Sonntag, April 2, 2023

„BIN” sammelt Argumente gegen geplantes Gewerbegebiet

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Wer­ne. Die Bür­ger­initia­ti­ve „BIN“ gegen das geplan­te Gewer­be- und Indus­trie­ge­biet an der Nord­lip­pe­stra­ße hat sich nach ihrer Grün­dung Ende März in die inhalt­li­che Arbeit gestürzt. Und das bedeu­tet Fleiß­ar­beit, denn durch umfang­rei­che Recher­chen sol­len Argu­men­te gegen die Plä­ne der Stadt Wer­ne gesam­melt wer­den, am nörd­li­chen Orts­ein­gang auf einer 32 Hekt­ar gro­ßen Flä­che Gewer­be anzusiedeln.

Die BIN sieht im Ein­klang mit der Kli­ma­schutz­in­itia­ti­ve „Natürlich!Werne“ erheb­li­che Nach­tei­le für die Stadt Wer­ne, wenn die­ses Vor­ha­ben in die Tat umge­setzt wird. Die Flä­che am Kreis­ver­kehr Nordlippestraße/Münsterstraße ist Teil eines Koope­ra­ti­ons­stand­or­tes, den der Regio­nal­ver­band Ruhr für die Ansied­lung groß­flä­chi­ger Indus­trie­an­sied­lun­gen ab einer Flä­che von fünf Hekt­ar fest­schrei­ben will. Der Stadt­ent­wick­lungs­aus­schuss hat­te in sei­ner Sit­zung im März beschlos­sen, das Bebau­ungs­plan­ver­fah­ren ein­zu­lei­ten.

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Zur Arbeit der BI gehört auch der Blick über den Tel­ler­rand, sprich, über die Stadt­gren­zen hin­aus. In einer Online-Kon­fe­renz sind die Mit­glie­der jetzt mit einer wei­te­ren Bür­ger­initia­ti­ve in Kon­takt getre­ten, die gegen ein Indus­trie­ge­biet auf einem Regio­nal­stand­ort in Dins­la­ken kämpft. Man sei dank­bar für die umfang­rei­chen Infor­ma­tio­nen und Erfah­run­gen, die die bereits 2007 gegrün­de­te BIGG Dins­la­ken mit ihnen geteilt haben, schreibt die BI in einer Pressemitteilung.

Die Bür­ger­initia­ti­ve weist aus­drück­lich dar­auf hin, dass sie nicht grund­sätz­lich gegen die Ansied­lung von Gewer­be in Wer­ne sei. „Aller­dings exis­tie­ren im Stadt­ge­biet noch ins­ge­samt knapp 35 Hekt­ar Gewer­be­flä­chen, die jetzt schon als sol­che aus­ge­wie­sen sind und sofort zur Ver­fü­gung ste­hen wür­den“, heißt es in der Pres­se­mit­tei­lung. Eine Aus­sa­ge, die Wirt­schafts­för­de­rin Caro­lin Brautlecht nicht bestä­ti­gen kann. Der­zeit ste­he in Wer­ne kei­ne grö­ße­re Gewer­be­flä­che mehr zur Ver­fü­gung, alle frei­en Grund­stü­cke sei­en reser­viert, unter ande­rem für spä­te­re Erwei­te­run­gen bestehen­der Unter­neh­men, sag­te sie auf Nach­fra­ge von WERNEplus.

Die Pla­nung las­se es zu, dass in dem neu­en Gebiet auch Unter­neh­men ange­sie­delt wer­den kön­nen, die stark emit­tie­ren oder einen Betrieb im Sin­ne der Stör­fall-Ver­ord­nung nach der Bun­des­im­mis­si­ons­schutz­ver­ord­nung dar­stel­len, schreibt die BI wei­ter. Zudem sei ein 24-Stun­den-Betrieb an sie­ben Tagen in der Woche zuläs­sig, was für den Wer­ner Bür­ger weit­rei­chen­de Fol­gen habe. Caro­lin Brautlecht ver­si­cher­te noch ein­mal, dass die Aus­wahl der Unter­neh­men aus­schließ­lich in der Hand der Stadt Wer­ne lie­ge. Dabei wür­den, wie auch bei Ansied­lun­gen in den bestehen­den Gewer­be­ge­bie­ten, stren­ge Maß­stä­be ange­legt. Die Zahl und Qua­li­tät der Arbeits­plät­ze, aber auch die Umwelt­ver­träg­lich­keit, sei­en wich­ti­ge Kri­te­ri­en. Brautlecht: „Die Ent­schei­dung trifft der Haupt- und Finanz­aus­schuss der Stadt Wer­ne und nicht der Regio­nal­ver­band Ruhr.“ Im Gegen­satz dazu behaup­tet die BI in ihrer Pres­se­mit­tei­lung, dass die Stadt mit der Eröff­nung des Bau­leit­ver­fah­rens den Ein­fluss auf die Ansied­lung aus der Hand gege­ben hat. „Es ist sehr wahr­schein­lich, dass die Stadt nicht das letz­te Wort haben wird, wel­ches Gewer­be sich an der Nord­lip­pe­stra­ße ansie­delt.“ Aus wel­chen Quel­len sie ihre Infor­ma­tio­nen bezieht, teilt die Initia­ti­ve nicht mit.

