Donnerstag, März 30, 2023

Der Kreis schließt sich: RCS Plastics GmbH im Nordlippepark

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Wer­ne. Der Kreis schließt sich im Nord­lip­pe­park. Das Wer­ner Recy­cling­un­ter­neh­men RCS hat im Gewer­be­ge­biet in einen neu­en Betrieb inves­tiert, der hoch­wer­ti­ges Kunst­stoff­re­gra­nu­lat für die Her­stel­lung von PET-Fla­schen pro­du­ziert, das Neu­wa­re zu 100 Pro­zent ersetzt und somit Res­sour­cen schont.

Nur weni­ge hun­dert Meter vom Stamm­sitz an der Capel­ler Stra­ße ent­fernt sorgt der neu gegrün­de­te Unter­neh­mens­zweig „RCS Pla­s­tics GmbH“ für das letz­te Glied in der Ver­wer­tungs­ket­te, die mit der Abga­be gebrauch­ter Plas­tik­fla­schen im Pfand­au­to­ma­ten des Super­mark­tes beginnt.

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Sechs Mil­lio­nen Euro flos­sen in den Bau der neu­en Hal­le, wei­te­re vier Mil­lio­nen Euro kos­te­te die auf­wän­di­ge Maschi­ne, die seit dem Som­mer ver­gan­ge­nen Jah­res im 24-Stun­den-Betrieb an sie­ben Tagen in der Woche läuft. 25 Mit­ar­bei­ter haben am neu­en Stand­ort einen Arbeits­platz gefunden.

Die Coro­na-Pan­de­mie hat RCS einen dicken Strich durch die Rech­nung gemacht, denn eigent­lich soll­te das neue Werk bereits sechs Mona­te frü­her die Arbeit auf­neh­men. „Wegen des Lock­downs konn­te der Zeit­plan nicht ein­ge­hal­ten wer­den“, sag­te Geschäfts­füh­re­rin Adel­heid Haus­chopp-Fran­cke beim Rund­gang durchs neue Gebäu­de. Und so ganz fer­tig­ge­wor­den sei man auch noch nicht, denn die der­zeit unan­sehn­li­che Beton­fas­sa­de soll selbst­ver­ständ­lich noch eine Fas­sa­den­ge­stal­tung bekom­men. „Prio­ri­tät hat­te für uns nach der lan­gen Ver­zö­ge­rung, den Betrieb auf­neh­men zu kön­nen“, so Haus­chopp-Fran­cke, die gemein­sam mit ihrem Mann Gerd Fran­cke und dem RCS-Eigen­ge­wächs Alex­an­der Rim­mer das Unter­neh­men leitet.

40 Meter lang ist die vier Mil­lio­nen Euro teu­re Maschi­ne, in der in einem auf­wän­di­gen Ver­fah­ren das ReGra­nu­lat für neue Fla­schen ent­steht. Foto: Pho­to­gra­phie Susan­ne Kästner

RCS glie­dert sich mit der Neu­grün­dung im Nord­lip­pe­park in drei Berei­che auf: Die Ent­sor­gung von gewerb­li­chen und zahn­me­di­zi­ni­schen Abfäl­len (RCS Ent­sor­gung), die Pro­duk­ti­on von PET-Flakes aus ent­sorg­ten Kunst­stoff­fla­schen (RCS Roh­stoff­ver­wer­tung) und die Wei­ter­ver­ar­bei­tung der Flakes zu hoch­wer­ti­gem ReGra­nu­lat für die Her­stel­lung von Lebens­mit­tel­ver­pa­ckun­gen (RCS Pla­s­tics). Das Unter­neh­men ver­mark­tet sei­ne Recy­cling-Pro­duk­te welt­weit, Schwer­punkt sind aber Euro­pa und Deutsch­land. „Wir bie­ten nicht nur die gesam­te Palet­te der Recy­cling PET-Pro­duk­te aus einer Hand an, son­dern schlie­ßen mit unse­rem Gesamt­kon­zept, von der Logis­tik und Ver­wer­tung von gebrauch­ten PET-Pfand­fla­schen bis zum PET-ReGra­nu­lat für die Geträn­ke- und Lebens­mit­tel­in­dus­trie, die kom­plet­te Kreis­lauf­wirt­schaft“, heißt es in einer Prä­sen­ta­ti­on des in den 1970er Jah­ren gegrün­de­ten Unternehmens.

4.000 Qua­drat­me­ter misst die neue Hal­le, die auf einem Grund­stück in Nach­bar­schaft zum Logis­ti­ker Next­Phar­ma ent­stan­den ist. Wer drau­ßen vor der Tür steht, hört nichts, auch in den Büros des Ver­wal­tungs­trak­tes ist es ruhig. Beim Betre­ten der Betriebs­hal­le erschließt sich dem Besu­cher aller­dings, war­um das Unter­neh­men sechs Mil­lio­nen Euro nur ins Gebäu­de inves­tiert hat. Denn die dicken Beton­wän­de schir­men den Lärm der Pro­duk­ti­ons­ma­schi­ne ab, dem Herz­stück von „RCS Pla­s­tics“. 40 Meter lang ist das hoch­mo­der­ne Unge­tüm, das rund 16 Stun­den benö­tigt, um in einem auf­wän­di­gen, voll­au­to­ma­ti­sier­ten Ver­fah­ren aus PET-Flakes qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ge klei­ne Kügel­chen zu pro­du­zie­ren, aus denen neue PET-Fla­schen entstehen.

