Werne. Der Tierquäler-Skandal in der Viehsammelstelle in Werne, aufgedeckt durch von Aktivisten des Vereins „SOKO Tierschutz“ versteckte Kameras, sorgt seit Tagen für Fassungslosigkeit in der Stadt. Die Videos offenbaren große Grausamkeiten gegenüber kranken und ohnehin schon dem Tod geweihten Tieren. Auch Kinder sind auf den Bildern zu sehen, wie sie mitmachen oder zumindest zuschauen. Das macht wütend. Dennoch muss die Berichterstattung sachlich bleiben.
Man müsse jetzt täglich den Namen des Betriebes nennen, dauerhaft ganz oben auf der Seite platzieren, damit jeder von dem Skandal erfahre und der Laden kaputt gehe. So die sinngemäße Aufforderung eines Lesern an WERNEplus.
Zuallererst halten wir uns an journalistische Grundsätze. Früh wusste unsere Redaktion, wer mit dem „Betrieb im südlichen Münsterland“, so die Aussage von Staatsanwalt Henner Kruse in der ersten Anfrage, gemeint ist. Das ARD-Magazin Fakt und die „SOKO Tierschutz“ nannten schließlich Ort und Name.
Erst als eine offizielle Stelle, in dem Fall die Kreispolizeibehörde Unna, in einer Pressemitteilung öffentlich machte, dass die Fleischerei Mecke GmbH im Zentrum der Ermittlungen stehe, erwähnte auch WERNEplus den Namen.
Fakt ist: Die Polizei leistete laut Friedrich Mülln, Sprecher der „SOKO Tierschutz“, hervorragende Arbeit bei der Beweissicherung. Das lässt hoffen, dass die staatsanwaltlichen Ermittlungen von Erfolg gekrönt sein und noch mehr Licht in den Fall bringen werden.
Was wusste die Geschäftsführung von den Untaten ihrer Mitarbeiter? Hätte die Veterinärbehörde des Kreises Unna schon längst Wind von der Sache bekommen müssen? Was wussten Geschäftspartner oder eben auch nicht? Diese Fragen haben nun die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen zu beantworten. Und das braucht Zeit und diese sollten wir alle – egal ob Medien oder Bevölkerung – der Behörde auch geben. Wenn es gesicherte neue Erkenntnisse gibt, wird WERNEplus weiter über den Fall berichten.
Bei allem Verständnis für die Emotionalität des Themas werden wir Gewaltandrohungen, Aufruf zur Selbstjustiz und Beleidigungen nicht tolerieren und dahin gehende Kommentare sofort löschen. Diesen Satz schrieben wir unter unseren Berichten bei Facebook. Und dennoch mussten wir zahlreiche Kommentare löschen. Vorverurteilungen oder gar Hetzkampagnen helfen nicht weiter.
Auch wenn es uns schwer fällt: Geduld ist gefragt. Jetzt schlägt erst einmal die Stunde der Ermittler/innen.