Samstag, März 25, 2023

Wenn Spielgeräte Barrieren schaffen

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Wer­ne. Anika Hils­mann ist mit ihren Kin­dern auf einem Spiel­platz. Am Dreh­ka­rus­sell, auf dem ihre Zwil­lin­ge toben, fragt eins: „Was ist das für ein Bügel?“. Auch Hils­mann kann es erst nicht rich­tig zuord­nen. Eine Metall­stan­ge und etwa zwei Qua­drat­me­ter gro­ße Flä­che zie­ren eine Sei­te des Karus­sells. Nach eini­gen Über­le­gun­gen wird klar: Es han­delt sich um ein behin­der­ten­ge­rech­tes Spiel­ge­rät vor dem War­te­be­reich der Kli­nik in Unna-Königsborn.

„Mein Mann und ich haben dann über­legt: Gibt es in Wer­ne über­haupt einen Spiel­platz für Geh­be­hin­der­te? Und schnell sind wir zu dem Ent­schluss gekom­men – nein“, sagt Hils­mann. Bar­rie­re­frei – das sei­en so gut wie alle Spiel­plät­ze, Kitas und Schu­len. Das hei­ße aber noch lan­ge nicht, dass die Anla­gen auch behin­der­ten­ge­recht sind. „Es gibt kei­ne Schau­keln, Bud­del­kis­ten oder Spiel­ge­rä­te, die für geh­be­hin­der­te Kin­der infra­ge kom­men. Sie kön­nen den Spiel­platz zwar betre­ten, müs­sen sonst aber nur zuschau­en, wie die ande­ren Kin­der toben“, sagt die 39-Jäh­ri­ge. Hils­mann selbst ist nicht von dem Pro­blem betrof­fen, auch ihre Zwil­lin­ge nicht. Dass es Kin­der gibt, die durch man­geln­de Spie­ler­ä­te nicht am gesell­schaft­li­chen Leben teil­neh­men kön­nen, nimmt sie trotz­dem mit. „Sie füh­len sich so schon aus­ge­schlos­sen, da muss man nicht noch mehr Aus­gren­zung schaf­fen“, ist sich die gebür­ti­ge Wer­ne­rin sicher.

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Hils­mann wand­te sich an alle Par­tei­en mit der Bit­te, das The­ma auf­zu­grei­fen. Nur ein alter Bekann­ter von der Lin­ken mel­de­te sich zurück und sag­te, er wol­le das The­ma ange­hen. Auch dem Bür­ger­meis­ter Lothar Christ habe Hils­mann geschrie­ben. Christ hal­te das The­ma eben­falls für wich­tig und will es in der nächs­ten Rats­sit­zung anspre­chen. Er habe Hils­mann auch gebe­ten, eini­ge Bei­spiel­städ­te zu nen­nen, in denen es sol­che Spiel­ge­rä­te gibt. „Ich muss­te ewig lan­ge im Inter­net suchen, bis ich über­haupt etwas gefun­den habe. In Kiel oder Nord­kir­chen gibt es wel­che“, so Hils­mann. Die­se gren­zen aber oft an spe­zi­el­le Kli­ni­ken an und sei­en nicht immer öffentlich.

„Es geht ja nicht nur um die Kin­der. Auch älte­re Besu­cher mit Rol­la­tor oder Behin­de­rung wol­len womög­lich mit ihren Enkeln auf den Spiel­platz“, sagt Hils­mann. Die Anfahrt zu den ein­zel­nen Spiel­ge­rä­ten mit einem Roll­stuhl sei oft durch Kies oder unebe­ne Wie­sen nicht möglich.

Dass die behin­der­ten­ge­rech­ten Spiel­ge­rä­te wesent­lich teu­rer sind als her­kömm­li­che Gerä­te, ist Hils­mann durch­aus bewusst. Aber gera­de bei Insti­tu­tio­nen, die sich behin­der­ten­ge­recht und inte­gra­tiv nen­nen, sei­en geeig­ne­te Spiel­flä­chen sehr wich­tig. Auf die Fra­ge, ob in der Stadt über­haupt Bedarf an sol­chen Spiel­ge­rä­ten besteht, hat die Wer­ne­rin eine kla­re Ant­wort: „Und wenn nur ein geh­be­hin­der­tes Kind am Ende ein pas­sen­des Spiel­ge­rät hat – das reicht schon aus“.

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