Dienstag, März 21, 2023

Straßenbau in Werne: Von der Pferdewalze bis zur Teermaschine

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Wer­ne. Bei dem Blick in his­to­ri­sche Akten erschließt sich die Ver­gan­gen­heit und ihre Bedeu­tung für die Gegen­wart immer wie­der neu. Bei der Sich­tung einer 16 Zen­ti­me­ter dicken preu­ßi­schen Stra­ßen­bau­ak­te wur­de die Archi­va­rin und His­to­ri­ke­rin des Stadt­ar­chivs, Susan­ne Maetz­ke, auf span­nen­de Details zur Geschich­te der Ver­kehrs­tech­nik aus der Zeit der Wei­ma­rer Repu­blik in Wer­ne aufmerksam.

„Der Stra­ßen­bau spiel­te lan­ge Zeit nur eine unter­ge­ord­ne­te Rol­le. Bahn, Post und Was­ser waren in Preu­ßen nach dem Sieg über Napo­le­on von grö­ße­rem Inter­es­se”, erklärt Susan­ne Maetz­ke. Erst 1903 wur­de im Preu­ßi­schen Innen­mi­nis­te­ri­um für West­fa­len eine Wege­bau-Abtei­lung eingerichtet.

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Anfang der 1920er wur­de auch für die Stadt Wer­ne der Stra­ßen­bau immer wich­ti­ger. Die Bevöl­ke­rung der Acker­bür­ger­stadt Wer­ne, seit der Jahr­hun­dert­wen­de Zechen­stand­ort, hat­te sich bis zum Jahr 1925 fast ver­vier­facht. Die Zechen­bahn Wer­ne-Erme­ling­hof konn­te seit 1904 als öffent­li­ches Ver­kehrs­mit­tel genutzt wer­den. 1906 fuhr das ers­te Auto durch Wer­ne und eine elek­tri­sche Klein­bahn ver­band Unna-Kamen-Wer­ne. Sie ermög­lich­te seit 1912 den Umstieg bis nach Dortmund.

In der Akte stieß die Wer­ner Archi­va­rin auf ver­stärk­te Akti­vi­tä­ten der Stadt in Sachen Stra­ßen­bau. Ein aus­wär­ti­ger Unter­neh­mer wur­de 1924 abge­setzt, die Auf­ga­ben selbst über­nom­men, wie der Kauf einer Pfer­de­wal­ze zur Ver­bes­se­rung der Stra­ßen für 630 Mark vom Kreis Lüding­hau­sen. „Das war viel Geld für das gebrauch­te und dazu noch beschä­dig­te Gerät. Man hat­te es schein­bar eilig”, schil­dert Maetzke.

In Anbe­tracht der rasch vor­an­schrei­ten­den Ent­wick­lung im Stra­ßen­bau wur­den die jähr­li­chen Zusam­men­stel­lun­gen der erfor­der­li­chen Mit­tel und Maß­nah­men zur Stra­ßen­in­stand­set­zung immer umfang­rei­cher. Nach Magis­trats­be­schluss soll­ten jedes Jahr zehn Pro­zent der städ­ti­schen Chaus­seen neu über­schüt­tet wer­den. „Zum Ver­fül­len der Stra­ße ver­wen­de­ten die Arbei­ter Zechen­schla­cke, die mit Pfer­de­fuhr­wer­ken trans­por­tiert wur­den. Da hat­te Wer­ne als Zechen­stand­ort einen gro­ßen Vor­teil”, weiß Susan­ne Maetz­ke. Auf die Pfer­de­wal­ze folg­te zwei Jah­re spä­ter eine Dampf­wal­ze, was „einen gro­ßen Sprung” dar­stell­te. Bemer­kens­wert, wie die His­to­ri­ke­rin fin­det, da die Mobi­li­tät der Bevöl­ke­rung damals noch sehr gering war.

In der Akte ist der Kauf einer Teermaschine dokumentiert. Foto: Wagner
In der Akte ist der Kauf einer Teer­ma­schi­ne doku­men­tiert. Foto: Wagner

1927 tauch­te erst­mals der Begriff Asphalt als staub­frei­er und geräusch­lo­ser Stra­ßen­be­lag auf. Im glei­chen Jahr erfolg­te die Pflas­te­rung der Burg­stra­ße. 1928 muss­te die Stadt 23 Kilo­me­ter Stra­ßen unter­hal­ten. So wur­de die Lebens­dau­er des ver­wand­ten Belags immer bedeu­ten­der. Das Stadt­bau­amt schlug daher 1928 erst­mals für geeig­ne­te Stra­ßen den Kalt-Teer Col­zu­ma vor. Der Kalt­asphalt-Spreng­ap­pa­rat „Rekord” wur­de ange­schafft, dann auch die Lip­pe­stra­ße bis hoch zur Sto­cku­mer Stra­ße überschüttet.

„Die Akte ver­an­schau­licht das Leben in Wer­ne in den 1920er Jah­ren, ver­weist auf die Ent­wick­lun­gen des städ­ti­schen Stra­ßen­baus und macht auf High­lights der Tech­nik­ge­schich­te auf­merk­sam”, so Susan­ne Maetz­ke über die span­nen­den Ent­de­ckun­gen wäh­rend der Recherche.

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