Mein Onkel, Joa­chim Schwe­de, ist stell­ver­tre­ten­der Lösch­zugfüh­rer. Er hat drei Söh­ne, die nicht zur Feu­er­wehr konn­ten oder woll­ten. Dann habe ich eben gesagt, dass ich in sei­ne Fuß­stap­fen tre­te. Ich habe schon in der Jugend­feu­er­wehr die Kame­rad­schaft zu schät­zen gelernt, daher war mir klar, dass ich wei­ter­ma­che. Lang­wei­lig wird es hier nie, denn die Auf­ga­ben sind viel­sei­tig und man lernt immer neue Din­ge – ganz egal ob über die Tech­nik der Fahr­zeu­ge oder wäh­rend der Objekt­kun­de bei gro­ßen Unternehmen.

Fran­zis­ka Lan­ge: Bei mir ist es ähn­lich gewe­sen. Mein Vater und mein gro­ßer Bru­der sind auch in der Frei­wil­li­gen Feu­er­wehr. Daher bin ich 2015 in die Jugend­feu­er­wehr ein­ge­stie­gen und habe den Ent­schluss noch nicht bereut, sodass ich bald in den akti­ven Dienst wech­seln werde.

Kom­men in der Jugend­feu­er­wehr und spä­ter geschlech­ter­spe­zi­fi­sche Tren­nun­gen bei der Ver­tei­lung der Auf­ga­ben vor?

Jes­si­ca Klaus: Nein, jeder macht tat­säch­lich alles. Ich habe in der Jugend­feu­er­wehr meist den Pos­ten des Grup­pen­füh­rers ein­ge­nom­men, weil Mäd­chen mit 15 in der Regel schon etwas ver­nünf­ti­ger als Jungs sind. So haben die Jungs mei­ne Befeh­le bei den Übun­gen befolgt. Letzt­lich sind bei der Feu­er­wehr aber alle gleich und wir Frau­en wol­len auch gar kei­ne Son­der­be­hand­lung, denn letzt­lich geht es dar­um, dass ein Feu­er gelöscht wird, und da ist es egal, ob das ein Mann oder eine Frau macht.

Gibt es für die Damen denn auch einen eige­nen Spind? Denn so selbst­ver­ständ­lich sind Frau­en bei der Feu­er­wehr ja erst seit kür­ze­rer Zeit.

Anna Klei­ne: Das stimmt. Ich bin in der Lösch­grup­pe 2 in Lan­gern die ein­zi­ge und ers­te Frau in 100 Jah­ren. Ich habe mei­nen Spind im Dorf­ge­mein­schafts­haus, das direkt neben dem Feu­er­wehr­haus ist. Zum Umklei­den gehen wir also getrenn­te Wege.

Jes­si­ca Klaus: Als ich 2012 ange­fan­gen habe, war ich das ein­zi­ge Mäd­chen in der Jugend­feu­er­wehr. Aktu­ell sind das immer­hin fünf. In Wer­ne gibt es eine gro­ße Män­ner­ka­bi­ne und eine klei­ne­re für die Frau­en. Da wird es aber lang­sam eng, der­zeit gibt es dar­in zwölf Spin­de und schon neun Feuerwehr-Kameradinnen.

Helm, Schutz­klei­dung und Atem­luft­mas­ke brin­gen zusam­men gut 25 Kilo auf die Waa­ge. Was sagen denn Freun­din­nen dazu, wenn Sie mit­be­kom­men, dass Sie so was in ihrer Frei­zeit frei­wil­lig tragen?

Jes­si­ca Klaus: Die meis­ten bewun­dern es, das man schon so lan­ge dabei geblie­ben ist. Viel öfter bekom­me ich die Fra­ge zu hören, ob wir Frau­en auch wirk­lich dabei sind, wenn Feu­er gelöscht wer­den. Natür­lich ist das so, dafür sind wir dabei! Weil ich über der Feu­er­wa­che woh­ne, bin ich sogar meist auf dem ers­ten Fahr­zeug, das her­aus­fährt und bin dann im Angriffstrupp.

Wel­che Erfah­run­gen machen Feu­er­wehr­frau­en in der Freizeit?

Anna Klei­ne: Wenn ich zu Geburts­ta­gen ein­ge­la­den bin, wer­den da oft Lager­feu­er ange­zün­det. Sobald das brennt, heißt es dann oft „du bist bei der Feu­er­wehr – du küm­merst dich jetzt dar­um“. Aber ich habe eine sozia­le Ader, also mache ich das gern.

Jes­si­ca Klaus: Rich­tig. Man kann ein­fach nicht weg­gu­cken, wenn irgend­was in der Öffent­lich­keit pas­siert. Ganz egal, ob ein Wagen mit Warn­blink­an­la­ge am Stra­ßen­rand steht oder ein Seni­or über den Bord­stein gestol­pert ist.

Was soll­ten alle beach­ten, die schon immer mit dem Gedan­ken gespielt haben, zur Feu­er­wehr zu gehen?

Jes­si­ca Klaus: Feu­er­wehr ist eine gro­ße Gemein­schaft. Ein­zel­gän­ger kom­men hier nicht wei­ter, denn hier gilt es zusam­men­zu­ar­bei­ten. Dafür fängt einen die Gemein­schaft auf, wenn man mal einen nicht so tol­len Arbeits­tag hat­te und sorgt dafür, dass man wie­der mit geschärf­tem Blick bei der Sache ist.

Was könn­te die Feu­er­wehr unter­neh­men, um für Frau­en noch attrak­ti­ver zu werden?

Fran­zis­ka Lan­ge: Defi­ni­tiv wäre es schön, Klei­dung für Frau­en ein­zu­füh­ren. Wir bekom­men immer nur Män­ner­out­fits, die dann natür­lich ganz ande­re Grö­ßen haben. Auch bei den Schu­hen war es nicht ein­fach, direkt wel­che in der pas­sen­den Grö­ße zu finden.

Jes­si­ca Klaus: Zudem muss man sich von dem Gedan­ken ver­ab­schie­den, dass die Sachen auf Tail­le geschnit­ten sind, denn im Dienst muss die Klei­dung prak­tisch sein, da nützt es nichts, wenn man bauch­freie Out­fits trägt.

Anzeige

Weitere Artikel von Werne Plus

Viel Bewegung im Dauerthema Windenergie in Werne

Werne. Die Nutzung der Windenergie bleibt Dauerthema. „Da ist gerade sehr viel in Bewegung, das Thema wird uns weiter beschäftigen“, sagte Ralf Bülte, Dezernent...

Angebote in der Fabi: Kochkurs für Männer, Yoga und Klangschalen

Werne. Die Familienbildungsstätte (FBS) Werne hat wieder neue Kursangebote im Programm. Sie reichen vom Kochkurs für Männer bis zur Medidation mit Klangschalen. Herrenkochkurs für alle...

Kinder der Kita St. Sophia üben sich in der Müllvermeidung

Stockum. Früh übt sich, wer ein Meister werden will. Diese alte Weisheit trifft auch auf die 72 Kinder in der Kita St. Sophia zu....

Mord in Münster: Tatverdächtiger stellt sich der Polizei

Aktualisiert (22.03.2023 - 13.30 Uhr) Münster. Der 21-jährige Tatverdächtige, der am Samstagabend (18. März 2023) für den Tod eines 31-jährigen Besucher des Sends in Münster...