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Wer­ne. Am Mon­tag ist Tho­mas Wege­ner, Mit­be­grün­der von WERN­Eplus, töd­lich ver­un­glückt. Autor und Ver­le­ger Magnus See erin­nert an einen hoch­ge­schätz­ten Jour­na­lis­ten und Menschen.

Ich bin noch immer ziem­lich sprach­los. Aber ich will trotz­dem ver­su­chen, ein paar Wor­te zu fin­den. Einer der bes­ten Men­schen wur­de Mon­tag aus dem Leben gerissen.

Als mir sein enger Freund Huber­tus Water­hues von Tho­mas Wege­ners plötz­li­chem Tod berich­te­te, dach­te ich, das müss­te ein Tipp­feh­ler sein. Und über Tipp­feh­ler konn­te sich Tho­mas so rich­tig schön ärgern – und amüsieren!

Ich habe ihn zunächst als enga­gier­ten Redak­teur von „Wer­ne am Sonn­tag” auf Pres­se­ter­mi­nen ken­nen­ge­lernt, aber schnell waren wir freund­schaft­lich mit­ein­an­der ver­bun­den. Vor allem unse­re Lei­den­schaft für Lite­ra­tur hat uns vie­le schö­ne, lan­ge Gesprä­che gebracht, auch nach den Presseterminen.

Ich war von sei­nem brei­ten Wis­sen beein­druckt, von sei­ner Lei­den­schaft für den Lokal­jour­na­lis­mus und sei­ner jour­na­lis­ti­schen (und mensch­li­chen) Ethik. Nach der Schlie­ßung von „Wer­ne am Sonn­tag” star­te­te er mit Werneplus.de gera­de ein Pro­jekt, für das er enthu­si­as­tisch war und sich freu­te, zusam­men mit André Wag­ner wie­der eine hoch­wer­ti­ge Bericht­erstat­tung über sei­ne Stadt zu schrei­ben. Ich freu­te mich rie­sig, als ich hör­te, dass Tho­mas mit And­re zusam­men das Online-News­por­tal über Wer­ne gestal­ten wird. Er erzähl­te mir, wie sehr ihn die Schlie­ßung von „Wer­ne am Sonn­tag” doch getrof­fen hat­te, denn sei­en wir mal ehr­lich: Tho­mas war „Wer­ne am Sonn­tag”. Als sein Ver­lag frag­te, was er sich denn für eine Posi­ti­on vor­stel­len könn­te, ant­wor­te­te er nur:

„Ich kann mir nur vor­stel­len, wei­ter für Wer­ne zu schrei­ben. Lasst mich hier sit­zen und weitermachen.”

Die Stadt Wer­ne lag Tho­mas Wege­ner am Her­zen. Und er hat­te ver­stan­den, wie man Lokal­jour­na­lis­mus gestal­tet, kri­tisch, ohne rei­ße­risch zu sein, zu hin­ter­fra­gen, aber nicht Face­book­pos­tings als Quel­le zu bemü­hen. Er wuss­te, was man schrei­ben konn­te und was man bes­ser weg ließ. So genoss er das unbe­ding­te Ver­trau­en hier im „Dorf”.

Wir hat­ten den Luxus, dass er zu Pres­se­ter­mi­nen z.B. bei Buch­ver­öf­fent­li­chun­gen immer dabei war und poin­tier­te und wohl­wol­len­de Arti­kel ver­fasst hat. In der Regel schrieb er für WaS kei­ne Nach­be­richt­erstat­tun­gen, weil er der Mei­nung war, dass die Ver­an­stal­tun­gen längst pas­sé waren, wenn die neue Aus­ga­be erschien. Beim Lite­ra­Tur­nier in der Stadt­bü­che­rei aber war er immer bis zum Schluss dabei und schrieb aus­führ­lich, wie wir Wer­ner „Pro­mis” uns über Bücher strit­ten. Er konn­te immer sehr gut die Atmo­sphä­re des Abends wie­der­ge­ben und den Lesern das Gefühl ver­mit­teln, dass man wirk­lich was ver­passt hat­te, wenn man nicht dabei war. Ich habe noch jeden Arti­kel von ihm aufgehoben.

Tho­mas Wege­ner hat sich nie beson­ders ernst oder wich­tig genom­men. Sei­ne Lach­fal­ten um die Augen ver­rie­ten, was für ein warm­her­zi­ger Mensch er war. Ich mer­ke gra­de, dass ich in ers­ter Linie an den lachen­den Tho­mas zurück­den­ke und ihn so in Erin­ne­rung behal­te. Wir haben uns neben den Gesprä­chen über Lite­ra­tur auch aus­ge­tauscht über die Wich­tig­tu­er in unse­rer Stadt, viel über die­se gelacht sowie über Tipp­feh­ler in Zei­tun­gen und Außen­gas­tro­no­mien. Wir haben über das Selbst­ver­ständ­nis von Lokal­jour­na­lis­ten gere­det und über den Umgang der Men­schen miteinander.

Ein Run­ning Gag zwi­schen uns war immer mein nie fer­tig wer­den wol­len­der Roman. Und aus­ge­rech­net du bekommst jetzt nicht mehr mit, wenn er fer­tig wird!

Und dann erin­ne­re ich mich an ein Gespräch nach einem Lite­ra­Tur­nier. War­um auch immer kamen wir auf das The­ma Ster­ben. Tho­mas war immer beschei­den und prag­ma­tisch. So sag­te er:

„Wenn ich der­mal­einst [sein Wort!] ins Jen­seits tre­te, bleibt von mir haupt­säch­lich eine gro­ße Biblio­thek im Wohn­zim­mer übrig.”

Nein, Tho­mas, von dir bleibt noch so viel mehr übrig. Dan­ke für dei­ne Freund­schaft. Gute Reise.

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