Neben dem Ver­lust des „grü­nen Tores zum Müns­ter­land“ fürch­tet die BI auch eine Min­de­rung der Lebens­qua­li­tät durch die Zunah­me von Emis­sio­nen wie Geräu­sche, Licht, Luft­ver­un­rei­ni­gun­gen, Wär­me und des Ver­kehrs­auf­kom­mens. „Auch das wirt­schaft­li­che Risi­ko für den Bür­ger ist noch nicht abseh­bar“, schreibt die BI. Neben den per­sön­li­chen Risi­ken wie Wert­min­de­rung für das per­sön­li­che Eigen­tum der in der Nach­bar­schaft zum Indus­trie­ge­biet leben­den Bür­ger sei auch davon aus­zu­ge­hen, dass gleich­zei­tig ande­re Kos­ten stei­gen. „Denn soll­te es durch die Neu­an­sied­lung wei­te­rer Unter­neh­men güns­ti­gen­falls dazu kom­men, dass neue Bür­ger nach Wer­ne zie­hen, wür­den gleich­zei­tig das Miet­ni­veau sowie die Ent­wick­lung der Grund­stücks­prei­se über­pro­por­tio­nal stei­gen“, heißt es in der Pres­se­mit­tei­lung. Eine wei­te­re Fol­ge für die Anwoh­ner sei, dass durch die zu erwar­ten­de ver­min­der­te Grund­was­ser­neu­bil­dung ein Ver­sor­gungs­pro­blem mit Brun­nen­was­ser auf­tre­ten kön­ne. Hier­von sei­en vor allem Bewoh­ner des länd­li­chen Raums betrof­fen, die über kei­nen Gel­sen­was­ser-Anschluss ver­fü­gen. Mit der Ablei­tung von Ober­flä­chen­was­ser in die Hor­ne kön­ne zudem eine Über­schwem­mungs­ge­fahr drohen.

„Die Ent­wick­lung und Ver­mark­tung eines Gewer­be-/In­dus­trie­stand­or­tes die­ser Grö­ßen­ord­nung ist aber auch mit erheb­li­chen finan­zi­el­len Risi­ken für die Stadt Wer­ne ver­bun­den, zumal man hier in einem inten­si­ven Wett­be­werb mit zahl­rei­chen regio­na­len Koope­ra­ti­ons­stand­or­ten steht“, schreibt die BI. Denn sei eine Ver­mar­kung nicht erfolg­reich, wür­den letzt­end­lich die Ein­woh­ner der Stadt Wer­ne das finan­zi­el­le Risi­ko über Steu­ern und Abga­ben tra­gen. Ande­rer­seits sei bei einer erfolg­rei­chen Ver­mark­tung davon aus­zu­ge­hen, dass auf­grund der Grö­ßen­ord­nung des Gebie­tes die Stadt Wer­ne eine Tages­dienst­pflicht für haupt­be­ruf­li­che Feu­er­wehr­leu­te ein­rich­ten müs­se. „Das wür­de nach letz­ten Anga­ben der Stadt sie­ben­stel­li­ge Kos­ten­bei­trä­ge erzeu­gen“, so die BI.

Die Bür­ger­initia­ti­ve kün­digt an, dass sie in den nächs­ten Wochen mit Trans­pa­ren­ten, die am betrof­fe­nen Gebiet auf­ge­stellt wer­den sol­len, auf ihr Anlie­gen auf­merk­sam machen will. Auch eine Home­page (www.BINdabei-werne.de) soll in Kür­ze online gehen. Inter­es­sier­te, die mit der BI in Kon­takt tre­ten möch­ten, könn­ten sich unter Tel. 01573/5748345 oder E‑Mail: BIN-Werne@posteo.de melden.

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