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Wer­ne. Die „Löwen­burg” war ein Modell­pro­jekt des Jugend­amts der Stadt Wer­ne, um einen Bei­trag zur Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen zu leis­ten. Geplant sei ein „Kin­der­la­den“, berich­te­te die dama­li­ge Dezer­nen­tin Elke Kap­pen im Pres­se­ge­spräch. Sie hat­te das Kon­zept ent­wi­ckelt und För­der­mit­tel beim Land NRW bean­tragt. Mit Erfolg. Das Pro­jekt kam ins Rollen.

„Kin­der­la­den”? Der Arbeits­ti­tel schien nicht pas­send, schließ­lich soll­te ja kei­ne Kin­der­klei­dung ver­kauft wer­den. Das erkann­te auch Chris­ti­na Schmidt von der Jugend­hil­fe. Ihr wur­de die Lei­tung der neu­en Ein­rich­tung über­tra­gen. „Auch im Freun­des­kreis hieß es immer, der Name klin­ge komisch. Also haben wir am ‚run­den Tisch’ lan­ge über­legt”, erin­nert sich die heu­te 32-Jäh­ri­ge. „Die Kin­der, die es zu uns geschafft haben, müs­sen ein­fach löwen­stark sein. Und die Burg steht für einen geschüt­zen Raum. So war die ‚Löwen­burg’ geboren.”

Die Unter­stüt­zung in der Stadt für das Pro­jekt war rie­sen­groß. Das Stadt­mar­ke­ting ent­wi­ckel­te einen Schrift­zug für die „Löwen­burg”, der am Stand­ort Neu­tor ange­bracht wur­de. Der Lions­club Wer­ne in West­fa­len steu­er­te die Spiel­ge­rä­te bei, schaff­te eine Mar­ki­se an und half auch noch den Außen­be­reich aufzupeppen.

Christina Schmidt (mitte) mit Ehrengästen wie Carolin Brautlecht (links) und Stefanie Kißmann (Jugendhilfe) bei der offiziellen Eröffnung. Foto: Archiv
Chris­ti­na Schmidt (mit­te) mit Ehren­gäs­ten wie Caro­lin Brautlecht (links) und Ste­fa­nie Kiß­mann (Jugend­hil­fe) bei der offi­zi­el­len Eröff­nung. Foto: Archiv

„Letzt­lich wuss­ten wir nicht, wie­vie­le Flücht­lings­fa­mi­lie das Ange­bot anneh­men. Es war ja frei­wil­lig”, sagt Chris­ti­na Schmidt. Es wur­de mit drei Grup­pen, also mit rund elf bis 15 Kin­dern geplant. Die Arbeits­ge­mein­schaft Flücht­lin­ge e.V. (AGF) zeig­te sich damals skep­tisch, man habe mit die­ser Anzahl hoch gepo­kert. Hin­ter­grund: In vie­len Her­kunfts­län­dern gibt es die Insti­tu­ti­on Kin­der­gar­ten gar nicht, ande­re hät­ten auf­grund von Krieg nie­mals einen besucht. „Schließ­lich war die Reso­nanz über­wäl­ti­gend. Wir muss­ten auf sie­ben Grup­pen erhö­hen, 30 bis 40 Kin­der waren da, manch­mal sogar 60 auf ein­mal”, schmun­zelt Chris­ti­na Schmidt. Kon­se­quenz: Sie muss­te bzw. durf­te neue Mit­ar­bei­ter einstellen.

Das Ange­bot habe sich sehr schnell unter den Flücht­lings­fa­mi­li­en her­um­ge­spro­chen. Die AGF mach­te mit mehr­spra­chi­gen Fly­ern auf die „Löwen­burg” auf­merk­sam. „Wir waren schon sehr auf­ge­regt, auf wel­che kul­tu­rel­len Hin­ter­grün­de wir tref­fen. Hin­zu kamen noch die Sprach­bar­rie­ren. Und da wir Vor­rei­ter waren, konn­ten wir uns auch nir­gend­wo etwas abgu­cken”, so Chris­ti­na Schmidt weiter.

Es kam der Tag der offi­zi­el­len Eröff­nung mit dem dama­li­gen NRW-Minis­ter Rai­ner Schmelt­zer, Bür­ger­meis­ter Lothar Christ, Ver­tre­tern des Lions­clubs und wei­te­ren Ehren­gäs­ten – sowie natür­lich den „Löwenburg”-Kindern der ers­ten Stun­de. Alle zusam­men fei­er­ten ein gro­ßes Som­mer­fest im Juli 2016. „So hät­ten wir uns natür­lich auch ger­ne ver­ab­schie­det. Lei­der hat uns die Coro­na-Pan­de­mie das ver­sagt”, meint Schmidt traurig.

Eine große Eröffnungsfeier gab es. Zum Abschied hätte sich Christina Schmidt auch eine Party gewünscht. Foto: Archiv
Eine gro­ße Eröff­nungs­fei­er gab es. Zum Abschied hät­te sich Chris­ti­na Schmidt auch eine Par­ty gewünscht. Foto: Archiv

Im drit­ten Teil unse­rer Serie, dem gro­ßen Inter­view mit Chris­ti­na, Leo­nie und Eri­ka Schmidt, wird deut­lich, dass die „Löwen­burg” für die drei Frau­en und ihre Mit­ar­bei­ter nicht nur Arbeit war, son­dern auch viel Herz dahintersteckte.

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