Dabei geht es heiß her, denn die Recy­cling­res­te wer­den in dem ther­mi­schen Ver­fah­ren auf 280 Grad erhitzt. „Alle Pro­zes­se fin­den unter Stick­stoff bzw. Vaku­um­at­mo­sphä­re statt, um die über­durch­schnitt­li­che Qua­li­tät zu gewähr­leis­ten“, berich­te­te Betriebs­lei­ter Tho­mas Hay­ner beim Rund­gang. Für die regel­mä­ßi­ge Qua­li­täts­kon­trol­le sorgt ein hoch­wer­tig aus­ge­stat­te­tes, haus­ei­ge­nes Labor. Hier wird nicht nur das Recy­cling­ma­te­ri­al, also die PET-Flakes, unter­sucht, son­dern auch das fer­ti­ge Produkt.

Der Kreis­lauf beginnt im Super­markt, wenn der Kun­de sei­ne lee­re Pfand­fla­sche in den Auto­ma­ten steckt.

Damit kein Fremd­ma­te­ri­al ins Gra­nu­lat gelangt, gibt es im Lau­fe des Pro­duk­ti­ons­ver­fah­rens meh­re­re Stel­len, an denen die Maschi­ne selbst­stän­dig Stof­fe aus­sor­tiert. So zum Bei­spiel ganz am Anfang ein Laser, der uner­wünsch­te Fremd­kör­per mit Luft­druck aus den Flakes aus­bläst. Rund 800.000 Euro kos­tet laut Hay­ner allein die­se Anla­ge. Am Ende des Pro­duk­ti­ons­pro­zes­ses, bevor das Gra­nu­lat in Trans­port­sä­cke abge­füllt wird, wer­den mit einem Sieb zu klein oder groß gera­te­ne Kügel­chen der erneu­ten Ver­wer­tung zuge­führt. Wie gesagt: Der Kreis­lauf beginnt im Super­markt, wenn der Kun­de sei­ne lee­re Pfand­fla­sche in den Auto­ma­ten steckt. Jetzt kommt die Fir­ma „RCS Ent­sor­gung“ zum Ein­satz, die das Mate­ri­al abholt und zum Betriebs­stand­ort an der Capel­ler Stra­ße bringt. Hier küm­mert sich dann der nächs­te Betriebs­zweig „RCS Roh­stoff­ver­wer­tung“ um die Wei­ter­ver­ar­bei­tung. In der Sor­tier­an­la­ge erfolgt eine Farb­sor­tie­rung der PET-Fla­schen, anschlie­ßend wer­den durch Zer­klei­nern, Waschen, Tren­nen und Trock­nen sor­ten­rei­ne Flakes her­ge­stellt, aus denen neu­es Ver­pa­ckungs­ma­te­ri­al entsteht.

Die Flakes gehen ent­we­der direkt zum Kun­den oder wer­den bei „RCS Pla­s­tics“ zu PET-ReGra­nu­lat (Food) für die Lebens­mit­tel­in­dus­trie wei­ter­ver­ar­bei­tet. Am Ende des Kreis­laufs fin­det der Kun­de eine neue Fla­sche im Super­markt­re­gal. Abneh­mer des Gra­nu­lats sind laut Haus­chopp-Fran­cke füh­ren­de Geträn­ke­her­stel­ler und Mineralwasserbrunnen.

Die neue Betriebs­stät­te im Nord­lip­pe­park bie­tet Raum für eine wei­te­re Expan­si­on. Geplant ist, eine zwei­te Maschi­ne am Stand­ort zu instal­lie­ren, um die Pro­duk­ti­ons­ka­pa­zi­tä­ten zu erhö­hen und die ste­tig stei­gen­de Nach­fra­ge der Geträn­ke­bran­che nach Kunst­stoff­re­gra­nu­la­ten bedie­nen zu kön­nen. Außer­dem wer­den auf dem Außen­ge­län­de Silos auf­ge­baut, mit denen die Ver­la­dung für den Trans­port opti­miert wird.

Der Stoff, aus dem das Mate­ri­al für neue Fla­schen ent­steht: Betriebsleiter Tho­mas Hay­ner zeigt die aus alten PET-Fla­schen gewon­ne­nen Kunst­stoff-Flakes. Foto: Klaus Brüggemann

Mit dem neu­en Stand­ort ist der Mit­ar­bei­ter­stamm auf 160 Beschäf­tig­te gewach­sen. RCS legt gro­ßen Wert auf die Aus­bil­dung eige­ner Kräf­te, 20 Azu­bis sind der­zeit im Unter­neh­men beschäf­tigt. Hin­zu kom­men vier jun­ge Mitarbeiter/innen, die ein berufs­be­glei­ten­des Stu­di­um absol­vie­ren. Aus­ge­bil­det wer­den Indus­trie­kauf­leu­te, Maschi­nen- und Anlagenführer/innen, Berufskraftfahrer/innen und Industriemechaniker/innen.

Apro­pos Stu­den­ten: Sohn Hen­rik Fran­cke absol­viert gera­de ein Stu­di­um zum Wirt­schafts­in­ge­nieur und tüf­telt gemein­sam mit sei­nem Stu­di­en­kol­le­gen Vin­cent Mül­ler an einer wei­te­ren Ver­wer­tung des PET-Gra­nu­lats. Am 3‑D-Dru­cker ent­stan­den aus dem Mate­ri­al bereits meh­re­re Objek­te, unter ande­rem ein Modell des RCS-Betriebs an der Capel­ler Stra­ße. „Viel­leicht lässt sich das irgend­wann ver­mark­ten“, ist der Juni­or opti­mis­tisch. Sei­ne Eltern unter­stüt­zen ihn in sei­nem Engagement.

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